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Schüller, Richard#


* 28. 5. 1870, Brno/ Brünn (Mähren)

† 14. 5. 1972, Georgetown (USA)


Wirtschaftsfachmann


Der Sohn einer Textilindustriellenfamilie studierte Jus in Wien (Promotion: 1892). Der Schüler Carl Mengers, der im Seminar auch Otto Bauer kennen- und schätzen lernte, war schon während seines Studiums als Journalist tätig, wobei sein Interesse v. a. der Nationalökonomie galt. 1899 habilitierte er sich für Nationalökonomie an der Wiener Universität, 1906 wurde er a. o. Prof., eine o. Professur wurde ihm wohl wegen seiner jüdischen Herkunft versagt. Nach Studienaufenthalten in Paris und London arbeitete er 1897 im Niederösterreichíschen Gewerbeverein. 1898 kam er ins Handelsministerium, wo er in einer großartigen Karriere bis 1917 zum Sektionschef avancierte. Als Experte für Handelspolitik holte ihn Otto Bauer 1918 ins Staatsamt des Äußeren. Schüller vertrat Österreich während der Ersten Republik bei allen wichtigen internationalen Konferenzen, in Brest-Litowsk (1918), in St-Germain (1919) und bei Völkerbundtagungen in Genf. Obwohl mit führenden Sozialdemokraten befreundet (er selbst hat sich nie parteipolitisch deklariert), genoss Schüller auch das Vertrauen der christlichsozialen Regierungschefs. Im Juli 1938 musste er Österreich fluchtartig verlassen. Er wandte sich zunächst nach Italien, wo ihn Mussolini als alten Freund willkommen hieß, ging nach London und dann in die USA, wo er an den Versuchen der österreichischen Emigration, eine Exilregierung zu bilden, Anteil nahm. Er wurde auch von der US-Politik als Berater für europäische Fragen herangezogen. 1940-1952 lehrte er an der New School for Social Research. 1945 wollte ihn Renner als österreichischen Gesandten in den USA ernennen, doch Schüller lehnte - auch wegen seines hohen Alters - ab.

Werke#

  • "Die klassische Nationalökonomie und ihre Gegner" (1895)
  • "Die Wirtschaftspolitik der Historischen Schule" (1899)
  • "Schutzzoll und Freihandel" (1905)



© "Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik" von Isabella Ackerl und Friedrich Weissensteiner, 1992