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(Grafik: Heinz Payer)
(Grafik: Heinz Payer)

Official Bootleg: Intrada#

von Martin Krusche

Das englische Wort Bootleg bedeutet Raubkopie. Bootlegging meint Schwarzhandel, also illegale Vorgänge. Ich nutze diese Begrifflichkeit hier als Metapher für einen komplexen Zusammenhang, den ich für mich eben erst neu zu ordnen beginne.

Die Bezeichnung Official Bootleg kommt aus der Popkultur. So hatte etwa Neil Young ab 1970 eine Serie von Alben veröffentlicht, die unter dem Titel „Official Bootleg“ liefen. Die Legende besagt, es gehe unter anderem auf Erfahrungen der Gruppe Grateful Dead zurück, daß illegale Konzertmitschnitte, welche auf Musikkassetten in Umlauf waren, den Umsatz beim Verkauf von Schallplatten steigen ließen.

Eine andere Variante solcher Zusammenhänge kam im damaligen Ostblock vor, wo verbotener oder dem Handel vorenthaltener Content in privat angefertigten Kopien kursierte. Der Sammelbegriff dafür lautete Samisdat. Das meinte zum Beispiel Kopien auf Musikkassetten, einzeln mit Schreibmaschinen abgetippte Magazine und Bücher etc.

Ich benutze hier „Official Bootleg“ als eine Metapher, die sich auf das Patriarchat umlegen läßt. Was wir davon heute vorfinden, ist die Kopie einer Kopie einer Kopie, die höchst individuell gedeutet und umgesetzt wird; im Schutze einer Tradition, die alle Variationen des Themas zuläßt.

Das Patriarchat ist wie eine alte Familienfehde. Niemand weiß mehr, wann es genau womit begonnen hat. Wer daraus Nutzen zieht, trägt es weiter. Es geht um Vorteile, die sich durch Rudelbildung natürlich maximieren lassen.

Das ist ein Zombie-Konzept, dessen Verbreitung durch Gewalttätigkeit gewährleistet, abgesichert wird. Es läßt sich selbstverständlich aufbrechen. Schritt für Schritt, mitunter bloß auf einer zwei Fuß breiten Spur. Das läuft dann wie im mittelalterlichen Feudalsystem. Wer die Gefolgschaft aufkündigt, verliert Vorteile.

Aber anders als in alten tribalen Strukturen, wo es lebensbedrohend war, wenn man von der Gemeinschaft ausgestoßen wurde, ist diese Form der Abtrünnigkeit heute zu überleben und kann mindestens in subkulturellen Zusammenhängen gut gestaltet werden.

Das gelingt besser, wenn es in Resonanz zwischen Männern und Frauen geschieht, in Kooperation. Wer auf solches Zusammenspiel verzichtet, geht ins Ungewisse. Wer sie ablehnt, verfehlt in vielen Varianten die Aufgabe. Mehr braucht dazu im Moment nicht gesagt werden.