Mini Fabula: Konsens#
(Das Setting ist klar)#
von Martin KruscheKleinverlage und deren Sonderfälle, bibliophil orientierte Editionen, das sind komplementäre Teile des Literatur- und Kunstgeschehens. Sie repräsentieren einen sehr selbstbestimmten Sektor der Kunstschaffens.
Das ergibt auch Raum für Experimente im Verknüpfen verschiedener Genres und Medienformen. Ich hab mit Fotograf Richard Mayr und Künstler Luis Siegl („Teglich Alois“) nun Konsens über den Modus im Zusammengreifen zu einem solchen Experiment.
Wir sehen ein Druckwerk im Zentrum, bei dem wir erst einmal von einem 56-Seiter (inklusive Cover) ausgehen. Dank qualitativ zufriedenstellender Digitaldruck-Verfahren, kann man die Auflage beliebig splitten, ohne große Mehrkosten akzeptieren zu müssen. Zur Erinnerung: Bei Offset galt lange Zeit, daß sich die Grundkosten erst ab einer Auflage von 300 Stück erträglich verteilen lassen. (Kleinstauflagen waren da eher nicht finanzierbar.)
Wir werden nun Textminiaturen zusammentragen, amtlich: Short Short Stories. Der Plan ist, überdies fünf Kräfte aus den bildenden Kunst einzuladen. Sie mögen auf das jeweils gleiche Textkonvolut mit visuellen Statements unterschiedlich reagieren. Das soll zu fünf Variationen der gedruckten Publikation führen.
Ein kommendes Geflecht#
Die will ich dann auch ins Web verzweigen, wo das gesamte Konvolut unterschiedlich erweitert werden kann. (So hatte ich das schon bei „An solchen Tagen: Das erweiterte Buch“ angelegt.) Mayr denkt derweil über eine adäquate Umsetzung in Form einer Ausstellung nach. Außerdem finden wir es naheliegend, was für Siegl Standard ist. Als versierter Musiker („Teglich Alois“) denkt er eben nicht bloß in Worten und Bildern, sondern auch in Klängen, was zu kombinierten Werken führt. Da wird es nun für die „Fabula“ entsprechende Experimente ergeben.All das kann digital im Web dokumentiert und erweitert werden. All das läßt sich in den Raum realer sozialer Begegnungen zurückführen und live an konkreten Plätzen zeigen. Es wird überdies spannend sein, mit Werkzeugen wie „Künstlicher Intelligenz“ an derlei Vorhaben zu schrauben. Was die Textvolumina angeht, will ich die Sache sehr kompakt halten. Ich hab vorerst drei Versionen notiert: a) 100 Wörter oder 600 Zeichen (inklusive Leerzeichen), b) 200 Wörter oder 1.200 Zeichen (inklusive Leerzeichen), c) 350 Wörter oder 1.900 Zeichen (inklusive Leerzeichen).
Rückblicken#
Ich war als junger Kerl von den traditionellen Drucktechniken stets fasziniert. Radierungen, Lithografien, Holzschnitte, oft von Hand kolorierte Blätter, aber auch die Werkzeuge für Hoch- oder Tiefdruck… All das ist für mich heute noch pure Magie. Zu diesen Verfahren gab es für mich aus Österreich und Deutschland vielfältige Beispiele wie Anregungen; bis hin zu „poetischen Bierdeckeln“ (“Bierfuizln“) aus der Handpresse.Ich hab vor rund 40 Jahren erstmals einen größeren Akzent zu diesem medialen Sektor hinbekommen. Heute denke ich nach wie vor, daß wir im Literatursektor gut beraten wären, solche Optionen weiterzuentwickeln, zu verfeinern, zu sichern. Die Verlagsbranche, das Konzernwesen und der gesamte Medienbetrieb legen das meiner Überzeugung nach nahe; um autonome Felder eines geistigen und künstlerischen Lebens stabil zu halten. Keine sehr populäre Ansicht, wie mir scheint.
- Mini Fabula (Die Startseite)
- An solchen Tagen: Das erweiterte Buch (Eine Schnittstelle zwischen Realraum und Cyberspace)


