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Beppo Beyerl: Die Triester Straße#

Bild 'Triester'

Beppo Beyerl: Die Triester Straße. Eine Geschichte des Verkehrsweges von Wien nach Triest in Bildern. Edition Winkler-Hermaden, Schleinbach 2015. 120 S., ill. € 19,90

Nach der Prager Straße und der Brünner Straße stellt die Edition Winkler-Hermaden nun den historischen Hauptverkehrsweg nach Süden vor. In der bewährten Weise der Bild-Text-Bände dieses Verlags weckt der Reisejournalist Beppo Beyerl Erinnerungen an die Triester Straße. Er hat sich jahrelang mit dieser Straße beschäftigt und darüber publiziert.

Anno 1719 erklärte Kaiser Karl VI. die Stadt Triest zum Freihafen. Durch dieses Privileg verzichtete der Staat auf Zölle, was den Handel enorm förderte. Neue Straßenverbindungen wurden nötig, wie die Reichsstraße, an die auf dem Semmering ein Denkmal mit den Insignien des Kaisers erinnert. Kenntnisreich und humorvoll zeichnet der Autor Verlauf und Entwicklung der "Siebzehner" (B 17), früher auch "Gastarbeiterroute", nach. Die alte Reichsstraße brachte den Orten, durch die sie führte, Wachstum und Wohlstand - bis in den 1960er Jahren das starke Verkehrsaufkommen gegenteilige Effekte hervorrief. Nun, da Autobahnen und Schnellstraßen die Landschaft dominieren, ist es gar nicht mehr so einfach, dem alten Verlauf zu folgen. Dabei helfen historische Landkarten, aktuelle Skizzen, alte Ansichtskarten und neue Fotos. Bequem und ohne Stau geht es anhand der im Buch markierten Etappen von Wien nach Triest.

Die erste führt "vom Wienerberg bis zum Semmering". Stationen sind unter anderem Wiener Neudorf, die einst stolze Semperit-Stadt Traiskirchen, Wiener Neustadt, Neunkirchen - mit Rasthaus und Großtankstelle - , Ternitz, an dessen große Industrievergangenheit nur noch ein 75 m hoher Schlot erinnert, Gloggnitz mit dem Karl-Renner-Museum, Maria Schutz und der "Zauberberg" mit seiner Hotel-Nostalgie.

Der Semmeringpass ist mit 984 m die höchste Stelle auf dem Weg zum Adriahafen. Bergab führt der Weg "durch die grüne Mark". Wie in Niederösterreich sind in der Steiermark Orte an der Verkehrsachse mit der Industrie- und Sozialgeschichte Österreichs untrennbar verbunden: Mürzzuschlag, Kapfenberg oder Bruck an der Mur. Der Weltruf Kapfenbergs als Stahlstadt begann 1894, als die Gebrüder Böhler alte Hammerwerke übernahmen. Das Besondere: noch heute kann sich Böhler-Uddeholm in der Metallverarbeitung behaupten. Bruck an der Mur hat 2012 mit einer neuen Brücke und dem 32 m hohen Bogen ein modernes Wahrzeichen erhalten. In Peggau organisierten die Bürger einen Sitzstreik gegen den Durchzugsverkehr und hatten mit dem Ruf nach einer Umfahrungsstraße Erfolg. Kein Glück hatten sie mit der Initiative zur Rettung der Badlwandgalerie. Der älteste "Eisenbahnkunstbau" der Steiermark steht zwar unter Denkmalschutz, ist aber großteils eingestürzt. 1844 hatte Erzherzog Johann die 362 m lange Bogenstellung eröffnet. Die Straße verlief oben auf den Arkaden, darunter fuhr die Eisenbahn. Über Graz und Wildon gelangt man zur ehemaligen Grenzstation Spielfeld. Eindrucksvoll zeigt ein Foto die Kolonne von Autos, die sogar noch auf dem Dach bepackt waren, beim ehemaligen jugoslawischen Grenzort Sentilj/St. Ägyd.

Der nächste Abschnitt führt "von Marburg bis zum Karst". Dabei orientiert sich der Verlauf an der alten Römerstraße. In Maribor/Marburg überquert die Triester Straße mit der hoch aufragenden, 1912 errichtete "Hauptbrücke" die Drau. Celje/Cilli ist die drittgrößte Stadt Sloweniens. Von hier wendet sich die Trasse der Reichsstraße gegen Westen, um das 70 km entfernte Ljubljana/Laibach zu erreichen. Südlich der slowenischen Hauptstadt erstreckte sich ein Sumpfgebiet. Während die Triester Straße am Rand verlief, baute man für die Südbahn einen Damm. Sie machte Halt in Postojna/Adelsberg, wo schon zur Zeit der Monarchie Touristen die weltberühmten Grotten besuchten. Ebenso wenig freundlich wie die Karstgebiete erwies sich der scharfe Wind, die Bora. Der Sturm soll ganze Wagenladungen weggefegt haben.

Das letzte Kapitel betitelt sich "Hinab zum Meer". Verlässt man Villa Opicina/ Opčine/Optschinach, befindet man sich schon in einem Vorort der italienischen Stadt Triest. Am Rand des Karstplateaus an der Grenze zu Slowenien steht seit 1830 ein Obelisk. Er erinnert daran, dass Kaiser Franz II./I., die Karstpassage befestigen ließ. Von diesem Aussichtspunkt sieht man das erste Mal zum Meer und auf den Adriahafen. Seit 2001 heißt die Hauptstraße des Vororts von Triest Wiener Straße - "und bildet so auf gelungene Weise die Antipode zur Triester Straße in Wien."