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Notiz 019: Unsere Werkzeuge#

von Martin Krusche

Wir erfinden Werkzeuge. Die Werkzeuge erfinden uns. Im Gebrauch technischer Hilfsmittel verändern wir uns nicht bloß körperlich, sondern auch im Denken, in der Gestaltung menschlicher Gemeinschaft. Indem wir Werkzeuge benutzen, wirken sie auf uns gestaltend zurück. Das gilt für jene Klingen und Pfeilspitzen, die vor Jahrtausenden aus Feuerstein geschlagen wurden. Das gilt für Hebel und Hämmer. Das wird sich auch in der Zukunft so ereignen.

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Allerdings kommt mit der Digitalen Revolution etwas radikal Anderes daher, seit wir uns mit selbstlernenden Systemen umgeben. Maschinen lernen von Maschinen. Dabei finden sie Lösungen, von denen jene Menschen, die sie erschaffen haben, nicht mehr sagen können, wie es zu diesen Lösungen kam.

Das bedeutet, Maschinen kommunizieren mit Maschinen auf eine Weise, die uns Menschen nicht mehr zugänglich ist. Das könnte auch so gedeutet werden: die Werkzeuge haben sich von ihren Schöpfern abgewandt. Wie gründlich sich uns allerhand Apparate entziehen, haben wir vor allem im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts deutlich erfahren. Konkrete Maschinen wurden von abstrakten Maschinen abgelöst.

Das bedeutet, ursprünglich hat eine Maschine in ihrer Form ihre Funktion abgebildet. (Horatio Greenough: Form follows function.) Kennt man das Metier, so erkennt man die Maschine. Die Abstraktion dieser Bereiche erfolgte wenigstens auf zwei Arten. Mechanische und elektronische Geräte wurden immer umfassender verkapselt, verschweißt, können nur mehr mit Spezialwerkzeug oder überhaupt nicht geöffnet werden.

Die zweite Abstraktionsstufe handelt von digital gesteuerten Apparaten, die ihre konkrete Funktion überhaupt erst durch eine bestimmte Software erhalten. Steht man vor so einem Kasten, kann man unmöglich sagen, welche Funktion er gerade birgt.

Derzeit ist nicht klar, wie weit sich das Verhältnis dieser Maschinen zueinander in eine der möglichen Richtungen verschiebt. Es ist nicht klar, wie viel von ursprünglich dem Menschen vorbehaltenen Tätigkeiten heute und demnächst von Maschinen geleistet werden können.

Daher ist die Koexistenz von Menschen und Maschinen in technisierten Ländern einer Neuordnung unterworfen, während wir keine Vorstellung haben, wie sich das derzeit zu jener Menschenmenge rund um den Globus verhält, in deren Alltag Mechanisisreung praktisch nicht vorkommt.