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Ausschnitt des 1747er Manuskriptes “Ricercar a 6” (BWV 1079).
Ausschnitt des 1747er Manuskriptes “Ricercar a 6” (BWV 1079).

Flocke: Johann Sebastian#

(Rebellion findet nicht statt)#

von Martin Krusche

Ich wundere mich gelegentlich über rebellische Attitüden etlicher meiner steirischen Kolleginnen und Kollegen, die damit eigentlich das Gegenteil von Rebellion erreichen möchten. Daß ihnen nämlich politisches Personal und staatliche Organe gewogen sein mögen.

Aber das ist im Grunde sehr österreichisch, denn meine Leute hatten noch nie ein Talent zur Rebellionen. Manche Hungerrevolten der bäuerlichen Bevölkerung von einst ausgenommen, aber da wurde bloß enorm gestorben, kein Fürst aus dem Sattel oder vom Thron geworfen.

Es ist 1848 nicht gründlich rebelliert worden und ich zähle auch 1914 zu den Konsequenzen dieses Talentmangels. Doch der Künstler als Bürgerschreck oder gar Rebell, das ist ohnehin ein trivialer Mythos.

Ein kleiner Rückblick#

Man war einem Fürsten oder Monarchen gegenüber höchst ehrerbietig. (Mir scheint, das läuft immer noch, bloß in seltsamer Verkleidung.) Ich hab ein prominentes Beispiel herausgesucht. Wenn ich Johann Sebastian Bach, der von 1685 bis 1750 gelebt hat, aus heutiger Sicht als einen Giganten der Musikgeschichte bezeichne, mache ich sicher nichts falsch.

Selbst der mußte bei Bedarf überaus höflich sein. Bach widmete sein Werk „Musikalisches Opfer" (BWV 1079) Friedrich dem Großen mit folgenden Worten: „Allergnädigster König, Ew. Majestät weyhe hiermit in tiefster Unterthänigkeit ein Musicalisches Opfer, dessen edelster Theil von Deroselben hoher Hand selbst herrühret. Mit einem ehrfurchtsvollen Vergnügen erinnere ich mich annoch der ganz besondern Königlichen Gnade, da vor einiger Zeit, bey meiner Anwesenheit in Potsdam, Ew. Majestät selbst, ein Thema zu einer Fuge auf dem Clavier mir vorzuspielen geruheten, und zugleich allergnädigst auferlegten, solches alsobald in Deroselben höchsten Gegenwart auszuführen. Ew. Majestät Befehl zu gehorchen, war meine unterthänigste Schuldigkeit. Ich bemerkte aber gar bald, daß wegen Mangels nöthiger Vorbereitung, die Ausführung nicht so gerathen wollte, als es ein so treffliches Thema erforderte. Ich fassete demnach den Entschluß, und machte mich sogleich anheischig, dieses recht Königliche Thema vollkommender auszuarbeiten, und sodann der Welt bekannt zu machen. ... Ich erkühne mich dieses unterthänigste Bitten hinzuzufügen: Ew. Majestät geruhen gegenwärtige wenige Arbeit mit einer genädigen Aufnahme zu würdigen, und Deroselben allerhöchste Königliche Gnade noch fernerweit zu gönnen.“