Werk: Steyr-Fiat 600#
(Der Meilenstein)#
von Martin KruscheDieses Auto ist zwar kein steirisches Produkt, aber auf symbolischer Ebene wichtig. Es ist ein Meilenstein der Volksmotorisierung Europas und der konstruktive Vorbote des Puch-Schammerls. Die Steyr-Daimler-Puch AG hat nach dem Krieg erst einmal Fiat-Modelle in Lizenz gebaut und auf den Markt gebracht. Das reichte vom Kleinwagen bis zum LKW. Der 1957er Fiat Nuova 500, von dem das Pucherl den Großteil seiner Karosseriebleche erhalten hat, bedurfte eines Vorläufers, um damit eine taugliche Konstruktion zu erreichen.
Ingenieur Dante Giacosa schuf gemeinsam mit Giuseppe Alberti, dem Chef der Karosserieabteilung von Fiat, jenes erfolgreiche Fahrzeug, das wir in diversen Lizenzversionen kennen: NSU Fiat Jagst (Deutschland), Polski Fiat, Seat (Spanien), Sevel (Argentinien), Zastava (Jugoslawien) und eben der österreichische Steyr-Fiat.
Da bei uns der Wohlstand zügig vorankam, waren diese Autos den Leuten hierzulande bald zu klein. Aber als ein anschauliches Stück der Sozial- und Mobilitätsgeschichte sei dieser Wagen quasi honoris causa in unsere Sammlung aufgenommen.
Dadurch läßt sich auch zeigen, was damals am Puch-Schammerl so bemerkenswert war. Während die meisten Vorkriegsautos auf Leiterrahmen standen und ausgestellte Kotflügel hatten, setzten sich nach dem Zweiten Weltkrieg selbsttragende Karosserien durch; die Ponton-Form mit den integrierten Kotflügeln und Schweinwerfern.
Dabei wurde die gerundete Form, wie sie der 600er und das Pucherl zeigen, von der Stromlinen-Ära aus den frühen 1930er Jahren geprägt. Diese zwei Kleinwagen sind demnach bedeutender als ihr Format annehmen läßt.
Zum Werden des 600ers schrieb Giacosa in seinen Erinnerungen: „Als ich die beiden unlackierten Modelle zu Valletta stellte, sahen die anderen Mitglieder des Präsidialausschusses verwirrt drein, blieben stumm. Mit diesen weißen, gespenstischen Formen konfrontiert, ohne etwas über die verschlungene Geschichte der Veränderungen, Überarbeitungen, endlosen Änderungen zu wissen, die hinter diesen Formen lagen, wagten sie nicht, Kritik zu äußern.“
- Der Nachfolger: Steyr-Puch 500
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