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Niederösterreichische Wehrkirchenstraße#

Edlitz#

Die Freskenausstattung der spätgotischen Wehrkirche hl. Veit in Edlitz stammt vor allem aus dem 16. und 17. Jahrhundert.
Die Freskenausstattung der spätgotischen Wehrkirche hl. Veit in Edlitz stammt vor allem aus dem 16. und 17. Jahrhundert.

Edlitz, östlich des Pittentals, südlich von Neunkirchen gelegen, beherbergt eine der schönsten Wehrkirchen der Buckligen Welt. An Wehreinrichtungen sind heute noch vorhanden: Gusserker, Schießscharten, Wehr-obergeschoss im Dachboden, eine ehemalige Zisterne unter dem Fußboden der Kirche und Überreste der ehemaligen Kirchhofwehrmauern.

Die Pfarrkirche hl. Veit wurde um 1455 herum als spätgotisches Langhaus mit Kreuzrippengewölbe erbaut. In halber Höhe der nördlichen Langhauswand ist noch ein gemauerter Laufgang zu erkennen. Hier gibt es auch einen Verbindungsgang zum zweiten Turmgeschoss (Fluchtweg vom Kircheninneren über den Turm auf den Wehrdachboden). Die starken Pfeiler geben dem Inneren einen wuchtigen Eindruck. An der Westfront ist ein monumentales Fresko des hl. Christophorus aus dem Jahre 1500 erhalten. Im Chor und Langhaus sind Wandmalereien über die Vertreibung aus dem Paradies, sowie Kreuzigungsszenen aus dem Jahre 1581 freigelegt worden.

Krumbach#

Zwölf Kilometer sind es von Edlitz bis Krumbach. Krumbach verfügte noch um 1820 über eine zinnengekrönte Wehrmauer, von der heute nur noch Reste vorhanden sind.

Die Pfarrkirche hl. Stephan ist eine barockisierte gotische Wehrkirche und präsentiert sich als hohes Langhaus mit Wehrober-geschoss. Vollständig erhalten ist ein Gusserker über dem ehemaligen Zugang zur Kirche, der vom Wehrobergeschoss aus zugänglich war. Die wehrhafte Kirchenmauer wurde 1852 abgetragen Im ehemaligen Bürgerspital von Krumbach ist ein Heimat- und Freilichtmuseum untergebracht.

Hochneukirchen-Gschaidt#

Die wuchtige, ehemals zweitürmige Wehrkirche Hochneukirchen besitzt heute nur noch ein Wehrobergeschoss mit zahlreichen wehrhaften Einrichtungen.
Die wuchtige, ehemals zweitürmige Wehrkirche Hochneukirchen besitzt heute nur noch ein Wehrobergeschoss mit zahlreichen wehrhaften Einrichtungen.

Zwei Kilometer auf der Landesstraße und weitere 8 Kilometer in südliche Richtung, und man erreicht Hochneukirchen-Gschaidt, das auf 770 Meter Seehöhe liegt.

Das Ortsbild von Hochneukirchen, der südlichsten Gemeinde Niederösterreichs, wird von der Pfarrkirche hl. Bartholomäus beherrscht. Die Kirche wurde um 1300 errichtet, der Ausbau der Wehreinrichtungen geschah um 1490 herum. Heute besitzt die Kirche noch ein Wehrobergeschoss mit Schießscharten und Zwischengeschossen, die nur von oben zugänglich sind. Eine Besonderheit ist die Tatsache, dass die Kirche mit dazwischenliegendem Langhaus früher zweitürmig war (die Abtragung des Oststurmes erfolgte 1787, wenig später auch der Abbruch der befestigten Kirchhofmauer).

Bad Schönau#

Darstellung des hl. Christophorus aus dem 14. Jahrhundert an der Wehrkirche in Bad Schönau.
Darstellung des hl. Christophorus aus dem 14. Jahrhundert an der Wehrkirche in Bad Schönau.

