Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!

unbekannter Gast

Die Pflanzenwelt unserer Almen#


Der Alpenampfer, ein lästiges Unkraut#

Alpenampfer
Alpenampfer
Rund um die mit Stickstoff überdüngten Böden der Almhütten zeigen sich oft große Flächen mit Alpenampfer, dessen riesige Blätter alle anderen Pflanzen unterdrücken. Wegen dieser auffallend breiten Blätter wird der Ampfer im Volksmund auch gerne Plotschn oder Sauplotschn genannt. Infolge seines außerordentlich widerstandsfähigen Wurzelstocks und der langen Keimfähigkeit der Samen (bis zu 13 Jahre!) ist es sehr schwierig, den einmal angesiedelten Alpenampfer zu vertreiben. Die Pflanze hat auch eine unglaubliche Wuchskraft, und unmittelbar nach der Schneeschmelze sehen wir schon rund um die Almhütten die kleinen, gelblichgrünen bis kupferroten Blätter austreiben, welchen schon nach 8 Tagen die ersten Blütenstände folgen.

Lediglich die jungen Blätter werden vom Vieh gefressen. Die in manchen Gebieten der Alpen für die Pflanze verwendeten Bezeichnungen (wie Butter-plätschn oder Schmalzplätschn) weisen daraufhin, daß man früher die auf der Alm erzeugte Butter zur Kühlhaltung in die Blätter eingewickelt hat.

Mutterwurz, das beste Almkräutel#

Mutterwurz
Mutterwurz

Die Alpenmutterwurz, auch Muttern, Madaun oder Alpen-Liebstock genannt, erhielt vom Volk schon in alten Zeiten ihren Namen „Mutter" wegen ihrer Verwendbarkeit bei Frauenkrankheiten. Sie gehört zur Familie der Doldenblütler und gilt seit altersher als vortreffliches Alpenfuttergewächs. Ein bekannter Sennenspruch des Berner Oberlandes lautet: „Rispe, Muttern und Adelgras (Wegerich) sind das beste, was das Kühli fraß!" In Graubünden wird das Mutternkraut sogar in das tägliche Alpgebet miteingeschlossen.

Dem Heu verleiht die Mutterwurz, einen süßen, angenehmen Geruch, das Kraut hat auf den Darm von Mensch und Vieh eine erwärmende Wirkung und schützt letzteres besonders bei verregnetem Futter vor Erkältung. Ein Aufguß der Wurzeln wurde häufig gegen Verstopfung und Kolik sowie bei Leber-, Nieren- und Blasenleiden verwendet. Ein Absud der ganzen Pflanze (5 Gramm auf ein Achtel Liter Wasser) gilt als besonders magenstärkendes Mittel. Früher benutzten die Senner in Westösterreich die Wurzel auch zum Würzen des Ziegers, des bekannten Kräuterkäses. Die frischen Blätter können in der Küche ähnlich wie Petersilie verwendet werden.

Auch die Gemsen und Murmeltiere äsen die Mutterwurz sehr gerne ab. Die im Mittelalter als Arzneimittel hochberühmten Bezoar- oder Gemskugeln, die man gelegentlich im Magen der Gemsen vorfindet, bestehen häufig aus den zusammengeballten, unverdaulichen Schopjfasern der Mutterwurz.

Botanisch nahe verwandt ist die Alpenbärwurz, die ihren Namen angeblich von ihrer Verwendungsmöglichkeit bei Frauenkrankheiten (Krankheiten der Gebärmutter) haben soll. Auch die Bärwurz ist ein aromatischer Bestandteil des Almfutters und wird von den Kühen wegen ihrer diätischen Wirkung besonders gerne angenommen. Die Pflanze hat einen durchdringenden, gewürzhaften Geruch nach Fenchel und einen scharfen Geschmack.

Auf den Almen wird das Rispengras „lebendgebärend"#

Jenes weiche, kurzblättrige Gras, das auf den gutgepflegten Almweiden in Massen wächst und dort dichte Teppiche bildet, ist das Alpen-Rispengras. Wegen des Vorkommens in oft ziemlich bedeutenden Höhen wird es in Salzburg auch Gemsgras genannt, und in Osttirol sagt man Kühschmelchen dazu. Am Monte Rosa im Wallis hat man dieses Gras in über 3.600 m Höhe angetroffen; andererseits steigt es längs der Alpenflüsse auch weit in die Ebene hinab, so in Bayern bis Augsburg.

