Landeshymne Kärnten#
Das Kärntner Heimatlied
Chorfassung abspielen (erste und vierte Strophe):
Die 1966 offiziell eingeführte Kärntner Landeshymne „Dort wo Tirol an Salzburg grenzt" geht in Text und Melodie auf die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Nach einem Artikel in der Nummer 7 der Zeitung „Draupost" vom 21. Jänner 1864 verdankt die Melodie ihr Entstehen einer fröhlichen Abendgesellschaft, die sich im Jänner 1835 auf Schloß Waidenstein an der Packstraße zusammen gefunden hatte. J. M. Offner, der Besitzer des Schlosses, bat einen seiner Gäste, den als sehr musikalisch bekannten Josef Rainer von Harbach, einen in Wolfsberg ansässigen Wiener, mit ihm in der Bibliothek des Schlosses einen Text zu suchen, der sich zur Vertonung eignen würde. Tatsächlich fand man in der Literaturzeitschrift „Carinthia" (Nummer 44 vom 2. 11. 1822) das Gedicht „Des Kärntners Vaterland" von Johann Thaurer von Gallenstein. Von Harbach vertonte den ursprünglich schon im Jahre 1817 geschriebenen Text noch am gleichen Abend. Von Wolfsberg aus verbreitete sich die Komposition über das ganze Land. Die Weise wurde erst 1849 richtig zu Papier gebracht und veränderte sich gegenüber der ursprünglichen Version im Laufe der Jahre etwas. Anfänglich viel gesungen, sank die Popularität des Liedes jedoch gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Erst im Frühjahr 1911 beschloss die "Kärntner Landsmannschaft", das Lied wieder aus der Schublade zu holen, neu zu instrumentieren und als Kärntner Hymne zu propagieren. Zweite „Uraufführung" war beim Kärntner Trachtenfestzug anlässlich der Handwerkerausstellung im August 1911 in Klagenfurt.
Josef Rainer von Harbach, der Komponist, hatte sich im Lavanttal der Landwirtschaft verschrieben und war ein in Kärnten geachteter und wohlhabender Gutsbesitzer geworden. Wenn er etwas komponierte, so geschah dies aus der Inspiration heraus und meist ohne sorgfältige schriftliche Aufzeichnung. Der Text der Hymne stammt aus der Feder von Johann Thaurer von Gallenstein, geboren am 11.9. 1779 in Judenburg/Steiermark. Er studierte in Graz Jus und war seit 1813 Gutsbesitzer und Landadvokat in Wolfsberg. Thaurer schrieb juristische und heimatkundliche Abhandlungen, aber auch Romane und Balladen. 1820 übersiedelte er als ständischer Beamter nach Klagenfurt. Von 1821 bis 1822 war Thaurer provisorischer Bürgermeister der Landeshauptstadt, wo er am 22. 11. 1840 starb und auf dem alten Friedhof in St. Ruprecht begraben wurde. Seinen literarischen Werken war freilich kein großer Ruhm beschieden - mit Ausnahme des Textes der Kärntner Hymne, der übrigens ursprünglich mit einer das österreichische Kaiserhaus verherrlichenden vierten Strophe endete:
Und breitet über Österreichs Haus
Der Kaiseraar die Schwingen aus;
Dann auch von Feinden ungeneckt
Sein Flügelpaar Carinthia deckt,
Und segnend strecket Franzens Hand
Sich über dich, mein Heimatland.
1930 - anlässlich des zehnten Jahrestages der Kärntner Volksabstimmung - wollte die Landesregierung das Lied zur Landeshymne erklären, konnte sich aber nicht mit der im Umlauf befindlichen vierten Strophe anfreunden. So beauftragte sie die „Kärntner Landsmannschaft", eine neue vierte Strophe vorzulegen. Im Mai 1930 wurde hiezu ein Preisausschreiben mit der Auflage veranstaltet, einen Text mit Bezugnahme auf den erfolgreichen Kärntner Abwehrkampf zu verfassen. Unter über 250 Einsendungen gefiel der Entwurf der Kärntnerin Agnes Millonig am besten, die als Lehrerin in Neumarkt in der Steiermark tätig war. Nach geringfügigen Änderungen wurde ihr Text offiziell anerkannt.
Franz Grasberger, Die Hymnen Österreichs. Tutzing 1968, 168 ff.
F. Wlatnigg, Hundert Jahre Kärntner Heimatlied. In: Neues Kärntner Jahrbuch, Klagenfurt 1935,40 ff.
W. Deuer, Der Wettbewerb zur vierten Strophe des Kärntner Heimatliedes 1930. In: Die Kärntner Landsmannschaft Nr. 10/Oktober 1985, 92-94
Warum es bis zum Jahre 1966 dauerte, bis sich die Kärntner Landesregierung entschloss, das Lied offiziell zur Landeshymne zu erklären, hängt wohl mit jenem Selbstfindungsprozeß zusammen, den Österreich und seine Länder durchzumachen hatten und der bis auf den heutigen Tag nicht abgeschlossen scheint. Am 29. Juni 1966 jedenfalls beschloss der Kärntner Landtag das folgende, aus einem einzigen Satz bestehende Landesgesetz (LGB1. 46/1966):
Das Kärntner Heimatlied „Dort wo Tirol an Salzburg grenzt", Weise von Josef Rainer von Harbach, Gedicht von Johann Thauerer von Gallenstein, 4. Strophe von Agnes Millonig, ist in der aus der Anlage ersichtlichen Fassung die Kärntner Landeshymne.
Die Kärntner Landeshymne ist durch eine volksliedähnliche Dreiklangsmelodik gekennzeichnet. Dadurch und durch die Terz- und Sextparallele eignet sich die Hymne sowohl für mehrstimmigen Gesang als auch für den Instrumentalvortrag. Der feierliche Charakter des Liedes wird durch ruhig fließende Achtelbewegung, Triolen und Wiederholungen betont.
Offizielle Website des Kärnter Heimatliedes
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