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Von links: Roswitha Ranz, Siegi Kleindienst, Monika Lafer und Eva Surma
Von links: Roswitha Ranz, Siegi Kleindienst, Monika Lafer und Eva Surma

Amselsturm: Die Vernissage#

(Der erste Abschnitt)#

von Martin Krusche

...und dann war es 18:00 Uhr. Dieser eigentümliche Moment, wenn sich das Publikum eingefunden hat, wenn man - vorne stehend - einen Eindruck bekommt, womit man es zu tun hat. Es ist auch der Moment, in dem man erstmals konkret sehen kann, welche Früchte die Arbeit trägt, mit der eine Veranstaltung herbeigeführt wurde.

Autorin Eva Surma war die federführende Kraft in diesem ersten Abschnitt des „Amselsturm“. Ein Beispiel für prozeßhafte, vor allem kollektive Wissens- und Kulturarbeit. Das begann mit einem Gedicht von Surma und entfaltete sich als eine Debatte, die sich nicht bloß mit sprachlichen Mitteln ereignete.

Sie finden Details dieses Prozesses und Informationen über die beteiligten Personen in der Einser-Übersicht des Projektes. Selbstredend ist das Thema damit nicht einmal ansatzweise erschöpfend behandelt, verlangt also nach weiteren Verständigungsschritten.

Debatten im Rahmen dieser Vernissage haben schon deutlich gemacht, wie kontrastreich die Auffassungen sind, wenn man jemanden fragt, was mit dem Wort Feminismus bezeichnet werde. Es könnte ja mindestens einen grundlegenden gesellschaftlichen Konsens geben, daß der Feminismus ganz wesentlich von einer Interessensvertretung handelt.

Der erste Akzent: das Gedicht von Eva Surma, März 2024.
Der erste Akzent: das Gedicht von Eva Surma, März 2024.

Das wäre so normal und selbstverständlich wie es eine Wirtschaftskammer gibt, einen Pfarrgemeinderat, einen Automobilklub, eine Gewerkschaft, einen Geflügelzüchterverband. Aber man muß kein Genie sein, um zu bemerken: das konsequente und womöglich organisierte Vertreten von Fraueninteressen wird mehrheitlich keineswegs so selbstverständlich wahrgenommen wie die Tatsache, daß es eine Ärztekammer gibt oder eine IG Metall.

Man muß ebenfalls kein Genie sein, um zu ahnen, dieser Umstand hat auf jeden Fall mit Definitionshoheit zu tun: Wer darf sagen, was es ist? Es hat außerdem mit einem dicken Katalog von Fragen nach Selbstbestimmung, Verteilungsgerechtigkeit, Autorität, Sichtbarkeit im öffentlichen Leben etc. zu tun.

Klarerweise bin ich unterwegs nach meinem gemeinsamen Beitrag mit Maler Heinz Payer gefragt worden. Es ist ja offensichtlich und vielleicht auch originell, daß zwei alte weiße Männer fixer Teil einer feministischen Ausstellung sind. Was also haben wir mit dem Feminismus zu tun und was mag das Feministische an unserem Part sein?

Eva Surma bei der Eröffnung, links Fotograf Richard Mayr vom „Archipel“.
Eva Surma bei der Eröffnung, links Fotograf Richard Mayr vom „Archipel“.

Ich hab eingangs schon betont, daß an diesem Abend offenkundig wurde, wie unterschiedlich Frauen den Begriff Feminismus deuten und anwenden. Als Mann kann ich da nichts falsch machen, wenn ich vor allem einmal zur Kenntnis nehme, daß „feministische Ausstellung“ bedeutet: In diesem Projekt geht es vorrangig um Frauenleben.

Daß wir als Männer unausweichlich Repräsentanten des Patriarchats sind, was uns nicht zwingt, als Agenten des Patriarchats zu handeln, hat ja – unter anderem - ebenfalls eine Menge mit Frauenleben zu tun. Da finden Sie also schon der grundlegende Zusammenhang. Was das dann im Detail bedeutet, ist zum Beispiel Gegenstand dieses Prozesses, der sich wohl auch weiterhin auf sehr unterschiedliche Arten manifestieren. wird.