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Nagelschmiede#

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Beruf: Nagelschmied
Nagelschmied. Um 1860. Kolorierte Lithographie. Aus: »30 Werkstätten von Handwerkern«. Schreiber: Eßlingen o.J.
© Ch. Brandstätter Verlag

Nagelschmiede waren auf die Anfertigung von Nägeln aus zähem Nagel- oder Krauseisen spezialisiert, das von den Zainschmieden ausgereckt bezogen wurde. Der Nagelschmied bediente sich außer des Handhammers nur einiger einfacher Werkzeuge. Das rotglühende, auf die erforderliche Dicke ausgeschmiedete Nageleisen wurde am Amboss mit dem Nagelhammer zugespitzt und das andere Ende über dem Blockmeißel, der in dem Ambossstock steckte, abgeschlagen. Mit einer Federzange, der Kluft, fasste der Schmied nun den heißen Nagel, steckte ihn mit der Spitze nach unten in das Nageleisen oder in eines der verschiedenen Löcher im Amboss und schmiedete mit wenigen Schlägen den Nagelkopf aus. Ein kräftiger Schlag neben das Nageleisen ließ den fertigen Nagel aus dem Loch springen. Kleinere Nägel wurden auch durch eine unter dem Nageleisen angebrachte Feder ausgeworfen. Die Blasebälge der Schmiedeherde wurden meist getreten, aber auch durch Treträder, in denen Hunde liefen, bewegt. Als sprichwörtlich galt der Appetit der großen Nagelschmiedhunde.

Die Nägel wurden nach Größe, Gewicht, Form der Köpfe und nach der Verwendung eingeteilt. Es gab kantige und runde Nägel, Nägel mit kleineren und größeren, ganzen und halben, mit glatten, mit pyramidenförmigen, mit konischen, halbkugeligen, sogenannten Champignonköpfen, mit dreieckigen und viereckigen (Hufnägel); ferner Brettnägel, Lattennägel, Schindelnägel, Schiefernägel, Schloss-, Reif- und Bandnägel, Blasbalgnägel, Schlossernägel, Maurernägel, Schuhnägel (Pinnen), Bootsnägel und Tornägel. Die größten Nägel hießen Schleusennägel und waren bis zu fünfundvierzig Zentimeter lang, gefolgt von den Schiffsnägeln mit zwanzig bis fünfundzwanzig Zentimetern. Andere wie die Zwecken (broquettes), welche Tapezierer, Sattler und Stellmacher gebrauchten, waren so klein, dass tausend Stück lediglich einhundertfünfundzwanzig Gramm wogen.

Die Schwarz- wie die Weißnagelschmiede hatten eine fünf bis sechsjährige Lehrzeit, und zum Beweis ihrer Handfertigkeit mussten beispielsweise die Gesellen in Koblenz bei der Meisterprüfung, die drei Tage dauerte, an einem Tag eintausendfünfhundert Nägelchen fertigen, die so klein sein mussten, dass sie in einer Hühnereischale Platz fanden.

Quellen#

  • Verschwundene Arbeit, R. Palla, Christian Brandstätter Verlag, 2010


... mit freundlicher Genehmigung des Christian Brandstätter Verlags.