In der Höhe stellen sich viele Pflanzen auf Selbstbefruchtung um, weil Bienen, Schmetterlinge und Käfer oft nicht mehr zur Verfügung stehen, und in besonders extremen Lagen können sich einige wenige Alpenpflanzen von der Befruchtung vollkommen unabhängig machen und sozusagen „lebend gebären". Die Blüten bilden sich dann zu Brutknospen aus, die schon an der Rispe antreiben - „auskindeln" wird dieser Vorgang richtigerweise genannt. Und diese „Kindel- oder Brutknospen" lösen sich dann von der Mutterpflanze, fallen zur Erde, treiben Wurzeln und wachsen zu neuen Pflänzchen heran - ein echtes Wunder der Natur! Auf diese Weise umgeht die Pflanze die mühsame und in der Höhe häufig unmögliche Arbeit der Befruchtung und der Samenbildung.

Lieschgräser#

Alpenlieschgras, Kaminputzer und Stiefelknecht#

Alpenliesch
Alpenliesch

Im Gegensatz zu den Rispengräsern sind die Lieschgräser hochwüchsig und können auf den Almen auch als Mähfutter dienen. In sehr hohen Lagen wird das Lieschgras allerdings oft nur wenige Zentimeter hoch; die Pflanzen passen sich den Klimaverhältnissen voll an. In der Umgebung von Almhütten, wo viel Dung anfällt, entwickeln sie sich besonders üppig.

Nach der buschigen Form der Ährenrispe heißt das Gras in manchen Gegenden Kat-zenschweif oder Kaminputzer. - Es lohnt sich, ein einzelnes Ährchen genau anzusehen: dieses hat die Form eines Stiefelknechtes, und daran ist das Lieschgras einwandfrei von anderen Gräsern zu unterscheiden!

Daneben gibt es noch eine Reihe anderer Almgräser, je nach Höhenstufe der Almen, welche häufig auch in den Talniederungen vorkommen. Hier sind Schwingel, Goldhafer, Straußgras und Kammgras besonders zu nennen.

Gegen das Verhexen des Viehs hilft die Schafgarbe#

Speik
Speik

Auf eher trockenen Almen kann die Schafgarbe bis hoch hinauf gedeihen. Diese weißlich bis rosa blühende Pflanze, die beim Zerdrücken der Blütenstaude intensiv duftet, kennt wohl jeder.

Das Vieh frißt die Schafgarbe nur in kleinen Mengen; ja man hat direkt den Eindruck, daß vor allem die Rinder diese Pflanze in kleinen Dosen instinktiv als „Medizinalkraut" zu sich nehmen.

In vielen Gegenden der Alpen wird das junge Kraut der „ Gründonnerstagsuppe", der „ Kräutel-suppe", oder Salaten beigemengt. In Gegenden der Schweizer Alpen wird Schafgarbe mit Biberneü, Tausendgüldenkraut und Lichtnelken zusammengebunden, gesegnet und an das Vieh verfüttert, damit es nicht verhext werden kann.

Speik für das Weidevieh und die Parfümerie#

Der echte Speik gedeiht auf vielen unserer Hochalmen und gehört zur Familie der Baldriangewächse. Der Wurzelstock enthält die besonders stark duftende Baldriansäure, und so wurde der Speik schon seit alten Zeiten als Trägerstofffür Parfüms verwendet und vor allem in den Orient exportiert. Zentrum des „Speikens" war die Obersteiermark, von wo über die Sammelstelle Judenburg jährlich große Schiffsladungen über Venedig in den Orient gebracht wurden. Auch als Räucherwerk wurde der Speik dort verwendet.

Interessant ist die Tatsache, daß Rinder auf ausgesprochenen „Speikweiden" besonders gut gedeihen - so wird es zumindest von Bauern immer wieder behauptet. Es ist dies inso-ferne glaubhaft, als diese „Duftpflanze" häufig zusammen mit guten Futterpflanzen auftritt, und wohl auch möglich, daß der Duftstoff auf die Verdauung anregend wirkt. Nur selten wird berichtet, daß die Milch einen Baldriangeschmack annimmt, dafür aber gelegentlich eine Blauverfärbung.

Arnika, gleichermaßen wirksam gegen Blitzschlag und in der Volksmedizin#

Arnika
Arnika

Mit ihren prachtvoll gelben Blütenköpfen und ihrem starken Duft kommt die Arnika häufig im Kristallin des Urgesteins vor; auf Kalkuntergrund trifft man sie hingegen nie an.