Man fährt nun die acht Kilometer wieder zurück und erreicht nach zwei Kilometern Bad Schönau. Die Bad Schönauer Wehrkirche (alte Pfarrkirche hll. Peter und Paul) war seinerzeit mit einer dreifachen Wallanlage befestigt, in die auch der Pfarrhof mit einbezogen war. Ein Brunnen im Kirchenschiri, schlitzartige Schießscharten, verborgene Zugänge zum Wehrobergeschoss und eint wuchtige Sakristeitür mit Axthiebspuren sind Zeugen für die Wehrhaftigkeit, die letztmalig 1708 gegen die Kuruzzen unter Beweis gestellt werden musste. Die weithin sichtbare, auf einem Kirchhügel erbaute Kirche ist ein blockartiger Bau mit interessanten Fresken aus dem Jahre 1320. Früher hieß der Ort Schönau im Gebirge, als aber 1913 eine Heilquelle (Kohlensäuregas) entdeckt wurde, entstand der Name Bad Schönau, in dem es heute ein Kurhotel und andere entsprechende Einrichtungen gibt.

Kirschlag in der Buckeligen Welt#

Die Kirchschlager Pfarrkirche.
Die Kirchschlager Pfarrkirche.

Sieben Kilometer ostwärts wird Kirchschlag in der Buckligen Welt erreicht. Es liegt im Zöbernbach-Tal am Fuß des Schlossberges unweit der burgenländischen Grenze. Das Ortsbild beherrscht die Burgruine am Schlossberg, welche früher mit dem Markt durch eine Mauer verbunden gewesen war.

Das Netzrippengewölbe im spätgotischen Langhaus der Pfarrkriche von Kirchschlag.
Das Netzrippengewölbe im spätgotischen Langhaus der Pfarrkriche von Kirchschlag.

Die Pfarrkirche hl. Johannes der Täufer ist ein bemerkenswerter spätgotischer Bau mit zweischiffigem Langhaus und einem mächtigen Turm. Im wehrhaft ausgebauten Dachboden sind Schießerker und Schießfenster erhalten. Eine Besonderheit der Kirchschlager Pfarrkirche ist das Seitenschiff, auch als "Ungarische Kirche" bezeichnet. Sie wurde aller Wahrscheinlichkeit nach vom Ungarnkönig Matthias Corvinus, der ab 1488 Kirschlag besetzt hatte, in Auftrag gegeben, damit Kirchbesucher aus dem benachbarten Ungarn dort dem Gottesdienst beiwohnen konnten. Interessant ist auch das besonders widerstandsfähige Kirchhoftor. Das Langhaus besitzt im Inneren ein Netzrippengewölbe mit reichen Wandbündelpfeilern.

Seit 1932 werden alle fünf Jahre in Kirchschlag von Mai bis September sehenswerte Passionsspiele aufgeführt, an denen sich der ganze Ort beteiligt. 1957 bis 1959 wurde ein Passionsspielhaus mit 1.100 Sitzen errichtet, das allen modernen Anforderungen entspricht.

Sehenswert ist auch das Heimatmuseum.

Lichtenegg#

Die um 1200 in Lichtenegg entstandene Wehrkirchenanlage wurde im 15.Jahrhundert zu einer Wehranlage mit Wehrobergeschoss im Langhaus und im Wehrturm ausgebaut. Künstlerisch interessant ist ein Bild der Nothelfer, das von Veit Schnorr. Direktor der Akademie in Dresden, geschaffen wurde.
Die um 1200 in Lichtenegg entstandene Wehrkirchenanlage wurde im 15.Jahrhundert zu einer Wehranlage mit Wehrobergeschoss im Langhaus und im Wehrturm ausgebaut. Künstlerisch interessant ist ein Bild der Nothelfer, das von Veit Schnorr. Direktor der Akademie in Dresden, geschaffen wurde.

Nach längerer Fahrt (15 km) wird Lichtenegg erreicht, das auf einer Hochfläche der Buckligen Welt liegt. Mit der umgebenden, rundturmbewehrten Mauer mit Balkenlöchern für den Wehrgang und dem eigens für Verteidigungszwecke aufgestockten Obergeschoss ist die Pfarrkirche hl. Jakobus eine der wenigen fast vollständig erhaltenen Wehrkirchen. Schießscharten in der Ringmauer und im Mauerwerk der Turmobergeschosse, ein geheimes Zwischengeschoss und ein Backofen im Kirchturm (nur mit Spezialführung zugänglich) sind die heute noch vorhandenen Zeugen einer wehrhaften Vergangenheit. Die Zinnen der Wehrmauer wurden 1880 abgetragen.

