Das Mahnmal und das Denkmal#
(Zur Station #4 des Kunsttrails)#
von Martin KruscheZum „Kunsttrail Region Gleisdorf“ gehört ein „Mahnmal am Rathausplatz“ (Station #4), das an einen Todesmarsch ungarischer Juden erinnert. Das bedeutet, jüdische Gefangene wurden unter so harten Bedingungen über Land getrieben, daß allein dieser Marsch für viele nicht zu überleben war.
Zitat: „Ab Oktober 1944, mit der Machtübernahme der 'Pfeilkreuzlerpartei', wurden an den Donauufern tausende Juden aus Budapest ermordet und zehntausende auf Todesmärsche in Richtung österreichische Grenze gezwungen. Insgesamt wurden etwa 565.000 ungarische Juden ermordet.“ (Yad Vashem) https://www.yadvashem.org/de/holocaust/about/fate-of-jews/hungary.html
Zu jenem Mahnmal steht ein Denkmal an der südlichen Außenmauer der Stadtpfarrkirche in einem klaren Zusammenhang, wobei es aber nicht in der Zuständigkeit der Pfarre liegt. Man sieht es schon vom Gleisdorfer Hauptplatz aus.
Erklimmt man den Kirchriegel, hat man Gelegenheit, die zahlreichen Details in Augenschein zu nehmen. In Österreichs Alltagsdiskursen ist nach wie vor von einem „Kriegerdenkmal“ die Rede. Aus aktueller Geschichtsbetrachtung hat sich aber inzwischen auch der Begriff „Mahnmal“ verbreitet.
Dieses Gleisdorfer Stück einer Erinnerungskultur ist noch explizit den „Helden“ zweier Weltkriege gewidmet, wo andere Denkmäler des Landes mit dem Bezugspunkt „Kameraden“ auskommen. Ich finde allein schon diesen Unterschied bemerkenswert. „Erinnerungskultur“ ist freilich auch ein junger Begriff und im Grunde den Opfern der Kriege gewidmet, speziell jenen des Holocaust.
Fragt man heute nach und spricht mit Funktionstragenden des Kameradschaftsbundes, so wird deutlich, daß etwa die Ortsgruppe Gleisdorf vom alten Deutungskonzept Abstand genommen hat, an einer neuen Rolle, an neuen Zusammenhängen arbeitet.
Man sieht es dem Denkmal noch nicht an, denn es ist derzeit unberührt. Aber ich konnte mir Eindrücke verschaffen, wie sich der Umgang damit geändert hat. Zu einem Totengedenken im Herbst 2023 ist klar zu sagen, daß da kein einziges anfechtbares Wort fiel und daß von jenen, die öffentlich zu sprechen hatten, klare Mahnungen ausgingen, sich für die Demokratie und für den Frieden zu engagieren, um Krieg zu vermeiden.
- Mahnmal am Rathausplatz (Kunsttrail)
- Helden (Zu einer laufenden Debatte.)
Das ist für jemanden wie mich, dem Kind der Kriegsgeneration und des Kalten Krieges, im Zusammenhang mit jenen Dress Codes und Fahnen eine neue Erfahrung.Ich hab daher eine eigene Leiste eingerichtet, um dieser regionalen Situation Evidenz zu verschaffen.
- Fotos: Martin Krusche
- Sporadisches (Projektbezogene Albumblätter und einzelne Serien)
- Die Alben: Tesserakt Bord (Übersicht)