In manchen Teilen der Alpen heißt sie auch Hannsblume, weil sie am Johannistag eine große Rolle spielt. Am Vorabend des Johannistages (23. Juni) muß man die Blüten sammeln und einen Strauß davon unters Dach der Almhütten oder hinter die Kruzifixe und Heiligenbilder stecken, damit der Blitz nicht einschlägt. In einigen Gegenden wird die Arnika seit altersher „ Tabaksblume " genannt, weil die gepulverten Blätter seinerzeit als Zusatz zum Schnupftabak Verwendung fanden. Am häufigsten ist die Arnika im Volk aber als „Wundkraut" bekannt und beliebt, weil die Arnikatinktur stark desinfizierende Wirkung ausübt.

Augentrost - kleines Pflänzchen mit großer Wirkung#

Augentrost
Augentrost

Das unscheinbare Pflänzchen mit den kleinen weißen Blüten kommt auf nährstoffarmen Almweiden häufig vor und wird dort von den Bauern nicht besonders geschätzt, es ist mit dem Namen „Milchdieb" bedacht worden. Um so mehr aber hat die Pflanze seit alten Zeiten in der Volksmedizin Bedeutung, ein als kühler Umschlag verwendeter Aufguß des Krautes ist nämlich bei Entzündungen der Augenlider und der Bindehaut wirksam. Früher verwendete man die Pflanze auch gegen allgemeine Sehschwäche, Weitsichtigkeit und Augenentzündungen, wobei sie auch innerlich angewandt wurde.

Besonders Pfarrer Kneipp und die Homöopathen haben den Augentrost heute wieder „hoffähig" gemacht, da nunmehr nicht nur die entzündungshemmende Wirkung auf die Schleimhäute des äußeren Auges, sondern auch auf die oberen Luftwege und auf den Magen erwiesen ist. Pfarrer Kneipp hat die Pflanze auch „Magentrost" genannt und sie als wichtigen Bestandteil des Magenbitters populär gemacht.

Der gefährliche Seidelbast#

In der Nähe von Almhütten und an vielbegangenen Viehwegen kann gelegentlich der Seidelbast vorkommen, der sonst nur in den lichten Bergwäldern der mittleren Lagen über Kalkuntergrund gedeiht. Die Pflanze und besonders die roten Beeren sind für Mensch und Vieh gleichermaßen gefährlich und giftig. Sie erzeugen in Mund und Hals ein brennendes Kratzen, Durstgefühl und, in schweren Vergiftungsfällen, narkotische Nebenwirkungen mit Schwindel, Betäubung und Krumpfen. Bereits kleine Wunden im Mund können sehr verhängnisvoll werden. Zehn bis zwölf Beeren sollen bereits genügen, um den Tod eines Menschen herbeizuführen, und aus alten Berichten geht hervor, daß man früher Wölfe schon mit sechs Beeren vergiftet hat. Selbst die Ziegen, die alle möglichen giftigen Pflanzen, wie etwa die Tollkirche, ohne Gefahr fressen können, gehen nach dem Genuß von Seidelbastbeeren unter starken Blähungserscheinungen zugrunde. Wenn Kühe auch nur Spuren von Seidelbastteilen zu sich nehmen, schmeckt die Milch bereits sehr eigenartig.

Einst benutzte man kleine Mengen der Rinde als Medizin gegen syphilitische und rheumatische Beschwerden, und die Homöopathie kennt heute die Inhaltsstoffe des Seidelbastes in den üblichen winzigen Mengen als Heilmittel.

Auf den Almen diente der Seidelbast früher besonders zur Vertreibung des Bösen. Wenn jemand seinen Nachbarn haßte, so legte er ihm in die Fuge eines hölzernen Gefäßes, das zur Aufbewahrung der Milch diente, ein Stückchen Seidelbastholz oder -rinde; während des gesamten Sommers gelang dann die Käsebereitung nicht richtig. Auch galt der alte Volksbrauch, daß man die Beeren unter ein Herdloch werfen möge, wenn darauf nicht mehr ordentlich gekocht werden und alle Speisen anbrennen sollten.

Die „Hemmerstaude"#

der Weiße Germer


Weißer Germer
Weißer Germer

Dieses auffallende Liliengewächs mit den hübschen weißgelben Blüten wird oft bis zu eineinhalb Meter hoch und gedeiht häufig auf leicht feuchten Almweiden der mittleren Höhenlagen. Jedem Bergwanderer sind diese großen Stauden mit den grünglänzenden Blättern schon aufgefallen.

