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Der Wienerwald#

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"Heimatlexikon - Unser Österreich"
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Wienerwald
Wienerwald - Blick über den Buchberg in Klosterneuburg auf den Hermannskogel
Foto: Alfred Wolf

Der Wienerwald erstreckt sich zwischen den Orten Bad Vöslau, Baden, Mödling, Perchtoldsdorf - Sankt Andrä-Wördern, Königstetten, Tulbing, Sieghartskirchen, Neulengbach, Böheimkirchen, Wilhelmsburg - Gölsen, Triesting, Schwechat und bis zur Donau.

Um die erste Jahrtausendwende schenkte Kaiser Heinrich II. (973-1024) den Babenbergern weite Teile des Wienerwaldes. Sie nutzten diesen vor allem für die Jagd, besonders nach der Verlegung der Residenz nach Wien (1155). Im herrschaftlichen Bannwald kümmerten sich seit dem Hochmittelalter Förster um die Pflege. Neben den Landesherren waren die Klöster Besitzer großer Wälder, seit dem 12. Jahrhundert auch Adelige und Institutionen wie das Bürgerspital. Dabei kam es zu Interessenskonflikten mit den Bauern, die ihr Vieh in die Wälder trieben. Die Besitzer ließen Flächen roden, um darauf eigene Weiden anzulegen. Im 17. Jahrhundert bildete der Wienerwald ein Reservoir an billigem Heizmaterial, da Holz aus anderen Teilen Österreichs kostspielig herangeschafft werden musste und die Stadtbewohner große Mengen zum Heizen und Kochen benötigten. Um 1840 erreichte der Verbrauch mit 1,7 Millionen Raummetern jährlich einen Höhepunkt.

Ende des 19. Jahrhunderts entdeckten die Wiener den Wert des Waldes als Naherholungsgebiet. Sie unternahmen Landpartien und bauten Villen im Grünen. Der Verkauf der Staatsforste sollte die Finanzen sanieren, im Wienerwald standen damals 2.700 ha zur Disposition. Es war zu befürchten, dass weite Teile gerodet würden, um die Rentabilität des Bodens zu erhöhen. Dies führte zu heftigen Protesten. Der Naturwissenschaftler Joseph Schöffel (1832-1910) forcierte ab 1870, als der Verkauf schon beschlossen war, zahlreiche Zeitungsartikel. Dabei deckte er einen Korruptionsskandal auf. Der Erfolg der Medienkampagne war beachtlich: 1872 wurden die Kaufverträge dank des massiven öffentlichen Drucks rückgängig gemacht und das Forstwesen neu organisiert. 1905 beschlossen die Wiener Politiker, einen Wald- und Wiesengürtel um die Stadt als Erholungsraum zu widmen.

2005 erhielt der Wienerwald von der UNESCO die Auszeichnung "Biosphärenpark". Ziel ist es, die Natur zu schützen und eine Region für verantwortungsvolles Wirtschaften zu entwickeln. Die Fläche des Biosphärenparks Wienerwald beträgt in sieben Wiener Bezirken und 51 Niederösterreichischen Gemeinden 105.645 Hektar. Sie umfasst 15 Naturschutzgebiete und vier Naturparke. In dem Gebiet leben 200.000 Menschen.

Quellen#

  • Karl Brunner, Petra Schneider (Hg.): Umwelt Stadt. Wien 2005. S.165 f., 348 f.
  • Biosphärenpark



Obiger Beitrag wurde dem ABC zur Volkskunde entnommen. Die folgenden Ergänzungen stammen aus dem AEIOU, die Bildreihe ganz unten aus der Imagno Datenbank. Besonders bemerkenswert sind die Bilder "Wiens grüne Lungen" von Alfred Havlicek.

Geographisch ist der Wienerwald der bewaldete nordöstlicher Ausläufer der Alpen bei Wien. Der nördliche Teil gehört zur Flyschzone ("Sandstein-Wienerwald", höchster Gipfel Schöpfl, 893 m), der südliche Teil zu den Kalkvoralpen (Peilstein, 716 m).

