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Flocke: Menschlicher Content-Caterpillar#

(Von Lakaien und Dienstboden)#

von Martin Krusche

Seit wie vielen Jahren höre ich nun, daß Facebook tot sei? Ooookay! Sehen wir ja. Seit wie vielen Jahren höre ich nun, daß Facebook nur was für alte Leute sei und die Jungen davonrennen? Ooookay! Ich bin ein alter Leut.

Legionen von Youngsters sind auf Felder der Minimalerzählungen abgehauen, die bloß ein paar Sekunden andauernd. Schert mich nicht. Auf dem Boulevard hat vieles Platz. Das ist nicht meine Welt. Ich teile auch nicht dieses Spießbürger-ideal, daß man das Publikum „abholen“ müsse.

Ich bin in meinem Online-Verhalten Old School, denn ich bevorzuge es zu kommunizieren. Deshalb nutze ich Facebook als „Salon“. Wer das mag, wird mich da eventuell finden, bestenfalls noch bei Instagram.

Ich verzichte dabei auf das geistlähmende Crossposting, also das Raufladen ein und desselben Inhalts in mehrere Kanäle. Das Prinzip „Fire and forget“ gehört zur Waffentechnik, nicht in den Kulturbereich. Die Pose „Quote vor Content“, diese „Kulturarbeit a la Seitenblicke“, halte ich für einen Hinweis, daß es sich nicht lohnt, jemanden konzentriert zu folgen.

Mich erstaunt, wie manche Leute ihre Facebook-Timeline Stunde für Stunde mit fremden Inhalten vollballern, um… Ja, um was eigentlich? Ich vermute: um präsent und sichtbar zu sein. Das kann man auf diese Art weitgehend leisten, ohne selbst Inhalte erschaffen zu müssen.

Selbst mit solchen subalternen Tätigkeiten darf man jetzt schon als „Content Creator“ gelten. So macht man sich freilich bloß zum Dienstboten. Dazwischen noch ein paar persönliche Slogans oder einsame Sätzchen rausgehauen, fertig.

Was immer das sein mag, Wissens- und Kulturarbeit ist es nicht. Ich sehe ja schon eine Weile, wie da vor allem rechtspopulistische Umtriebe auch in unserem Kulturbereich Platz greifen. (Siehe dazu etwa meine Kolumne „Mars“!)

Sprachlose bis stammelnde Mitmenschen plustern sich mit Inhalten auf, die von anderen Leuten produziert wurden. Der Lakai wähnt sich auf diesem Weg bedeutsam. Der Magd schmückt sich mit den Botschaften fremder Leute. Eine Simulation von Diskurs und Demokratie. Es gibt dazu ein passendes Bonmot: Der Sklave träumt nicht davon frei zu sein, sondern Herr zu sein.