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Stabiler Leiterrahmen, standfestes V8-Triebwerk, da kann man ganz beliebige Aufbauten realisieren, auch Verrücktheiten.
Stabiler Leiterrahmen, standfestes V8-Triebwerk, da kann man ganz beliebige Aufbauten realisieren, auch Verrücktheiten.

Official Bootleg: Generalfetisch#

von Martin Krusche

Mein Ausstellungsobjekt für den 2024er „Amselsturm“ in Großklein (Südsteiermark) wird „Knarre und Karre“ heißen. Ich will damit anschaulich machen, was ich mit einem „Generalfetisch“ unserer Kultur meine, also mit einem leblosen Gegenstand, der das Zeug hat, mit großer Reichweite große Emotionen zu wecken.

Dazu werde ich ein Objekt klauen. Naja, entlehnen. (Klauen klingt in diesem Zusammenhang bloß amüsanter.) Ich erkläre also das Werk eines anderen Menschen zu meinem Exponat. Wie ein Objet trouvet mache ich es dazu durch Kontextualisierung. (Na klar ist das eine Verweis auf Marcel Duchamp!)

Objet trouve#

Ich habe in meinen bisherigen Notizen betont, daß ich unser Patriarchat für eine Kopie der Kopie der Kopie halte. Anders und etwas plüschiger gesagt: Ich halte es für eine Raubkopie, deren ursprüngliches Original niemand mehr kennt. Darüber könnten wir – mangels Quellenlage – bloß spekulieren.

Aber ich gehe davon aus, daß man nicht falsch liegt, wenn man dabei an die Seßhaftwerdung der Menschen denkt, an die einst aufkommenden Konflikte zwischen Ackerbauern und den Jägern, Sammlern, Hirtennomaden. (Die rätselhaften neolithischen Massaker dürften ein tauglicher Hinweis sein.)

Zwei Embleme#

Mit „Knarre und Karre“ habe ich zwei emblematische Dinger im Kasten, die allerweil mehr sein und gelten müssen als ihre grundlegenden Funktionen. Sie sind also symbolisch enorm aufgeladen, werden dabei nicht nur, aber ganz wesentlich mit „Männlichkeit“ assoziiert.

Die großkalibrige Waffe und das ungewöhnliche Automobil, beides mit großer Kraft unterfüttert. Nun mußte ich wählen, eine Entscheidung treffen. Was die Knarre angeht, ist der „Avtomat Kalaschnikova“ an Popularität und Produktionszahlen wohl nicht zu übertreffen.

Etwas zivilisierter Austro-Hot Rod im Stil des 1932er Ford. Der markante Flame Job ist ein klassisches Stilmittel dieser Szene.
Etwas zivilisierter Austro-Hot Rod im Stil des 1932er Ford. Der markante Flame Job ist ein klassisches Stilmittel dieser Szene.

Die Kalaschnikow (AK-47) ist freilich laut § 18 WaffG (Waffengesetz 1996) Kriegsmaterial und daher legal nicht zu haben; außer man zählt zu den „verlässlichen Menschen, die das 21. Lebensjahr vollendet haben und ein berechtigtes Interesse für den Erwerb, Besitz oder das Führen von Kriegsmaterial glaubhaft machen“ können. Können Sie? Ich nicht.

Also lasse ich die Knarren hier nun beiseite. Es bleibt der Fetisch Automobil! Exotische Supersportler sind naturgemäß einer wohlhabenden Minorität vorbehalten. Eine Karre, deren Triebwerk 600 bis 1.000 PS liefern kann, die für 300 Km/h und mehr gut ist, in der man wahrscheinlich überleben könnte, wenn was schiefginge, kann gar nicht preiswert sein. Anschaffung und Erhalt brauchen fette Bezüge.

No Budget, Low Budget, alles geht#

Aber ein versierter Schrauber mit ruhiger Hand und etwas Klimpergeld könnte sich ohne weiteres einen Hot Rod bauen, welcher bei jedem öffentlichen Auftritt für Wow-Effekte gut wäre. Aus solchen Zusammenhängen einstand diese Subkultur übrigens seinerzeit. Aber das ist eine andere Geschichte.

Folglich zeige ich beim „Amselsturm“ einen Hot Rod, ein geklautes Motiv. Die Fotografie hat Nobert Gall, der „Dottore“, bei den Swedisch Street Rod Nationals 2023 gemacht und mir für einen ganz anderen Zweck überlassen.

Das Bild zeigt einen Klassiker des Genres. Dieses T-Bucket beruht auf der Basis des historischen Ford Model T, dem ersten Großserienautomobil unserer Geschichte. In Österreich würde man dafür in dem Zustand eher keine Straßenzulassung bekommen. Aber als (alltags-) mythischer Gegenstand kommt diese modifizierte Tin Lizzy gut hin.

Kennt den jemand? Kann sich den wer leisten? (Jenseits der 300.000 Euro!) Ein Tushek TS 600 mit zarten 630 PS.
Kennt den jemand? Kann sich den wer leisten? (Jenseits der 300.000 Euro!) Ein Tushek TS 600 mit zarten 630 PS.

Ergänzend#