
Zu wenig Schatten in der Stadt.
Flocke: Harte Schlagschatten#
(Ah ja, das wäre nun Sommer)#
von Martin KruscheDieses Licht macht harte Konturen. Wie sehr ich mag, daß die Welt im Sichtbaren auf solche Weise kurz ganz andere Form annimmt. Mein Selbstversuch in Sachen Hitzeanpassung hat mich heute merklich ins Wanken gebracht. Immerhin genug Wasser bei mir, um etwas gegenzusteuern. (Mit der alten Aluminiumflasche an meinem Gürtel war ich schon in allerhand Gestrüpp.)
Ich hab meine Runde im Stadtgebiet auf etwas mehr als eine Stunde Gehzeit begrenzt. Das ertrage ich derzeit am besten, wenn ich mich eher langsam bewege.
Wem müßte ich noch sagen, wie markant der Temperaturunterschied ist, wenn ich aus einem beschatteten Abschnitt heraustrete, mich die Sonne unter freiem Himmel empfängt? Es ist viel zu wenig Schatten in der Stadt.
Unterwegs dann dieser ungefähr 1955er Olds 98 in mattschwarzer Lackierung. Den kann man an so einem Tag sicher als Backrohr vermieten. Ich sah aber auch parkende Autos, leer, mit laufenden Motoren, woraus ich schließe: da gönnt sich jemand bei der Abfahrt sein kühles Mikroklima, weshalb die Karre schon vorab befeuert wird. Das ist im Grunde ein obszönes Verhalten.
Wenn es nicht eindeutig strafbar wäre, würde ich manchmal gerne einsteigen und wegfahren. Den Wagen solcher Leute irgendwo abstellen, versperren, und den Schlüssel kommentarlos beim Polizeiposten ins Postfach schmeißen. Das fände ich sehr lustig, aber das würde einfach zu viel Ärger verursachen.- Zurück zur Startseite: Flocke (Eine Kolumne)