Flieger, grüß mir die Sonne!#
(Ein Jubiläum)#
von Martin KruscheIch weiß ja ganz sachlich, weshalb Flugzeuge abheben können. Das aerodynamische Fliegen, der Auftrieb, wie er dank der Tragflächenprofile im Luftstrom entsteht... Aber am Rande des Flugfeldes, wenn ich dann so ein Teil aufsteigen sehe, weiß ich genau: das ist Magie.
Der Flugsportclub Weiz hatte im Sommer 24 runde 90 Jahre seines Bestehens zu feiern. Das war eine gute Gelegenheit, allerhand Gerät aus der Nähe zu sehen, launige Gespräche zu führen, um auch einmal mehr festzustellen, welche Besonderheiten das soziale Leben der Region hat.
Damit meine ich, daß es beeindruckend ist, wie viel Engagement und Arbeit Menschen ehrenamtlich beisteuern, damit so ein Fest in der gegebenen Qualität stattfinden kann. Und selbst Sonntag Abend konnte ich an diesen äußerst heißen Sommertagen noch lachende Gesichter bei den Club-Leuten sehen.
Ich muß das betonen, weil wir ganz unübersehbar in einer Ära angelangt sind, in der das Lebensmotto auffallend vieler Menschen offenbar lautet: „Was wird aus mir?“ Da mag es einem als Gast so einer Festveranstaltung vielleicht nicht sofort auffallen, aber damit diese Tage so glatt über die Bühne gehen und man sich als Besucher derart wohl fühlen konnte, waren eine Menge rege Hände nötig, die das alles in Gang hielten.
Die Anfänge#
In der Vereinsgeschichte heißt es: „Unser Verein und die gesamte Fliegerei in unserer Region kann auf eine wirklich lange Tradition und bewegte Geschichte zurückblicken: 1931 führte die akademische Fliegergruppe Graz in Fladnitz und auf der Teichalm Flugversuche durch...“ Dazu ein kleiner Orientierungspunkt. Am 25. Juli 1909 überquerte Louis Blériot mit seinem Flugapparat XI als überhaupt erster Mensch den Ärmelkanal per Flugzeug und feierte auf dem Kontinent Triumphe.In diesem Jahr waren auch die mit Graz verbundenen „Renner-Buben“ in ihrem „Estaric 1“ die Attraktion so mancher Show. Sie hatten das erste starre Luftschiff der Monarchie gebaut, der Motor kam damals von Johann Puch.
Wache Leute#
In jenem Jahr 1909 hatte sich dank neuer Motorentechnik und der Unerschrockenhat so mancher Flieger der Lauf der Dinge markant geändert. Damit möchte auch sagen, daß kaum mehr als zwei Jahrzehnte vergangen waren und schon hatten wache Leute in der Oststeiermark diese Innovation aufgegriffen.Das war davor mit einer anderen technischen Neuerung ähnlich gelaufen. Der „Elektrische Franzl“ aus Weiz hatte verstanden, was da kommt. Franz Pichler war ein Pionier der Elektrifizierung unserer Region. So konnte im Jahr 1905 etwa das Kraftwerk in der Stubenbergklamm gebaut werden und wurde die Grundlage der in Gleidorf ansässigen Feistritzwerke.
Weiter aus der Club-Chronik: „Bald wurde der Entschluss gefasst, dass auch in Weiz ein Segelflugverein gegründet werden soll, was im Juli 1934 mit der Gründung der 'Segelfliegergruppe Weiz' auch in die Realität umgesetzt wurde. Im Jänner 1935 legten bereits die ersten Piloten ihre Prüfungen ab, natürlich nicht ohne, dass zuvor das eine oder andere Fluggerät zu Bruch ging…“
Heute sind in diesem Club mehrere Generationen Flugbegeisterter im Einsatz. So konnte ich mit Bruce Pedersen und Philipp Zotter den ältesten und den jüngsten Piloten dieser Gemeinschaft auf ein Foto bekommen. Kurioses Detail: Beide Männer hatten ihren Flugschein schon bevor sie ihren Auto-Führerschein besaßen.
Postskriptum#
Dieser Seitentitel ergab sich aus einer Assoziation, weil ich einen Teil jenes Liedes in den Ohren hab: „Flieger, grüß mir die Sonne / Grüß mir die Sterne und grüß mir den Mond / Dein Leben, das ist ein Schweben / Durch die Ferne, die keiner bewohnt“. Damit hatte Schauspieler Hans Albers im Jahr 1932 eine Hit gelandet. Und zwar als Flieger Ellissen im Science Fiction-Film „F.P.1 antwortet nicht“.- Übersicht: Flieger (Notizen zu einem Thema von Belang)
Weiterführend#
- Flugsportclub Weiz
- F.P.1 antwortet nicht (Film-Info)