Schultes, Joseph August#
Joseph August Schultes
* 14.4.1773, Wien † 21.4.1831 Landshut (Deutschland)
Arzt, Botaniker, Publizist
Der Sohn eines bayrischen Schmiedes, der in Wien in gräflichen Diensten stand, studierte Hier an der philosophischen und medizinischen Fakultät. 1794 publizierte Joseph August Schultes die erste Systematik einheimischer Pflanzen ("Oestreichs Flora").
1796 eröffnete er eine Arztpraxis in Wien und erhielt ein Jahr später an der Theresianischen Ritterakademie den Lehrstuhl für Botanik und Naturgeschichte.
1802 war er einer der ersten Besteiger des Großglockners. Als "Ewige Schande für die Geographie" bezeichnete 1804 J. A. Schultes in seinem Reiseführer Reise auf den Glockner das Nichtvorhandensein einer genauen Karten der Glocknergruppe. Die damals beste verfügbare Karte stammte von Peter Ainch, einem Bauern aus Nordtirol, der in Anerkennung der außerordentlichen Höhe des Glockners diesen auf seiner Karte als schlanke Spitze eintrug - das war aber auch alles, was dieser aus dem Glocknergebiet eintrug.
Aus politischen Gründen - Schultes war habsburgfeindlich und ein Anhänger Napoleons - ließ er sich 1806 zunächst nach Krakau versetzen, wo er den botanischen Garten erneuerte. Dann wanderte er nach Bayern aus und unternahm ausgedehnte Studienreisen.
Schultes lebte im Spannungsfeld von Aufklärung und Romantik. Weltanschaulich war er Philanthrop, Kosmopolit, Kritiker von Politikern und Klerus, als Forscher exakt-empirisch. Seine mit eigenen Illustrationen versehenen Reisebeschreibungen galten lange Zeit als vorbildlich. Er schilderte die Naturschönheiten in romantischer Art, wodurch er indirekt den Tourismus förderte. Zugleich warnte er vor Missbrauch und Raubbau an Rohstoffen. Von seinen botanischen Forschungen ausgehend, widmete er sich der Land- und Forstwirtschaft. Er befasste sich zudem mit Bergwerken, Salzgewinnnung, Industrie und Gewerbe und der medizinischen Versorgung der Landbevölkerung.
Joseph August Schultes gehörte mehreren bedeutenden wissenschaftlichen Vereinigungen an. Sein Hauptwerk ist die zehnbändige Neubearbeitung von Linnés "Systema Vegetabilium", gemeinsam mit Johann J. Römer und seinem Sohn Julius Hermann Schultes (1804-1840). Die Pflanzengattung Schultesia Mart. wurde nach ihm benannt. Schultes war ungemein vielseitig. Er beschäftigte sich Ende des 18. Jahrhunderts unter anderem mit den Eigenschaften des Sauerstoffs und der Berechnung des Atemluftverbrauchs des Menschen. 1792 erfand er einen offenen Taucherhelm mit separater Versorgung mit komprimiertem Sauerstoff und war davon überzeugt, dass „diese Sache ins Grosse gehen kann“. Schultes selbst konnte das Gerät aufgrund verschiedener technischer Schwierigkeiten in Wien selbst nicht bauen, und auch bei seinen Freunden im Ausland, denen er die Idee anvertraute, fand er keine Hilfe.
Einige Jahre später wurden in England und Frankreich zwei fast baugleiche Tauchgeräte veröffentlicht, die nach der Überzeugung von Schultes nach seinen Ideen entstanden sind. Für Schultes, der inzwischen in Landshut wohnte, begann damit ein Kampf um das Vorrecht an seiner Erfindung, der bis zu seinem Tod anhielt. Heute muss Joseph August Schultes auch als bedeutender Techniker und Naturwissenschaftler gesehen werden, welcher nicht nur bereits 1792 und damit als erster die Idee hatte, in Druckluftflaschen komprimierte Luft zur Versorgung von Tauchern, Taucherglocken und Unterseebooten einzusetzen, sondern auch mit seinem Vorschlag, reinen Sauerstoff zum Tauchen zu verwenden, vielen anderen Erfindern voraus war.
Sein Sohn Julius unterstützte seinen Vater auch bei der Tätigkeit im Spital und supplierte dessen Vorlesungen. Nach dem Tod Joseph August Schultes' verzichtete Julius Hermann Schultes auf die weitere wissenschaftliche Karriere. Er eröffnete eine Arztpraxis, um für den Unterhalt seiner fünf unmündigen Geschwister zu sorgen. Auch Julius Hermann Schultes war fachpublizistisch tätig und Mitglied gelehrter Gesellschaften.
Quelle#
Österreichisches Biographisches Lexikon, XI. Band S. 338 f., Wien 1999