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Felix Gundacker: Der Weg in die Vergangenheit#

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Felix Gundacker: Der Weg in die Vergangenheit. Ahnenforschung in Österreich. Das Praxisbuch GenBuch 204 S., ill., € 38,-

Familienforschung ist "in". Nicht nur lockdown-bedingt, auch schon seit einigen Jahren davor, beschäftigen sich viele ÖsterreicherInnen mit ihren Ahnen. Möglich ist dies durch Matricula, ein kostenfreies Service, das von der Europäischen Union, Ländern und Diözesen unterstützt wird. Alte Tauf-, Trauungs- und Sterbebücher sind nun sofort einsehbar. (Die Sperrfristen in Österreich betragen für Geburts- und Taufbücher 100 Jahre, Trauungsbücher 75 Jahre und Sterbebücher 30 Jahre.)

Heute ist Österreich weltspitze in der Digitalisierung historischer Quellen, weiß Felix Gundacker. Ahnenforschung ist damit zu einem beliebten Hobby geworden, … Allerdings ergeben sich für Einsteigende wie Fortgeschrittene eine Fülle von Fragen, auch Problemen. Um diese zu lösen, hat der Berufsgenealoge nach einem Wörterbuch und "Kurrent in Kirchenbüchern" heuer bereits die dritte seiner einschlägigen Publikationen herausgebracht. Der Weg in die Vergangenheit ist ein Praxisbuch mit zahlreichen Tipps, das den Zugang zu den Matriken im Internet anhand von Beispielen erläutert.

Das Buch, aus dem viel Erfahrung spricht, beginnt mit einer Warnung vor dem "Suchtpotential der Genealogie" und der Antwort auf die Frage Gibt es ein Ende?. Sie lautet lapidar: Nein! . Forschen über Leben der Vorfahren ist eine neverending story. Am besten beginnt man mit Zuhören und Aufschreiben. Das gibt Familienzusammenkünften einen tieferen Sinn und man kann rasch zu Unterlagen kommen. Dennoch ist Vorsicht geboten: Vieles von diesen Geschichten sind eben Geschichten und keine Geschichte. … Befreien Sie sich rasch von dem Gedanken, dass Überlieferungen stimmen. Dem Sammeln der Unterlagen folgen Sichern und Strukturieren. Dabei hat sich ein aus dem Jahr 1863 stammendes Nummerierungssystem bewährt. Handschriftliche Daten werden mit Hilfe eines EDV-Programms übertragen. Es gibt dafür Online-Angebote wie MyHeritage, Ancestry, Geni etc. und Offline-Programme wie AGES, Ahnenblatt oder Family Tree Maker.

Sind die Quellen aus der eigenen Familie ausgewertet, kann die Suche in Kirchenbüchern weitergehen. Das Praxisbuch enthält eine umfassende historische Übersicht über das Matrikenwesen und Tipps für das Arbeiten mit Matriken im Internet. Solche stehen für das Gebiet der ehemaligen Monarchie für Österreich, Tschechien und einige andere Länder zur Verfügung. Abseits der Matriken für Taufen, Trauungen und Begräbnisse gibt es noch eine Fülle von weiteren kirchlichen Quellen … Leider sind diese nicht in allen Diözesen geordnet und auch nur in wenigen Diözesanarchiven zu finden. Viele dieser Aufzeichnungen befinden sich noch in Pfarrämtern. Dazu zählen u. a. Trauungsrapulare (Anmeldungen zur Trauung), Eheverkündbücher (wenn nicht in der eigenen Pfarre geheiratet wurde), Firmungsbücher, Findlingsbücher und -akten, die viel über den sozialem Status einer Familie verraten, Seelenbeschreibungen (teilweise bis in das 18. Jahrhundert zurückreichende Beschreibungen der Familie samt Dienstboten), Beichtregister, Schulakten, Pfarrchroniken, Konsistorialprotokolle (bischöfliche Protokolle) und Aufzeichnungen geistlicher Grundherrschaften.

Den grundherrschaftlichen Quellen ist das nächste großes Kapitel gewidmet. Hier erfährt man Grundlegendes über Eigentümer, Besitzer und Inwohner, Lehen, Rechte und Pflichten der Untertanen, Ämter und verschiedene Aufzeichnungen. Begriffe, die oft begegnen - wie Urbar, Grundbuch, Gewährbuch, Dienstbuch - werden kurz und einprägsam erklärt sowie Aufbewahrungsorte grundherrschaftlicher Quellen genannt. Genealogie ohne Geographie ist kaum möglich, weiß der Fachmann. Historische Landkarten, die zahlreich erhalten sind, geben eine Vorstellung vom einstigen Aussehen der Dörfer.

Weitere Kapitel widmen sich Dokumenten zum Heimatrecht, Pflegschaftsakten, Zeitungen, Gesetzestexten, Adressbüchern, Sterbeunterlagen und dem Militär. Schließlich gibt es viele Forschertipps: Vereine, interessante Links, Problemlösungen, Zugang zum tschechischen System, Kontakte und Hilfe. Im Schlusswort vergleicht der Autor die digitalisierten Quellen mit Schallschutzwänden an Autobahnen: Man ist schneller dort, aber die Natur sieht man nicht mehr. Echte Erlebnisse, Besuche der Herkunfts- und Lebensorte und den Duft der Bücher in den Archiven sollte man trotz aller modernen Hilfsmittel nicht missen. Denn, so Felix Gundacker: Ahnenforschung erleben ist das eigentliche Ziel.

hmw