Fischer, Betty#
* 12. 10. 1887, Wien
† 12. 1. 1969, Wien
Operettensängerin
Nach der Volks- und Bürgerschule absolvierte
Fischer auf Wunsch der Eltern
eine Schneiderinnenlehre, die sie mit der Gesellenprüfung und dem
Meisterbrief abschloss. Der jungen Betty, die eigentlich "Wetty" hieß,
lag allerdings mehr an der Gesangskunst als an der Schneiderei. Sie nahm
Unterricht und beeindruckte durch ihren herrlichen Sopran, der den
bemerkenswerten Umfang von dreieinhalb Oktaven hatte. Über das
Raimundtheater und das Ronacher kam sie schließlich an das Theater an
der Wien, der Hochburg der Wiener Operette, wo sie mit ihrem oftmaligen
Partner
Hubert Marischka
in den folgenden Jahrzehnten wahre Triumphe
feiern sollte; sie debütierte als Valencienne in der "Lustigen Witwe".
Bis 1933 stand sie u. a. in
Bruno Granichstaedtens
"Orlow" mehr als
400mal auf der Bühne, als Prinzessin in Leo Aschers "Hoheit tanzt
Walzer" eroberte sie mit dem Lied "Das Lercherl von Hernals" das
Publikum. Tourneen führten die Operettendiva quer durch Europa. 1933
emigrierte Fischer, die Jüdin war, nach Luxemburg, wo sie weiterhin auftrat.
1947 kehrte sie nach Wien zurück, stand aber in der Nachkriegszeit nur
noch gelegentlich auf der Bühne. Sie starb hochbetagt - und vergessen.
Auf dem Dachboden ihrer Wohnung fand man 23 große Koffer mit rund 900
exquisiten Toiletten, die sie zur Zeit ihrer großen Erfolge getragen
hatte. Das "Lercherl von Hernals" war nämlich nicht nur eine begnadete
Sängerin, sie war im Wien der 20er und 30er Jahre auch in der Mode
tonangebend gewesen.
© "Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik" von Isabella Ackerl und Friedrich Weissensteiner, 1992