Im jungen Zustand ist das Kraut sehr giftig, besonders für Jung- und Kleinvieh, weniger für Pferde, die es gelegentlich fressen, ohne Schaden zu nehmen. Zweieinhalb Gramm des Giftes können einen Menschen töten. Gelegentlich sind schon ganze Viehherden vergiftet worden, wenn irrtümlicherweise Germer zusammen mit den anderen Pflanzen der Almweiden als Heu gewonnen und dann dem Vieh gehäckselt vorgesetzt wurde. Die Almleute stehen in ständigem Kampf gegen dieses „ Unkraut", das möglichst frühzeitig abgemäht oder ausgerissen werden sollte.

Aus dem Wurzelabsud wurde früher ein wirksames Mittel gegen Läuse hergestellt, daher heißt die Staude auch in manchen Gegenden der Alpen Hemdwurz. In der Volksmedizin hat der Germer (im Gegensatz zur Tierheilkunde) nie Verwendung gefunden.

Sieben Kilogramm schwere Enzianwurzeln#

Bild 'enzian'

Neben den vielen niedrigwüchsigen, blau bis lila blühenden Enzianarten fallen auf unseren Almweiden besonders die beiden hochwüchsigen Enzianarten auf, nämlich der gelblich blühende Punktierte Enzian und der rotviolett blühende Pan-nonische Enzian.

Der Sage nach wurde der Enzian nach dem illyrischen König Genthius benannt, der den Gelben Enzian als Pestmittel empfohlen haben soll. Schon seit dem Altertum ist der Enzian eine beliebte Heil- und Bitterpflanze.

Heute ist es streng verboten, die Enzianwurzeln auszugraben, früher einmal war das aber ein bedeutender Erwerbszweig. Bei günstigen Bodenverhältnissen hat man Enzianwurzeln von 25jährigen Pflanzen mit einem Frischgewicht von 6 bis 7 Kilogramm ausgegraben. Die Wurzeln sind wegen ihrer Bitterstoffe bekannt, die in der Volksmedizin ihre besondere Bedeutung erlangt haben. So sind Enzianwurzelextrakte und - tinkturen als Fieber - und Gichtmittel, aber auch gegen Darmparasiten anerkannt worden. Häufig ist die Enzianwurzel als Geheimmittel gegen Trunksucht empfohlen worden.

Besonders beliebt ist der Enzianschnaps, der auf den Tiroler Almen so hergestellt wird, daß die ausgegrabenen Wurzeln, ehe sie weiterbehandelt werden, auf Haufen geworfen und mit Zweigen bedeckt bleiben, bis sie sich durch eine inzwischen einsetzende Gärung braun färben. Diese Gärung kann bis zu zwei Monate dauern. Ein daraus hergestellter Brei wird gekocht und ausgetrestert, und anschließend wird das Gemenge destilliert. Gegen verschiedene Magen- und Darmbeschwerden gilt ein Enzianschnaps noch immer als nie versagendes Universalmittel. Und noch heute sagt der Tiroler: „ Wie die Enzianwurzel ist keine andere so stark!" Andere rühmen dem Enzianschnaps nach: „Im ersten Jahr ist er gut, im dritten nobel und vom zwölften an nimmt er es mit jedem sechssternigen Kognak auf!"

Die Hauswurz schützt vor Blitzschlag und Fieber#

Hauswurz

Schon seit alten Zeiten wird die in Felsspalten im Gebirge gedeihende Hauswurz gerne auf Mauervorsprüngen und auch auf den mit Steinplatten gedeckten Dächern der Almhütten angepflanzt, weil die Pflanze dem Volksglauben nach vor dem Blitz schützen soll. Schon Karl der Große hat die Pächter der kaiserlichen Güter angewiesen, die Hauswurz aufs Dach zu pflanzen. So heißt sie daher auch in manchen Gegenden der Alpen Dachwurzl oder Donnerkraut. In Teilen der Schweiz nennt man die Hauswurz Totenblume, weil man meint, daß das Vertrocknen und auch das Blühen auf dem Dach den Tod eines Hausbewohners vorhersagen.

Sicherlich hat man die Hauswurz seinerzeit auf Mauerkronen kultiviert, um diese vor Auswaschungen zu schützen und durch das Wurzelwerk der Pflanze zusammenzuhalten.