Auflagehölzer in den Schießscharten bezeugen die Verwendung von Hakenbüchsen. Der Ausbau zur Wehrkirche geschah ab dem 15. Jahrhundert. Das Innere ist ein Langhaussaal mit Fresken aus der Zeit um 1400 (Anbetung der Könige, Schmerzensmann und der hl. Hieronymus). Im Chorgewölbe finden sich frühbarocke Rankenmalereien mit Spruchbändern aus der Zeit um 1638.

Hollenthon#

Neun Kilometer sind es von Lichtenegg bis Hollenthon. Die Pfarrkirche Mariae Himmelfahrt, mitten im Hügelland der Buckligen Welt gelegen, ist ein Beispiel der Rückführung einer wehrhaften Kirche in der Barockzeit, um nur noch religiösen Zwecken zu dienen. Im Dachwerk sind noch Schießscharten des Wehrobergeschosses erhalten. Und von der ehemaligen Wehrmauer sind nur noch kleine Reste zu sehen. Hollenthon samt Kirche wurden 1683 von den Türken stark in Mitleidenschaft gezogen. Heute präsentiert sich das Gotteshaus als barockisierte Saalkirche.

Wiesmath#

Gusserker als Dachgaupen über dem seinerzeitigen Eingang der ehemaligen Wiesmather Wehrkirche.
Gusserker als Dachgaupen über dem seinerzeitigen Eingang der ehemaligen Wiesmather Wehrkirche.

Nur drei Kilometerweiter liegt Wiesmath (695 m), das als einzige Gemeinde der Buckligen Welt neben dem eigentlichen Wehrkirchenhof noch einen bewehrten Viehhof zum Bergen der Viehbestände besaß. (Nur drei solcher Anlagen sind in Niederösterreich bekannt.)

Fünf Wehrerker auf der Mauerkrone ermöglichten eine weit reichende Verteidigung, ein Gusserker schützt heute noch den Haupteingang. Im Mauerwerk des Triumphbogens führt eine verborgene Treppe in das wehrhafte Dachgeschoss. Die ehemalige Wehrkirche hll. Peter und Paul ist eine das Ortsbild prägende spätgotische Langhauskirche mit einem mächtigen Turm.

Interessant sind das Netzrippengewölbe und die polygonalen Wandpfeiler mit Wappenschlusssteinen. Im Chor der Langhauswand wurden Fresken aus dem Jahre 1420 freigelegt. Schmuckstücke der Kirche sind eine spätgotische Figur der Anna Selbdritt, gotische Fresken sowie ein qualitätsvoller barocker Hochaltar. Die Bezeichnung „Anna Selbdritt" meint die gemeinsame Darstellung der hl. Anna mit der im Allgemeinen als Mädchen wiedergegebenen Maria und dem Jesuskind. Das Motiv entstand im 14, Jahrhundert im Zusammenhang mit dem aufkommenden Annakult.

Hochwolkersdorf#

Pfarrkirche hl. Laurentius in Hochwolkersdorf: 1932 erhielt sie zusätzlich eine Kapelle zu Ehren der Mutter Gottes.
Pfarrkirche hl. Laurentius in Hochwolkersdorf: 1932 erhielt sie zusätzlich eine Kapelle zu Ehren der Mutter Gottes.

Sechs Kilometer sind es in nördlicher Richtung bis Hochwolkersdorf. Die Pfarrkirche hl. Laurentius zeigt noch deutlich ihren romanischen Ursprung. Nach 1737 stark umgebaut, ist von den alten Wehranlagen nicht mehr viel zu sehen. Der Gesamteindruck einer wehrhaften Kirche ist jedoch geblieben; Ähnlichkeiten mit Bad Schönau und Hollenthon sind unverkennbar.

1963 wurde das gesamte romanische Langhaus abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Im April 1945 befand sich übrigens in Hochwolkersdorf das Hauptquartier der Roten Armee, und hier führte Dr. Karl Renner erste Verhandlungen über die Wiederherstellung der österreichischen Eigenstaatlichkeit (Gedenkraum im Gemeindeamt).

