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Die Knarre zur Karre: Luger 08 Parabellum
Die Knarre zur Karre: Luger 08 Parabellum

Official Bootleg: Markierungen#

(Auftakt 2025)#

von Martin Krusche

Ich hab ein Faible für kollektive Wissens- und Kulturarbeit, die unausweichlich eine prozeßhafte Arbeit ist. Das findet man zwar stellenweise in Österreichs Kunstgeschichte, aber in den letzten 30 bis 40 Jahren war das bei uns kein populäres Modell.

Da sind zwar Kunst-Kollektive zu entdecken, die sich für einzelne Projekte ein gemeinsames Motto geben, aber ich kann nicht sehen, wo solche Kollektive dann auch gemeinsam an den gestellten Themen arbeiten. Zumindest belegen die Ergebnisse das eher nicht. Egal, es muß einem ohnehin frei stehen, das so oder so zu gestalten.

Kontinuität#

Ich fand es reizvoll, im vorigen Jahr die Einladung zum „Amselsturm“ anzunehmen, was heuer „Am Meer“ weitergeführt wird. In beiden Fällen explizit eine feministische Ausstellung, die mittlerweile noch deutlicher ins Prozeßhafte führt.

Wie das im kollektiven Modus eben so ist, da bestimme nicht ich die Gangart, auch nicht die Konzeption, zumal das mit dem Basisthema Feminismus vorerst sowieso nicht gut vereinbar wäre. Mit „vorerst“ beziehe ich mich auf ein Grundmotiv des Feminismus. Der handelt ja nicht ausschließlich von Frauen und Frauenleben, sondern zielt im Wegarbeiten von Benachteiligung und Ungleichheit auf eine gesamte Situation der Chancengleichheit und Verteilungsgerechtigkeit aller, also Männer einbezogen.

Aber das wirft im Augenblick und „Am Meer“ keinen Klärungsbedarf auf. Der Modus sieht derzeit so aus: Malerin Monika Lafer und Autorin Eva Surma sind federführend. Sie haben einige Frauen und Männer eingeladen, am 2025er Schwerpunkt mitzuwirken.

Am Ende des Kreuzweges werden dann noch Mutter Maria und Maria Magdalena bei Jesus sein.
Am Ende des Kreuzweges werden dann noch Mutter Maria und Maria Magdalena bei Jesus sein.

Surma hat dafür ein Gedicht von Ingeborg Bachmann als Ausgangspunkt bestimmt: „Böhmen liegt am Meer“. Von da aus mag sich Inhaltliches verdichten, um sich schließlich in Werken zu manifestieren. Ich bleib derweil bei einem begleitenden Modus, der sich als tauglich erwiesen hat.

Die Leiste „Official Bootleg“ hat gewissermaßen eine Funktion als Werkbank im Hintergrund. Ich bring da einige Themenlinien voran, die manches ergeben können, was dann allenfalls vorne „Am Meer“ eine Rolle spielen mag, einen Beitrag ergibt.

Dieser Bereich bleibt derweil in der Schwebe. Ich sehe Lafer und Surma in kuratorischer Funktion. Es wird sich zeigen, was sie an Werken dann in der kommenden Ausstellung sehen wollen.

Bisher#

Im „Amselsturm“ war ich vor allem mit zwei Generalfetisch-Varianten des Patriarchats befaßt: „Knarre und Karre“. Ich vermute, daß ich damit noch nicht fertig bin. In einem Zwischenschritt habe ich mich 2024 ferner auf den zentralen Mythos des westlichen Abendlandes eingelassen: die Entstehung des Christentums. Das legt zwei besondere Positionen nahe, von denen jede für ein mächtiges Narrativ steht: Bethlehem und Golgatha.

Kein Zufall, daß ich mit diesen Motiven auf eine Deutung dessen ziele, was wir unter Europa verstehen könnten, was ich zugleich als eine aktuelle Frage nach der Conditio humana verstehe. Das deutet gesamt unweigerlich auch auf die Rollenkonzepte, wie sie aus der Antike heraus in die Gegenwart geführt wurden.