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Steinschneider#

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Steinschneider
»Der Steinschneider«. Kupferstich von Jost Amman. Aus: Hans Sachs und Jost Amman. »Eygentliche Beschreibung aller Stände auff Erden …«. Frankfurt am Main 1568
© Brandstätter Verlag

Steinschneider übten die Glyptik genannte Kunst aus. Ihre Aufgabe bestand einerseits in der Ausarbeitung figürlicher oder anderer plastischer Darstellungen auf Edel- und Halbedelsteinen, andererseits gaben sie überhaupt den Steinen durch Schleifen ihre Form und durch Polieren den strahlenden Glanz.

Die Fertigkeit, Edelsteine künstlich zu schneiden, war schon im Altertum bekannt. Nach Herodot trug jeder Babylonier einen Siegelring, und seit den Perserkriegen wurden solche auch in Griechenland ziemlich allgemein. Prunkvolle Steinschnitte entstanden in der alexandrinischen Zeit und der römischen Kaiserzeit, darunter berühmt gewordene Kameen und Gemmen wie der »Cammeo Gonzaga« (Petersburger Sammlung), die Kamee des Tiberius mit der Apotheose des Kaisers Augustus (Pariser Kabinett) oder die »Gemma Augustea« (Kunsthistorisches Museum Wien) aus Sardonyx. Dieser Stein wie auch Onyx und Karneol waren wegen ihrer interessanten Maserung die bevorzugten Träger von Darstellungen, die entweder erhaben (en relief) wie bei Kameen (cammeo) oder vertieft wie bei Gemmen (intaglio) gearbeitet wurden. Die Gemmen dienten ursprünglich zum Abdrücken in Wachs und wurden meist in Siegelringen getragen, während man mit Kameen Knöpfe, Spangen, Ringe, dann Pokale, Waffen und dergleichen besetzte. Jaspis, Chalzedon, Achat, Heliotrop, Chrysopras, Amethyst, Bergkristall, Smaragd und Topas verwendete man gerne für vertiefte Arbeiten auf Petschaften, Siegelringen und Medaillons. Johann Wolfgang von Goethe wie auch der Diplomat und Kunstförderer Georg August Kestner (dessen Vater Johann Christian Kestner angeblich in Goethes Werther als Vorbild für den Albert gedient haben soll, was aber die Goetheforschung widerlegte) besaßen erlesene Sammlungen antiker Gemmen.

Steinschneider
Geschäftskarte eines Wiener Steinschneiders. Um 1830. Lithographie
© Brandstätter Verlag
Die rohen Steine wurden ursprünglich nur geglättet; besondere Formen, die ihre Eigenschaften vorteilhaft hervortreten lassen, werden durch die auf Ludwig van Berquem (Brügge, 1456) zurückgeführte Edelsteinschleiferei erzeugt. Die verschiedenen gebräuchlichen Formen des Schliffes bestanden entweder aus einer Zusammenstellung kleiner ebener Flächen (Facetten) von dreieckiger oder rhombischer Gestalt wie beim Rosetten- und Brillantschliff oder aus größeren ebenen Flächen, die mit Facetten umgeben waren, oder aus wenigen großen Flächen allein wie beim Treppenschnitt, Tafelstein oder indischen Schnitt. Steine mit eigentümlichem Lichtschimmer wie Opal, Türkis, Avanturin oder Chrysopras erhielten an Stelle der Facetten eine Wölbung (mugeliger Schnitt, Schliff en cabochon). Geschliffen wurde mit Hilfe eines wäßrigen Breis aus hartem Schmirgelpulver auf Schleifscheiben aus Eisen, Messing, Kupfer, Zinn oder Blei. Für das Polieren verwendete man einen weniger aggressiven Pulverbrei aus Tripel, Zinnasche und Kolkotar oder Bimsstein und Bolus. Die geschliffenen und polierten Steine (Juwelen), die sich durch Glanz, Reinheit, Härte, Schönheit der Farbe, Durchsichtigkeit, starke Lichtbrechung und großes Farbenzerstreuungsvermögen (Feuer) auszeichnen, wurden und werden zu Bijouterien verarbeitet.

Quellen#

  • Verschwundene Arbeit, R. Palla, Christian Brandstätter Verlag, 2010


... mit freundlicher Genehmigung des Christian Brandstätter Verlags.