In der Volksmedizin wird sie als Absud, im Wein aufgelöst, gegen Fieber verwendet, aber auch äußerlich gegen Brandwunden, Hautausschläge und Bienenstiche sowie gegen Schwerhörigkeit und Ohrenschmerzen. Mit Fett gemischt, ergibt der Preßsaft eine Kropfsalbe, und man meinte früher, daß eine Mischung aus Hauswurzsaft, Gummi, Rotem Arsenik und Alaun, auf die Hand gestrichen, es erlaube, glühendes Eisen anzufassen.

Isländisches Moos#

Isländisches Moos
Isländisches Moos

Diese Pflanze gehört zu den Flechten und kommt bodenbedeckend vom Tiefland bis an die Schneegrenze der Hochgebirgslagen vor. Hauptsächlich auf den Höhenrücken und den oberen Flanken im Kristallingestein verbreitet, schützt das unscheinbare, weißlichgraue, niedrige Gewächs den Rasenpolster der höchsten Almflächen vor Sturm und Erosion.

Wie für die Rentiere in Lappland und für das Hochwild ist das Isländische Moos, das im Volksmund ganz allgemein „ Graupen" genannt wird, auch für das Almvieh ein wertvolles Futter. Es enthält unter anderem schleimige Stoffe, welche bei Durchfall der Tiere stets beruhigend wirken.

Früher einmal wurden große Flächen abgerecht und eingesammelt, damit auf Almen, aber auch auf den Heimhöfen Notfutter zur Verfügung stand. Selbst dem Menschen kann Isländisches Moos als Notnahrung dienen. Moossuppe erhält beim Kochen eine fettige Beschaffenheit.

In der Volksmedizin findet es noch heute gelegentlich als Abführmittel und Lungentee Verwendung.

Die lebensfrische Kranawet-Staude#

Kranawet-Staude
Kranawet-Staude

In den meisten Almgegenden Österreichs wird der Wacholder Kranawet oder Kranawit genannt, und dieses stachelige, strauchartige Gehölz, das um in höheren Lagen als Zwerg-Wacholder entgegentritt, wird von den Älplern in der Volksmedizin besonders hochgeschätzt.

Vor allem die Beeren erfreuten sich früher bei verschiedenen Krankheiten großen Ansehens. Sie sind ein uraltes Antiseptikum. In den „Pesthäusern" des Mittelalters wurde mit Wacholderbeeren geräuchert. Einen Nachklang an diesen Brauch bilden die Wacholderräucherungen der Stuben und Ställe am Dreikönigstag. Auch glaubt man heute noch in vielen Gegenden der Alpenländer, vor ansteckenden Krankheiten sicher zu sein, wenn man Wacholderbeeren kaut. Gern werden sie zum Konservieren von Fleisch und als Gewürz zum Sauerkraut verwendet. Im Glauben und Brauchtum der deutschsprachigen Alpenländer spielt der Wacholder eine große Rolle. „ Vor dem Wacholderstrauch muß man den Hut abnehmen ", sagt man in vielen Gebirgsländern Österreichs.

Wegen seines starken Geruchs und der stechenden Nadeln gilt der Wacholder seit alters her als ein Strauch, der dem Teufel und den Hexen zuwider ist. Räucherungen mit Wacholder vertreiben auch die Krankheitsdämonen und wirken reinigend. Aus diesem Grund mußte in manchen Gegenden Österreichs der Rührstößl, mit dem die Sennerin die Milch butterte, aus Wacholderholz sein.

Der immergrüne Wacholder wird auch als „ Lebensrute " verwendet, mit der am „ Tag der unschuldigen Kinder" die Erwachsenen geschlagen werden.

Sehr bekannt ist in vielen Gegenden Europas der Wacholderbranntwein (Steinhäger, Gin usw.): Er wird meist durch Destillation von Spiritus oder von Schnaps über Wacholderbeeren hergestellt, manchmal auch bloß durch Versetzen von Schnaps mit Wacholderöl gewonnen.

Das aus Beeren erzeugte ätherische Öl wird in der Medizin als harntreibendes Mittel verwendet, und das Wacholderholzöl ist ein besonders beliebtes Volksheilmittelfür Einreibungen bei rheumatischen Leiden. Das Wacholderharz wurde früher als „unechter Weihrauch" gehandelt.


Bilder und Text stammen aus dem Buch: "Die schönsten Almen Österreichs: Brauchtum & Natur - Erwandert und erlebt", H. und W. Senft, Leopold Stocker Verlag, 2009.