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Hatte Karl Marx doch recht?#

Von Christa Chorherr, 28. April 2018

Am 5. Mai feiert Trier den 200. Geburtstag von Karl Marx. Grund für China, der Stadt eine mehr als vier Meter hohe und 2,3 Tonnen schwere Marx-Statue aus Bronze zu schenken. Sie wird auf einem Platz nahe der Porta Nigra aufgestellt werden.

Anfang des 19. Jahrhunderts, die Industrialisierung ist in Deutschland in vollem Gange: Während die Arbeiter zunehmend verelenden, häufen die Fabrikbesitzer immer mehr Vermögen an. In diese Zeit wird Karl Marx am 5. Mai 1818 hineingeboren – in Trier. Die Umstände seiner Zeit machen ihn zum lautstarken Kritiker des bestehenden Systems, seine Lehre vom Kommunismus sollte die Welt umspannen und nachhaltig beeinflussen. Marx‘ „Kommunistisches Manifest“ (1848) etwa, das er gemeinsam mit Friedrich Engels verfasste, zählt heute zu den meistgelesenen Büchern überhaupt.

Wer war Karl Marx? Er war das dritte von insgesamt neun Kindern. Sein Vater war vom jüdischen zum evangelischen Glauben konvertiert, auch der Nachname wurde geändert: von Levi auf Marx. Karl Marx studierte ab 1835 Rechtswissenschaft und Philosophie an den Universitäten Bonn und Berlin. Er wurde in dieser Zeit wegen „nächtlichen Lärmens und Trunkenheit“ verurteilt und gegen ihn wurde wegen „Tragens eines Säbels“ ermittelt. Seine Kritik an Georg Wilhelm Friedrich Hegels Lehre wurde später zu bedeutenden Schlüsselstellen im eigenen wissenschaftlichen Werk. 1841 wurde Marx in absentia an der Universität Jena mit einer Arbeit zur Differenz der demokritischen und epikureischen Naturphilosophie zum Doktor der Philosophie promoviert. Marx arbeitete dann zunächst Journalist und entwickelte die linksliberale „Rheinische Zeitung“ zum führenden Blatt der demokratisch gesinnten Opposition in Deutschland. 1842 übernahm Marx die Redaktion dieser Zeitung, welche von da an einen noch radikaleren oppositionellen Standpunkt vertrat. Das brachte ihm einerseits Bekanntheit, gleichzeitig aber angesichts seiner scharfen Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen große persönliche Schwierigkeiten ein.

1843 heiratete Marx, aus der Ehe gingen sieben Kinder hervor, von denen nur drei Töchter das Kindesalter überlebten.

1843 übersiedelte Marx ins liberalere Paris, wo er für die sozialistische Zeitung „Vorwärts“ arbeitete und den ebenfalls in der Emigration lebenden Schriftsteller Heinrich Heine kennenlernte, mit dem er außerdem mütterlicherseits weitschichtig verwandt war. Auch nachdem Karl Marx auf Druck der deutschen Regierung 1845 Paris verlassen musste, blieb der Kontakt der beiden bestehen. 1845 übersiedelte Marx nach Brüssel, wo seine Freundschaft und Zusammenarbeit mit dem Fabrikantensohn Friedrich Engels begann, der Karl Marx Zeit seines Lebens auch immer wieder finanziell unterstützte und Marx damit die wissenschaftliche Arbeit ermöglichte. 1847 veröffentlichte Karl Marx sein erstes großes Werk, „Das Elend der Philosophie“. Im gleichen Jahr schloss er sich dem „Bund der Kommunisten“ an, einer in Deutschland verbotenen Organisation von Arbeitern und Intellektuellen, die bereits 1834 unter dem Namen „Bund der Geächteten“ als Vereinigung deutscher Emigranten in Paris gegründet worden war und sich nun um eine breitere Basis bemühte. Gemeinsam mit Engels gründete er in Brüssel den „Deutschen Arbeiterverein“ und sie verfassten für den „Bund der Kommunisten“ das Manifest der Kommunistischen Partei, das zu Beginn des Jahres 1848 erschien. Im Februar 1848 wurde Marx auch aus Brüssel ausgewiesen und gelangte im März ins revolutionäre Deutschland, wo er in Köln an der Herausgabe der „Neuen Rheinischen Zeitung“ mitwirkte. Im Sommer 1848 lernte Karl Marx Ferdinand Lassalle kennen.