Bromberg#

Ehemalige Bromberger Wehrkirche: Darstellung des hl.Christophorus, Nothelfer bei plötzlich auftretenden Gefahren und Schutzpatron aller Reisenden, aus dem 14. Jahrhundert.
Ehemalige Bromberger Wehrkirche: Darstellung des hl.Christophorus, Nothelfer bei plötzlich auftretenden Gefahren und Schutzpatron aller Reisenden, aus dem 14. Jahrhundert.

Nochmals sechs Kilometer weiter in westlicher Richtung gelangt man nach Bromberg. Die mächtige gotische Saalkirche H. Lambert steht erhöht über dem Ort und war ursprünglich durch eine Ringmauer mit Türmen und Vorwerk gesichert. Die noch erhaltenen Schießscharten, der Gusserker über l dem ehemaligen Haupteingang und der wuchtige, gedrungene Turm sind Zeugen der Wehrhaftigkeit.

Der Turm (erbaut im 11. Jahrhundert) ist besonders interessant, weist er doch in seinen sehr umständlich zugänglichen Obergeschossen (Bergeturm} verborgene Tresorkammern für die sichere Aufbewahrung von wertvollem Gut auf. Der Hauptteil der Kirche (Langhaus mit Netzrippengewölbe) wurde 1471 bis 1496 erbaut,

Interessant sind die spätgotischen Gewölbemalereien rund um das „Heilig-Geist-Loch" sowie der mächtige Christophorus an der Außenfront.

Katzelsdorf#

Endpunkt unserer Reise ist Katzelsdorf:

Die spätgotische Kirche hl. Radegundis des ehemaligen Franziskanerklosters von Katzelsdorf wurde 1462 geweiht.
Die spätgotische Kirche hl. Radegundis des ehemaligen Franziskanerklosters von Katzelsdorf wurde 1462 geweiht.

Am Rande des Steinfelds bzw. des Rosaliengebirges gelegen, hat der Ort schon seit dem Mittelalter durch das ehemalige Kloster der Franziskaner (heute Redemptoristen) mit der Pfarrkirche hl. Radegundis Bedeutung. Die weitläufige, von einer Mauer umgebene Anlage liegt auf einer kleinen Anhöhe am Rande des Ortes. Den Kern bildet die im 15. Jahrhundert entstandene, spätgotische Franziskanerkloster-Kirche. Die Gebäude wurden wehrhaft ausgebaut, erlitten aber 1532 durch die Türkenbelagerung schwere Schäden. Das Kloster wurde 1783 aufgehoben und die Kirche wurde Pfarrkirche der neu gegründeten Gemeinde Katzelsdorf. 1857 wurde das Kloster an die Redemptoristen übergeben, und wird heute noch als Gymnasium geführt. Die Kirche ist ein lang gestreckter, spätgotischer Baukörper mit hohen Spitzbogenfenstern und Kreuzrippengewölbe. Verschiedene Wandmalereien stammen aus dem 18. Jahrhundert und stellen unter anderem die Leiden der Bevölkerung während der Türkenbelagerung dar. Die Klostergebäude bestehen aus zwei ausgedehnten Anlagen. Der vom Ende des 15. Jahrhunderts stammende Kreuzgang ist in vier zweigeschossigen Trakten angelegt. An den Südtrakt des Kreuzganges wurde um 1860 eine kleine Klosterkirche (zur hl. Maria) in Form eines schlichten Langhauses angebaut. Schließlich wurde im Süden der Klosteranlage 1925 ein Schulgebäude in Form eines mächtigen, viergeschossigen Baus errichtet. Im südöstlichen Ortsteil findet sich das Schloss Katzelsdorf, das im Wesentlichen aus dem 16. und 17. Jahrhundert stammt und sich als zweigeschossiges, weitläufiges Objekt ohne besondere kunsthistorische Bedeutung darbietet. Dafür findet sich im Schloss in über 200 Vitrinen eine Dauerausstellung von Zinnfiguren, die unter großem Engagement seitens aller Beteiligten zustande gekommen ist und einen Besuch verdient. Das Dargebotene dürfte nicht nur für Liebhaber von Zinnfiguren von Interesse sein.


© "Die schönsten Erlebnisstraßen Österreichs" Hilde und Willi Senft