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Das Dorf und die Vier#

(Wie kommt das 4.0 in Dorf 4.0?)#

von Martin Krusche

Ich darf mich nun schon einige Jahre an einer eigentümlichen und sehr stabilen Kooperation erfreuen, in der drei Dörfer kulturpolitisch zusammenwirken, damit wir in einer prozeßhaften Arbeit große Themen handhaben können. Dafür wurde unterwegs die Wortmarke Dorf 4.0 zur Überschrift. Was ist damit gemeint? Kurz gefaßt:

Bild 'dorf_4.0a'

  • Dorf 1.0: Die alte agrarische Welt.
  • Dorf 2.0: Umbrüche durch eine teilweise Industrialisierung der Region.
  • Dorf 3.0: Das Agrarische, Industrielle und Urbane hat sich in den Dörfern verzahnt.
  • Dorf 4.0: Die Vierte Industrielle Revolution ändert das alles völlig.

Das bedarf der Erläuterung. Ich halte es für essentiell, daß Regionalpolitik sich gerade derzeit, in den gegebenen Umbrüchen, relevanten Themen widmet und sich nicht in Schönrederei erschöpft. Nun sind die Arbeitsbedingungen inzwischen ohnehin so, daß sich kein Dorf-Bürgermeister lange halten könnte, wenn er vor allem Reden schwingen würde, statt anstehende Probleme mit seinen Team zu lösen und anstehende Aufgaben zu erledigen.

Doch hier kommt eine Besonderheit ins Spiel. Daß Regionalpolitiker angesichts solcher Herausforderungen auch dem Kulturbereich einen entsprechenden Stellenwert beimessen und das auf der Höhe der Zeit aktiv einlösen, ist bei uns keineswegs Standard.

Diese Bürgermeister sind Werner Höfler (Hofstätten an der Raab), Peter Moser (Ludersdorf-Wilfersdorf) und Robert Schmierdorfer (Albersdorf-Prebuch). Aber weshalb die Überschrift Dorf 4.0? Das haben wir uns nicht aus dem Ärmel gezogen oder von aktueller Public Relations abgekupfert, sondern vom sozialgeschichtlichen Hintergrund der Dörfer hergeleitet.

Dorf 1.0#

Erst war das hier ein rein agrarisches Gebiet. Die genannten Dörfer wurden nach dem Zweiten Weltkrieg aus mehreren Katastralgemeinden formiert. Ursprünglich dominierten kleine Selbstversorgerwirtschaften, die nicht für den Markt produziert haben. Da bestand keine Chance auf Wohlstand. Es gibt heute noch ein paar wenige alte Landwirtschaften im Haupterwerb, die anschaulich machen, was mit dieser Wirtschaftsform möglich war und was nicht.
Bild 'dorf_4.0c'

Dorf 2.0#

Die Region ist durch eine teilweise Industrialisierung grundlegend verändert worden. Es gab dabei einen Anstieg passabel bezahlte Jobs. So wuchs der Bedarf an Gütern und Dienstleistungen, wofür die nötige Kaufkraft entstand. Das wiederum stärkte einzelne Orte, die heute als markante Städte der Region bekannt sind und einen soziokulturellen Kontrast zu den Dörfern bildeten.

Dorf 3.0#

Im Wechselspiel mit regionalen Städten und im Wachsen von Verkehrsnetzen sowie von zeitgemäßen Informationssystemen wurde das urbane Leben in manchen Aspekten zu einem Lebensstil, der auch in den Dörfern seine Nischen fand, wie sie in der alten agrarischen Welt undenkbar gewesen wären. Das alles entfaltete sich wirtschaftlich hier sehr wesentlich über Effekte der Mobilitätsbranche und einiger High Tech-Betriebe, welche heute in vor- und zwischengelagerten Industriezonen der Region ansässig sind. Das Agrarische, Industrielle und Urbane hat sich in den Dörfern verzahnt.
Bild 'dorf_4.0d'

Dorf 4.0#

…sollte uns auf einen Weg bringen, aus dieser Entwicklung im vorigen Jahrhundert relevante Schlüsse zu ziehen, wo uns eine schon laufende Vierte Industrielle Revolution das Alltagsleben, die Arbeitswelt und die Belange der Mobilität nun völlig verändert. Kollektive Wissens- und Kulturarbeit ist ein Beitrag zu diesem Vorhaben, wobei wir gelegentlich Kunst Wissenschaft und Wirtschaft ein Wechselspiel bringen.