Auch nach Wien führte der Weg von Karl Marx. Im August 1848 hielt er hier drei Vorträge. Die Revolution von 1848 war eine politische Bewegung, die ab Februar/März 1848 große Teile Europas erfasst hatte und 1849 ausklang. Politische Ziele waren unter anderem gewählte Volksvertretungen und verantwortliche Ministerien anstelle monarchisch-absolutistischer Regierungen, die Beseitigung feudaler Strukturen und die Garantie der Pressefreiheit. Aber eine Woche vor Marx‘ Ankunft war es in Wien zu mehreren Protestkundgebungen der Arbeiterschaft gegen Lohnkürzungen gekommen, gefolgt von Massenkundgebungen. Am 28. August nahm Marx als Redner bei einer vom Demokratischen Verein veranstalteten Diskussion über die Arbeiterfrage im Wiener Gasthaus „Zum Engeländer“ (ehemals „Zum goldenen Engel“; 9, Währinger Straße 30) teil, am 30. August und 2. September 1848 sprach er auf Einladung des „Ersten Allgemeinen Arbeitervereins“ in den Sträußelsälen des Theaters in der Josefstadt über „Die sozialen Verhältnisse in Westeuropa“ bzw. über „Lohnarbeit und Kapital“. Am 7. September 1848 reiste Marx vom Nordbahnhof aus Wien ab.

Nach der Niederschlagung der Oktoberrevolution musste der „Erste Allgemeine Arbeiterverein“ seine Agitation einstellen und Marx wurde 1849 aus Deutschland ausgewiesen und übersiedelte im Herbst nach London, ins Zentrum des Kapitalismus, wo er bis zu seinem Tod seinen Wohnsitz behielt. Er arbeitete von London aus für verschiedene internationale Zeitungen.

Der Cousin von Ferdinand Lassalle, Max Friedländer war Chefredakteur bei der österreichischen Tageszeitung „Die Presse“. 1861 konnte er Marx als „London Korrespondent“ für „Die Presse“ gewinnen und es entwickelte sich eine einigermaßen problematische Zusammenarbeit, die nur von kurzer Dauer war. Am 4. Dezember 1862 schrieb Marx den letzten Artikel über den amerikanischen Sezessionskrieg „Englische Neutralität- Zur Lage in den Südstaaten“ für diese Zeitung.

In der Artikelserie „Der achtzehnte Brumaire des Louis Napoleon“, die zuerst in der Zeitschrift „Die Revolution“ in New York erschien und 1869 in Hamburg publiziert wurde, arbeitete Marx das Scheitern der Revolution auf.

In London verfasste Marx seine wichtigsten Schriften: 1859 erschien „Zur Kritik der politischen Ökonomie“ und 1867 der erste Band seines Hauptwerkes „Das Kapital. Der Produktionsprocess des Kapitals“. Die Bände zwei und drei wurden nach dem Tod des Autors von Engels herausgegeben.

Die bedeutendste Leistung von Karl Marx war es, die Geschichte der Menschheit als eine Geschichte von ökonomischen Entwicklungen und Konflikten zu erkennen und zu analysieren. Dabei fasste Marx die Ideen der deutschen Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel und Ludwig Feuerbach, der frühen „utopischen Sozialisten“, der kritischen Wirtschaftswissenschaftler Englands und der demokratischen Revolutionäre Frankreichs zu einem ganz neuen originären Gedankengebäude zusammen. Aus seiner Überzeugung heraus, dass nur die Arbeiterklasse die gestaltende Kraft der Zukunft sein könne und dass es ihre Aufgabe sei, den Sozialismus zu erkämpfen, engagierte er sich auch persönlich stark – und überaus konfliktreich und unduldsam – in der internationalen sozialistischen Bewegung.

Im März 1883 starb Karl Marx in London.

Wir in Wien erinnern uns an ihn (auch ohne Denkmal) durch den Karl-Marx-Hof, Karl-Marx-Platz (heute: 12.-Februar-Platz) und die Karl-Marx-Straße, die allerdings heute Teil der Hütteldorfer Straße ist.

Ich gebe zu, nie „Das Kapital“ gelesen zu haben. Wahrscheinlich ein Fehler, den ich zu beheben versuchen werde. Marx erschien mir früher immer überholt und verstaubt. Ist das wirklich so? Im Maschinenfragment sagte der Vater des Kommunismus voraus, die unausweichliche Automation werde alle menschliche Arbeitskraft ersetzen – und damit zum Zusammenbruch des Kapitalismus führen. Das scheint doch auf unsere derzeitige Situation einigermaßen zu zutreffen, oder doch nicht? Alle reden über die Digitalisierung, die Roboterisierung und was wir wohl alle tun werden, wenn es zu wenig Arbeit für die Mehrzahl der Menschen geben wird.

Schlag nach bei Marx.