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Peter Wegenstein:Wege aus Eisen in Oberösterreich#

Bild 'Wegenstein'

Peter Wegenstein:Wege aus Eisen in Oberösterreich. Zur Geschichte der Eisenbahn im Land ob der Enns. Edition Winkler-Hermaden, Schleinbach. 132 S., ill., € 21,90

Fast wäre 1827 die erste Pferdeeisenbahn Kontinentaleuropas in Oberösterreich gefahren - aber Frankreich kam ihr um drei Monate zuvor. Die fast 200 km lange Strecke sollte von Budweis über Linz nach Gmunden führen. Anlass für die Anlage war die traditionelle wirtschaftliche Grundlage des Salzkammerguts. Das "weiße Gold" aus den kaiserlichen Salinen wurde auf dem Wasserweg über den Traunsee, die Traun und die Donau befördert. Für den Transport in den Norden brachten es Fuhrwerke zur Moldau. Am Beginn des 19. Jahrhunderts wollte man die beiden Flüsse durch einen Kanal verbinden. Die Machbarkeitsstudie ergab, dass dafür 275 Schleusen erforderlich gewesen wären und die Fracht auf dem Landweg trotz allem billiger und schneller war. Daher entschied man sich für den Bau der Pferdeeisenbahn, der 1825 begann. Ab 1833 beförderten die Züge auch Personen. Etwa alle 20 km befand sich eine Station, die Strecke entsprach der Halbtagesleistung der Pferde.

Das jüngste Buch von Peter Wegenstein geht der Geschichte der Eisenbahn im Land ob der Enns in bewährter Weise nach - mit vielen technischen Details und zahlreichen Fotos. Der Beginn jedes Kapitels informiert über den Streckenverlauf, danach geht es um Geschichte und Besonderheiten. Der Band ist schon das siebente der Reihe "Wege aus Eisen". Zuletzt erschienen solche über die Steiermark ( 2019) und die Wiener Straßenbahnen (2018)

Die wichtigste Schienenverbindung, die durch Oberösterreich führt, ist die Westbahn. 1856 als k. k. priv. Kaiserin Elisabeth-Bahn gegründet, erfolgte zwei Jahre später die Betriebsaufnahme nach Linz. 1860 war Salzburg erreicht. Wegen finanzieller Probleme wurde die Bahnlinie 1882 verstaatlicht. Der Verkehrsanstieg erforderte die Erweiterung der Linzer Bahnofsanlagen, die 1912 begann. In der NS-Zeit waren in Linz Großbauvorhaben geplant, wie ein neuer Personenbahnhof, eine Hauptwerkstätte, ein Stahlwerk, ein Verschiebebahnhof, Arbeitersiedlungen und der Ausbau des Hafens mit sieben Becken und einem eigenen Bahnhof. 1945 zerstörten Bombenangriffe die Hauptwerkstätte und den Personenbahnhof, der Wiederaufbau war 1952 abgeschlossen. Nach der Jahrtausendwende (2001-2004) erfolgte der Umbau des Hauptbahnhofs. 2015 hatte die Donaubrücke nach Urfahr das Ende ihrer Lebensdauer erreicht und wurde abgetragen. Ihre Besonderheit war die Doppelfunktion als Bahn- und Straßenbrücke. Grundsätzlich für den Autoverkehr bestimmt, wurde sie für diesen beim Herannahen eines Zuges gesperrt. Ein Foto aus dem Jahr 1939 zeigt sie mit einem Güterzug. Die Dampflok hat schon das Ufer erreicht, während sich etliche Waggons noch auf der Brücke befinden.

Immer wieder sind es die Fotos, die Bahnlaien ansprechen. Dazu zählen zahlreiche Fahrkarten-Reproduktionen aus der Sammlung des Autors, wie manche Kuriositäten: So verkaufte der Schaffner der Salzkammergut-Lokalbahn "Doppelzettelkarten". Er faltete sie vor dem Lochen, händigte dem Passagier die eine Hälfte aus und behielt die andere zur Abrechnung. Bei einer Lokalbahn am Attersee gab es eigene Hundekarten (zum halben Preis). Diese "Elektrische" führte vom Dampfer-Anlegeplatz in Unterach unter teilweiser Benützung der Bezirksstraße zum Landungsplatz See am Mondsee.

Das Titelbild zeigt einen Personenzug vor dem Attersee und Gebirgspanorama. Die Strecke von Vöcklamarkt nach Attersee ist eine der für Oberösterreich typischen elektrischen Lokalbahnen, die von Stern und Hafferl betrieben wurden, heißt es dazu. 1883 gründeten Josef Stern und Franz Hafferl in Wien ein Ingenieurbüro, das sich mit der Planung und dem Bau von Lokalbahnen und Elektrizitätswerken sowie der Einführung des elektrischen Betriebs auf Nebenstrecken beschäftigte. Die Firma wurde Teilhaber von Lokalbahngesellschaften und betreibt auch heute noch etliche Bahnstrecken. Dazu zählten Lambach - Vorchdorf (15,7 km), Gmunden - Vorchdorf (14,7 km), Lambach - Haag am Hausruck (26,4 km), Vöcklamarkt - Attersee (13,7 km), St. Georgen bei Salzburg - Ostermiething (7,6 km) und die Gmundener Straßenbahn (3 km). Auf seiner Homepage nennt der in fünfter Generation geführte Familienbetrieb aktuell vier Lokalbahnen mit 126 Schienenfahrzeugen. Dazu kommen 29 Buslinien mit 120 Bussen und drei Schiffe auf dem Attersee und Altausseer See. Jährlich zählt man 6 Mio. Fahrgäste.

Bei weitem nicht alle der im Buch beschriebenen Linien existieren noch. Die Österreichische Gesellschaft für Eisenbahngeschichte, gegründet am 12. Jänner 1974, hat das Ziel, historische Fahrzeuge und Anlagen von Eisenbahnen zu erhalten. Seit 1985 betreibt sie erfolgreich einen Teil der Steyrtalbahn. Nach der Schließung des Kohlebergbaus übernahm die Gesellschaft die Verladeanlage in Ampflwang und etablierte eine Museumsbahn samt Bahnmuseum. Einstellen musste sie hingegen ihre Fahrten zwischen Traunleihen und St. Florian, doch blieb das Museum bestehen.

Nostalgische Gefühle weckt das Wort "Zahnradbahn". Jene auf den Schafberg in St. Wolfgang (480 m) wurde 1893 eröffnet. Anfangs wirtschaftlich erfolgreich, musste sie 1932 verkauft werden. Die Schafbergbahn ist heute eine moderne Zahnradbahn mit Dampf- und Diesellokomotiven. Etwa gleichzeitig entstand die Pöstlingbergbahn (2,9 km). Auch sie sollte als Zahnradbahn betrieben werden, doch entschied man sich für eine andere Technik. Mit einer Steigung von 105 ‰ angelegt, gilt sie als steilste Adhäsionsbahn auf einer längeren Strecke. Sie blieb unverändert 110 Jahre lang in Betrieb. Dann ermöglichte ein Umbau, dass die Züge der Bergbahn auch im normalen Straßenbahnnetz der Landeshauptstadt fahren können. Seit 2009 befindet sich die Abfahrtsstelle am Hauptplatz, die alte Bergstation wurde zum Museum.

Das Kapitel über die Straßenbahnen in Linz und Gmunden runden das Buch ab, das die Herzen der Eisenbahnfans sicher wieder höher schlagen lässt.

hmw