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Nora Rath-Hodann - Nikolay Uzunov: Maria Theresia – erzählt für Kinder#

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Nora Rath-Hodann - Nikolay Uzunov: Maria Theresia – erzählt für Kinder. Vor- und Selbstlesebuch. JGIM Verlag, Wien. 64 S., ill., € 14,90

Gerade rechtzeitig vor Weihnachten ist der dritte Band der Reihe "Julie geht ins Museum" erschienen. Nach "Sisi" und "Gustav Klimt" interessieren sich Mutter und Tochter diesmal für Maria Theresia. Während die beiden den Heimweg vom Adventdorf beim Maria-Theresien-Denkmal antreten, drängt sich die Erzählung über die österreichische Herrscherin geradezu auf. Zuerst erfährt Julie einiges über den Alltag der einfachen Leute im Wien der Barockzeit. Sie waren vielen Regeln, wie Kleiderordnungen, unterworfen und ihre Lebensumstände erscheinen heute primitiv. Die ungeduldige Tochter kann es kaum erwarten, mehr über das Leben am Kaiserhof zu erfahren.

Maria Theresia und ihre Schwester Maria Anna wuchsen "unbekümmert" auf. Sie erhielten eine standesgemäße Erziehung, als Regentin kamen Töchter aber grundsätzlich nicht in Frage. Hingegen genossen Buben (hier konsequent "Jungen" genannt) Unterricht in Fächern wie Staatslehre, Recht, Wirtschaft und Militär. "Obwohl die Jahre vergingen und der Kaiser noch keinen Sohn als Thronfolger hatte, dachte man nicht daran, Maria Theresia auf diese Aufgabe vorzubereiten. Es war schließlich in der gesamten Geschichte der Familie Habsburg – also in den letzten 500 Jahren – nie vorgekommen, dass es keinen männlichen Erben gegeben hatte." Aber bekanntlich hatte Maria Theresia insofern Glück, als die Ehe mit dem ihr zugedachten Gemahl Franz Stephan von Lothringen doch auch eine Liebesheirat war. Sehr nett ist die Anekdote, nach der das kaiserliche Ehepaar auf einem Spaziergang durch die Weinberge Trauben stibitzte und von einem pflichtbewussten Weinhüter bestraft werden sollte. Als sich herausstellte, wer die "Diebin" war, wurde der Aufseher von ihr aber nicht gerügt, sondern ob seiner Aufmerksamkeit gelobt. Dass Franz Stephan mit dem Mineralienkabinett die Grundlage für das Naturhistorische Museum schuf, gefällt der jungen Museumsfreundin besonders.

Es ist nicht leicht, politische Themen wie die Erbfolgekriege kindgerecht zu vermitteln, aber Nora Rath-Hodann schafft es in bewährter Weise. Die Autorin setzte sich mit der einzigen Habsburg-Herrscherin auseinander, die großen Mut, viel Fleiß und ausgezeichnete Menschenkenntnis besaß. Sie setzte Grundsteine in Recht und Verwaltung, besaß aber eine schwierige und dominante Persönlichkeit. "Das vielleicht größte Talent Maria Theresias war es, die richtigen Berater auszuwählen" : Emanuel Graf Silva-Tarouca als eine Art persönlicher Coach, den Leibarzt Gerhard van Swieten, Friedrich Wilhelm Graf Haugwitz, der das Steuersystem, und Leopold Graf Daun, der das Militärwesen reformierte. Der Pädagoge Johann Ignaz Felbinger organisierte das Unterrichtssystem. Am längsten diente ihr und ihrem Nachfolger Wenzel Anton Fürst von Kaunitz-Rietberg als Reichskanzler. "Maria Theresia sagte einmal selbst, dass sie alles, was sie erreicht hatte, der Wahl ihrer Berater schulde. Jedoch war sie selbst ebenso fleißig. … Auch die Schwangerschaften hielten sie nicht ab", betont die Autorin.

Maria Theresia war Mutter von 16 Kindern. Von den elf Töchtern und fünf Söhnen erreichten zehn das Erwachsenenalter. Das Buch stellt die Erzherzöge und Erzherzoginnen in kurzen Charakteristiken und Bildern vor. Die klaren und doch warmherzigen Illustrationen nach historischen Vorlagen stammen von Nikolay Uzunov. Er hat Grafik und Werbung an der Universität für angewandte Kunst in Wien studiert und arbeitet in seiner Heimatstadt Sofia. "Es war eines Sommers bei der Hochzeit Leopolds, als Maria Theresia ihr schlimmster Schicksalsschlag traf: Franz Stephan starb mit nur 56 Jahren ganz plötzlich an einem Schlaganfall. Dieser Moment veränderte die Herrscherin für immer ", erzählt die Mama, ehe sie mit ihrer Tochter Schloss Schönbrunn besucht. Das "Traumschloss" mit seinen repräsentativen Räumlichkeiten, den Parkanlagen und dem ältesten Zoo der Welt, den Franz Stephan anlegen ließ, begeistern die Besucherinnen. Julie gefällt es am besten in den Bergl-Zimmern, deren Wände mit exotischen Landschaften bemalt sind. "Als Julie und ihre Mama das Schloss verlassen, ist es fast dunkel. 'Schau, wie wunderschön es hier ist. Es gibt in diesem prachtvollen Schloss zwar keine Kaiserin mehr, dafür habe ich aber eine kleine Prinzessin bei mir zuhause!', lächelt Julies Mama ihre Tochter an, während sie sie an der Hand nimmt und die beiden den Heimweg antreten."

Die Geschichte des Maria-Theresien-Talers, ein Rätsel, eine Zeittafel und eine Karte, die das Reich Maria Theresias vereinfacht abbildet, ergänzen das Buch. Es ist für Kinder im Volksschulalter gedacht, wird aber auch den Erwachsenen gefallen, die ihnen daraus vorlesen.