Werk: Puch Flugmotor 650 TR 1#
(Triebwerk für Motorsegler)#
von Martin KruscheZugegeben, der Begriff Flugmotor ist hier etwas hoch gegriffen. Er soll bloß der Orientierung dienen. Es ist ein weitgehend unverändertes Triebwerk, dem eigenwilligen Zweck angepaßt: in Luftfahrzeug zu bewegen. Ich denke, man brauchte dafür kaum weniger Mumm als einst Flugpionier Otto Lilienthal, um sich einen serienmäßigen Puch-Murl auf den Rücken zu schnallen.
Gut, es war schon etwas komplexer angelegt, als der Motorsegler „Krähe V“ im Jahr 1964 dieses Aggregat verpaßt bekam. Auf das amtliche Gebläse des Motors konnte verzichtet werden. Eine Garnitur Keilriemen stellt die Verbindung zur Welle des Schubpropellers her. Das machte genug Wind. Kühne Flugmanöver ließ dieses Triebwerk mit dem Standard-Vergaser nicht zu. Schlechtes Wetter mußte man gewiß auch meiden.
Lilienthal hätte sich über so eine kompakte Kraftquelle sicher gefreut und damit die thermische Situation, der er 1896 zum Opfer fiel, wahrscheinlich überstanden. Apropos! Zwei Jahre nach seinem Todessturz soll Johann Puch einen luftgekühlten Zweizylinder-Boxer gebaut haben, der für solche Zwecke womöglich geeignet gewesen wäre.
Die „Allgemeine Automobil Zeitung“ berichtete in einer Ausgabe aus dem Jahr 1911: „Jeder wollte originell sein und etwas erzeugen, das besser war als das bisher Vorhandene. Und so sehen wir denn, daß Johann Puch einen Motor gebaut hat, der ein wenig Ähnlichkeit mit einem Luftschiffmotor hat.“ (Der 650er-Motor ist ein Exponat aus dem Österreichischen Luftfahrtmuseum Graz-Thalerhof. Er wurde in der „Museumsstraße der Mobilitätsmuseen“ auf das Grazer Herbstmesse 2018 gezeigt.)