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Dietmar Grieser: Was bleibt, ist die Liebe#

Bild 'Grieser'

Dietmar Grieser: Was bleibt, ist die Liebe. Von Beethovens Mutter bis Kafkas Braut. Amalthea Verlag Wien. 272 S., ill., € 25,-

Dietmar Grieser enttäuscht seine Fangemeinde nie. Seit 1973 als Autor von rund 50 Büchern tätig, überrascht der sympathische Wahlwiener seine treuen LeserInnen im Jahrestakt mit einem neuen Band, zuletzt 2017 über Schauplätze der Musik, 2016 Tiere, die Geschichte machten oder 2015 Wege, die man nicht vergisst. 2018 hat sich der Literaturdetektiv die Liebe als Thema erkoren. Liebe hat viele Fassetten, Mutterliebe, Partnerliebe, Tierliebe etc. etc. Der Bestsellerautor stellt zwei Dutzend Beispiele vor. Alle in bewährter Weise perfekt recherchiert und erzählt, spannend, berührend, überraschend. Manche Geschichten kennt man aus früheren Veröffentlichungen, was aber angesichts des Lesevergnügens keine Rolle spielt.

Mutterliebe ist meist die erste, die ein Mensch erfährt, so auch der Autor. Elisabeth Grieser, die im 94. Jahr ihr Leben vollendete, zeichnete sich durch Bescheidenheit und Selbstlosigkeit aus. "Den Begriff 'Entbehrung' hätte sie nicht zugelassen", erinnert sich ihr jüngster Sohn. In "Partnerliebe" erzählt er von Ehepaaren aus ganz unterschiedlichen Milieus. Beginnend mit dem österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand und Sophie Gräfin Chotek. Die vom Hof heftig bekämpfte, unstandesgemäße Hochzeit sollte möglichst wenig Aufsehen erregen. Daher fand sie - in Abwesenheit von Vater und Brüdern des Bräutigams - in Reichstadt/Zakupy statt. Bekannter ist der Ort durch den "Herzog von Reichstadt". Napoleon Franz Joseph Karl Bonaparte (1811-1832) war der Sohn von Napoleon Bonaparte und seiner zweiten Frau Marie-Louise von Österreich. Kaiser Franz I., verlieh ihm 1818 den Titel, Napoleon II. besuchte seine Herrschaft nie.

Das Beispiel einer "ersten Liebe" lieferte ein Interview mit Maria Rosa Amann, der Jugendfreundin von Berthold Brecht. Es fand rund ein Jahrzehnt vor ihrem Tod statt. "Alles ist da, wie wenn es gestern gewesen wäre. Da ist nicht die kleinste Lücke. Erinnerung im Überfluss, gestreckt und ausgebaut …" Die "letzte Liebe" eines anderen Literaten, Franz Kafka und seiner Gefährtin Dora Diamant endete dramatisch. Bei der Beerdigung ihres Lebensmenschen fiel sie in Ohnmacht auf sein Grab - und niemand kam ihr zu Hilfe. "Liebe auf den ersten Blick" brachte das ungleiche Paar Agatha Christie und den Archäologen Max Mallowan zusammen. Es folgten, so der zweite Mann der Krimiautorin, "45 Jahre liebevollen und fröhlichen Beisammenseins." Hingegen verband den schwedischen Schriftsteller August Strindberg und die Wiener Journalistin Frida Uhl nur "Hassliebe". Der Komponist Benjamin Britten und der Tenor Peter Pears mussten ihre "Männerliebe" lang geheim halten. In Großbritannien stand Homosexualität bis 1976 unter Strafe. In das Kapitel "verbotene Liebe" fällt die Beziehung des Malers Richard Gerstl und der Komponistengattin Mathilde Schönberg.

"Menschenliebe" prägte hingegen das Leben des Fürsten und Armenarztes Ladislaus Bátthyány. Wegen seiner Wohltätigkeit sprach ihn der Papst 2003 als ersten Burgenländer selig. Zum fünften Jahrestag wurde eine Statue bei der Gruft in Güssing aufgestellt. Ein Denkmal besonderer Art widmete der Kunstfreund Graf Karl Lanckoronski seiner im Kindbett verstorbenen Frau, Franziska Attems-Heiligenkreuz. Er ließ in Ober St. Veit das "Faniteum" als Mausoleum errichten. Grieser nennt es den Wiener Tadsch Mahal. Die meisten Herrschaften erwarteten von ihrem Personal weniger Liebe, als "Hingabe". Der Hofdame des letzten Österreichischen Kaisers, Gräfin Therese Korff, verkörperte beides. Ihr wurde die Ehre zuteil, als "Habsburgerin h.c." ihre Ruhestätte in der Schweizer Familiengruft zu finden. Im vorletzten Kapitel lüftet der Literaturdetektiv ein Geheimnis. "Was hat die Entstehung des US-Kultfilms 'Casablanca' mit einer mysteriösen Hochzeitsreise ins Wien von 1938 zu tun?" Er beendet den Band autobiographisch: "Die Liebe des Autors zum Leser und umgekehrt". Ein Rezensent der "Welt" hat einmal geschrieben: "Dieser Autor ist ein Ärgernis. Man kann ihn, Buch für Buch, leider immer nur loben". Ohne "leider" wäre zu ergänzen, man soll den Autor und sein Werk nicht nur loben, sondern auch lieben.