Wir freuen uns über jede Rückmeldung. Ihre Botschaft geht vollkommen anonym nur an das Administrator Team. Danke fürs Mitmachen, das zur Verbesserung des Systems oder der Inhalte beitragen kann. ACHTUNG: Wir können an Sie nur eine Antwort senden, wenn Sie ihre Mail Adresse mitschicken, die wir sonst nicht kennen!
unbekannter Gast

Beppo Beyerl: Streifzüge entlang der Donau in Wien#

Bild 'Beyerl'

Beppo Beyerl: Streifzüge entlang der Donau in Wien. Vom Kahlenbergerdorf zum Alberner Hafen. Edition Winkler-Hermaden, Schleinbach . 120 S., ill. € 24,90

Die "Donau so blau…" - wurde oft besungen, bedichtet - bis zum Kinderreim "Die Donau kommt vom Schwarzwald her und mündet in das Schwarze Meer" und beschrieben. Das jüngste Buch stammt vom Reiseschriftsteller Beppo Beyerl. Im bewährten Format der Edition Winkler-Hermaden - je etwa zur Hälfte informative Texte bzw. Ansichtskarten und aktuelle Fotos - hat er hier zwei Bände publiziert und bei etlichen anderen als Koautor gewirkt. Nach der Triester Straße (2015) und durch die Wiener Weindörfer (2017) ist nun die Donau im Stadtgebiet sein Thema. Der routinierte Autor behandelt es wieder mit Sachkenntnis und Humor, mixt gekonnt persönliche Eindrücke, Geschichte und Geschichten. Einer Einleitung über Die Donau in Wien folgen fünf Streifzüge: Vom Brigittenauer Sporn bis zur Simmeringer Lände, Vom Kuchelauer Hafen bis zum Praterspitz, über die Donauinsel. Vom Wasserpark zum Gänsehäufel und Der Alberner Hafen und der Friedhof der Namenlosen. Laut Routenplaner sind das mit dem Auto zehn Kilometer. Kaum zu glauben, was man als Wanderer hier alles zu sehen und vom Autor vermittelt bekommt.

Er beginnt die Tour entlang des - im 13. Jahrhundert Wiener Arm genannten - Donaukanals beim unspektakulären Brigittenauer Sporn. Dafür gibt es flussabwärts bald zwei Sehenswürdigkeiten, beide von Otto Wagner. Das Verwaltungsgebäude des Nussdorfer Wehrs und die Schleusenanlage selbst. Die "Löwenbrücke", die der Architekt als Stadttor konzipierte, gilt als eine der schönsten der Stadt. Der Promenade entlang taucht ein weiteres Nutzbauwerk auf, die Müllverbrennungsanlage Spittelau. Nach einem Brand hat Friedensreich Hundertwasser um 1990 ihr Äußeres umgestaltet. Ein Jahrzehnt jünger sind die nahen, neuerdings mit Street Art bemalten "Zaha-Hadid-Häuser". Die Friedensbrücke verbindet den 9. mit dem 20. Bezirk. Bei der nächsten U-Bahn-Station, Rossauer Lände, fällt die 1870 eröffnete Rossauer Kaserne auf. Bei der Kaiserbadschleuse, die nie in Betrieb ging, ist das sezessionistische Schützenhaus wieder ein Werk Otto Wagners. Moderne Büro-Hochhäuser beherrschen das gegenüber liegende Ufer. Bis vor zwei Jahren befand sich hier das Dianabad, die erste überdachte Schwimmhalle Europas und Uraufführungsort des Walzers "An der schönen blauen Donau". Mehr als zwei Dutzend Brücken überspannen den Donaukanal, den Beppo Beyerl bis zur Mündung in die Donau an der Simmeringer Lände entlang spaziert.

Das nächste Kapitel widmet er der Donau vom Kuchelauer Hafen bis zum Praterspitz und verrät, dass die Kuchelau ihren Namen den Küchengarten des Stiftes Klosterneuburg verdankt. Eine Klosterneuburger Pfarre ist das Kahlenbergerdorf, untrennbar verbunden mit den Schwänken des "Pfaff vom Kahlenberg", der Mitte des 14. Jahrhunderts hier wirkte. Weitere Stationen auf diesem Weg sind Reichsbrücke, Mexikoplatz, Donaumarina, Friedenspagode und Kraftwerk Freudenau.

Jahrhunderte lang war die Donau ein Gewirr von Inseln und zahlreichen Altarmen, die ihren Verlauf ständig änderten. Die wichtigsten waren der Nussdorfer Arm, der Wiener Arm, das Fahnenstangenwasser, das Kaiserwasser und der Floridsdorfer Arm als wasserreichster. Die Donauregulierung als Hochwasserschutzprojekt erfolgte 1870 bis 1875. Eine große Fläche für Bauland wurde gewonnen, die Donau rückte näher an Wien heran. So blieb es ein Jahrhundert. Im Zuge des Baus eines Entlastungsgerinnes im ehemaligen Überschwemmungsgebiet entstand in den 1970-Jahren eine rund 20 Kilometer lange und bis zu 300 Meter breite Insel, die zu einem Naherholungsgebiet ausgebaut wurde. Durch das nach ihr benannte Event im Sommer ist die Donauinsel weithin bekannt. Auch hier gibt es eine Menge zu entdecken, wie den japanischen Kirschenhain, die Schulschiffe auf dem Donauinselplatz in der Brigittenau, die 20-teilige Skulpturengruppe "die Passanten" von Herbert Traub (1940-2022), den Leuchtturm, der einst bei den Bregenzer Festspielen als Kulisse diente, Restaurants, Nudistenzonen und Naturschutzgebiete.

Das Kapitel "Die Alte Donau" führt zum Floridsdorfer Wasserpark, Angelibad, Strandgasthaus Birner, Donaupark mit Donauturm, Donau City, Kaiserwasser und Gänsehäufel. Der Donaupark entstand als Wiener Internationale Gartenschau (WIG 64) auf einer Fläche von 100 Hektar. 29 Staaten beteiligten sich an der größten Gartenschau Europas. Ihr Wahrzeichen, der Donauturm, ist mit 252 m das höchste Gebäude Österreichs. 1996 entstand auf der Donauplatte (Überbauung der Stadtautobahn am linken Donauufer) ein neuer Stadtteil. Als Donau City (DC) umfasst er eine Reihe markanter Büro- und Wohnhochhäuser und die Donau City Kirche von Heinz Tesar. In unmittelbarer Nähe der DC erheben sich das Vienna International Centre (VIC, UNO-City) als Amtssitz internationaler Organisationen. und das Austria Center Vienna als Konferenzzentrum.

Der Epilog ist Albern mit seinem "Friedhof der Namenlosen" gewidmet, wo 104 Menschen ruhen, die in der Donau den Tod fanden. Er wurde 1935 zum Abschluss von Hochwasserschutzarbeiten mit einer runden Auferstehungskapelle versehen. Nach rund 20 km verlässt die Donau hier Wien. Damit enden auch die spannenden Streifzüge entlang dieses Teils des zweitlängsten Flusses Europas.

hmw