Begrenzt wird der Wienerwald im Westen von der Großen Tulln und der Traisen, im Norden von Tullnerfeld, Donau und Wiener Pforte, im Osten vom Wiener Becken und im Süden von Triesting- und Gölsental.

Er gibt den westlich und östlich vor ihm liegenden Gebieten die Namen "Viertel ober dem Wienerwald" (= niederösterreichisches Mostviertel) und "Viertel unter dem Wienerwald" (= Industrieviertel).

Höchste Erhebungen im Wienerwald sind der schon genannte Schöpfl (893 m) sowie Gföhlberg (885 m) und Hoher Lindkogel (834 m); bestimmt wird der Wienerwald im wesentlichen vom atlantisch geprägten Übergangsklima. Der nordöstliche Teil des Wienerwalds erstreckt sich über die westlichen Wiener Gemeindebezirke (Wald- und Wiesengürtel).

Im Norden (Flysch-Wienerwald) weist der Wienerwald zu 77 % Laubwaldbestand (vor allem Buche, Eiche und Hainbuche), im Südosten (Kalk-Wienerwald) zu etwa 46 % Nadelwaldbestand (Fichte, Schwarzkiefer, Tanne und Lärche) auf; an den Osthängen des Wienerwalds wächst Wein.

Im Wienerwald liegen unter anderem die Naturschutzgebiete Lainzer Tiergarten und Naturpark Sparbach. Neben den bereits genannten sind Wien und Schwechat (Helenental) wichtige Flüsse im Wienerwald. Lange Zeit war der Wienerwald Bannwald und landesfürstliches Jagdrevier; in den Jahren 1870-72 rettete J. Schöffel den Wienerwald (siehe oben) vor der Abholzung. Heute ist der Wienerwald zwar Landschaftsschutzgebiet, aber dennoch durch Zersiedelung und Schadstoffbelastung gefährdet. Durch den Wienerwald führen Westbahn, Westautobahn (A1) und das über Alland führende Verbindungsstück zwischen West- und Südautobahn (A21). Wichtige Orte am und im Wienerwald sind unter anderem Klosterneuburg, Purkersdorf, Pressbaum, Bad Vöslau, Baden, Gumpoldskirchen, Mödling, Brunn am Gebirge und Perchtoldsdorf.

Literatur#

  • G. Trumler, Das Buch vom Wienerwald, 1985
  • Verein Wienerwald-Konferenz (Hg.), Wienerwald-Konferenz: Alarm im Wienerwald, Wienerwaldtag 1991 in Purkersdorf, 1993
  • B. Plöchinger, Der Wienerwald, 1993

Weiterführendes#


Reisigsammler
Reisigsammler im Wienerwald. Öl auf Holz 1855. Von Ferdinand Georg Waldmüller, Standort Belvedere/Wien
© IMAGNO/Austrian Archives
Reisigsammerl Ausschnitt
Ausschnitt aus dem vorstehenden Bild Reisigsammler im Wald.
© IMAGNO/Austrian Archives
Vorfrühling im Wienerwald
Vorfrühling im Wienerwald. Öl auf Holz 1861. Von Ferdinand Georg Waldmüller, Standort Belvedere, Wien
© IMAGNO/Austrian Archives
Entspannung im Wienerwald
Sommerliche Entspannung im Wienerwald. Wien. Photographie. 1962.
© IMAGNO/Franz Hubmann. Foto: Franz Hubmann
Wintermorgen
Wintermorgen im Wald. Wienerwald. Wien. Handkoloriertes Glasdiapositiv. Um 1910.
© IMAGNO/Öst. Volkshochschularchiv
Gasthausgarten
Herbstmorgen im Gastgarten eines Gasthauses im Wienerwald. Niederösterreich. Handkoloriertes Glasdiapositiv. 1911.
IMAGNO/Öst. Volkshochschularchiv

Quellen#


Redaktion: hmw, Ergänzungen: H. Maurer