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Notiz 088: Anschiß der Saison#

(Eine österliche Situation) von Martin Krusche

Bedaure! Ich hab keine Laune, hier mit Schoko-Osterhasen, bunten Eiern und gelben Hühner-Küken aufzuwarten. Es spricht in mir aber nichts gegen diese Dekoration eines fröhlichen Wochenendes für alle Arten Gemeinschaften. Es liegt mir selbst bloß nicht. Ich mag auch den kulturellen Hintergrund, weil ich den Mann aus Nazareth bewegend finde. Ein Widerspenstiger, der einen furchterregenden Tod in Kauf nimmt, um sich verkommenen Obrigkeiten seiner Zeit zu widersetzen. Das gefällt mir.

Oster-Selfie des Jahres 2020. (Foto: Martin Krusche)
Oster-Selfie des Jahres 2020. (Foto: Martin Krusche)

Ich hab ein Foto gemacht, das wenigstens meinen Kopf in Ei-Form erscheinen läßt. So viel Zugeständnis zum Datum darf schon sein. Außerdem halte ich jeden Samstags um 19:00 Uhr eine Tele-Drink-Session ab. Das heißt, wir begießen gemeinsam, alle jeweils an ihren Plätzen, die eben absolvierte Lockdown-Woche.

Zugegeben, jetzt, anläßlich Ostern, ging das gleich drei Tage durch. Noch nie zuvor hab ich so eine Solo-Sause absolviert, was freilich nur deshalb geht, weil ich ausschließlich mit guter Laune trinke. Es viele mir nicht ein, mich unter Kummer mit Alk abzufüllen, denn das macht sehr miese Gefühle. No Sir! Aber diesmal war ich sehr gut gelaunt und bin nun erholungsbedürftig.

Außerdem: Ich hab eine erbauliche Ostergeschichte auf Lager, die Ihnen gefallen könnte. Der Tag hatte schon morgens etwas holperig begonnen. Dann kassierte ich von einem Paketboten den Anschiß der Saison, ergänzt um die Androhung, das Paket, welches er mir unter die Nase hielt, zurückzuschicken. Also ein etwas rüder Pädagoge.

Jeden Samstag, 19:00 Uhr, Tele-Drink-Session im Lockdown. (Foto: Martin Krusche)
Jeden Samstag, 19:00 Uhr, Tele-Drink-Session im Lockdown. (Foto: Martin Krusche)

Der Anlaß: banal. Ich hab erwartet, er käme an die Haustür, zu der man einen Hof überqueren muß. Er hat erwartet, ich käme auf die Straße zu seinem Lieferwagen. Die Gegensprechanlage war ihm bei der Klärung dieser Frage offenkundig nicht hilfreich.

Zugegeben, mein erster Impuls war, den Kerl zusammenzustauchen, denn sein Tonfall schien mir völlig unangemessen. Aber das ist natürlich Blödsinn. Wer sich überlastet fühlt, baut leicht Mist. Das offenbarte sich zum Beispiel in der rührenden Mitteilung: „Was bestellst du überhaut so ein blödes Paket?“

Ein Detail des Oster-Konvoluts aus dem Hause Prokschi. (Foto: Martin Krusche)
Ein Detail des Oster-Konvoluts aus dem Hause Prokschi. (Foto: Martin Krusche)

Unter uns, ich hab es gar nicht bestellt, sondern es war ein Präsent des Puch-Experten Matthias Prokschi. („Ihr Paket 32151945047 / Referenz: Ostergruß / wurde erfolgreich zugestellt.“) Aber das nur nebenbei. Wenn ein Paketbote beklagt, daß jemand Pakete bestellt, ist diese Unmutsäußerung sicher ein Hinweis darauf, wie schlecht viele Menschen in dieser Branche behandelt werden.

Diese ungünstigen Bedingungen haben in der Lockdown-Ära bestimmt Quantensprünge gemacht, auch wenn zum Beispiel Parkplatzsuche derzeit vermutlich nicht dazugehört. Ich kann in der Sache wenig tun, außer auf Versandware weitgehend zu verzichten und mich gelegentlich anschnauzen zu lassen.

Aus meinen Kindertagen weiß ich nut zu gut, zusammengefaltet zu werden ist immerhin auch eine Art der Zuwendung. Was nun Mythos Puch VII angeht, auch die österreichweitebn Oldtimer-Tage, die eben auf 2021 verschoben wurden, wir ziehen das durch. Ich muß bloß erst die Konzeption ändern.


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