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Ich bin ein Papierfresser#

(Bücher, Bücher, Bücher)#

von Martin Krusche

Lesen macht einen wesentlichen Teil meines Lebens aus. Ich kann mir dabei das Papier nicht abgewöhnen. Das Buch in den Händen, die Posen bei gutem Licht, einen Stift greifbar… Bücher zu verschlingen ist für mich eine gefällige Metapher. Manchmal kommt es auch umgekehrt, da saugen mich Bücher ein, verschlucken mich. In meinen Kindertagen galt zweierlei als Kulturschande. Erstens „Eselsohren“ (das Umknicken von Seitenecken), zweitens das „Kritzeln“ auf Buchseiten. Ich hab später begriffen, dieses Konvention war einst den hohen Kosten und dem entsprechenden Wert von Büchern geschuldet, wurde schließlich in kleinbürgerlichen und proletarischen Kreisen zu einem weiteren Merkmal, das auf disziplinierte Menschen verwies, welche den sozialen Aufstieg wert seien.

Stefan Zweig macht ein Stück dessen begreifbar, was Europa ist. (Foto: Martin Krusche)
Stefan Zweig macht ein Stück dessen begreifbar, was Europa ist. (Foto: Martin Krusche)

Der Fettfleck auf Buchseiten oder in Schulheften wurde mindestens mit demonstrativer Verachtung geahndet, derlei Flecken auf der Kleidung ebenso. Schließlich empfahl uns die Wirtschaft auch noch, den Flecken vom Achselschweiß und den Haarschuppen gleichermaßen verächtlich zu begegnen.

Ich verwende übrigens herkömmliche Schulhefte für meine Notizen, hab inzwischen Berge davon, wie auch Bücher sich in meinen Wohnraum türmen. Fettflecken kommen dabei kaum vor, dafür aber Flecken von wohlschmeckendem Wein. Unterstreichungen und Gekritzel in den Büchern sind mir genauso unverzichtbare Markierungen, um bestimmte Stellen hervorzuheben, wie die Eselsohren.

Es geht ja darum, Informationen zu strukturieren und halbwegs überschaubar zu machen, damit sich aus solchen Stellen in Büchern, Heften, Schriften gelegentlich Wissen kondensieren läßt. (Genau! Information ist noch kein Wissen!)

Aber ich weiß auch mit den weltweit digitalisierten Beständen viel anzufangen. Ich entnehme ihnen Anregungen. Bei Recherchen ist es inzwischen für mich Bewohner der Provinz ein Glücksfall, das Universitäten und große Bibliotheken sehr viel an Publikationen online zur Verfügung stellen. So kann ich auch ohne erhebliche Reisekosten Stoffe aus mehreren Jahrhunderten durchsehen und vieles davon sogar nach Stichworten durchsuchen.

Zur Lektüre muß ich mir all das freilich wiederum ausdrucken, lege es in Ordnern ab, um da schließlich den Blättern jene Kritzeleien und Eselsohren aufzubürden, die es mir erleichtern, die gesamte Informationsmenge zu ordnen und für verschiedene Zwecke zu verarbeiten. Das Austria-Forum hält übrigens einen eigenen Bereich mit Web-Books offen, die kostenlos eingesehen werden können. So zum Beispiel: