Flocke: Langsamkeit#
(Wenn nichts geschieht, wird alles möglich)#
von Martin KruscheManchmal, wenn ich recht erschöpft bin, gehe ich sehr langsam, meist schrittweise, quer durch die Stadt, ohne ein bestimmtes Ziel zu haben. Ich genieße es, mir diese Langsamkeit zu erlauben. Auf die Art läßt sich verbliebene Kraft verteilen, auf die Strecke anwenden, und es bleibt noch etwas übrig. Gefällt mir eine Passage, bleibe ich da eine Weile. Ich blicke vor mich hin und laß mich überraschen, was mein Sichtfeld durchqueren wird.
Das sind dann natürlich ganz banale Vorgänge ohne jeden Glanz von Besonderheiten. Ich freue mich dann, daß Dinge geschehen. Wer dagegen meint, Wahrnehmung könne bloß durch bemerkenswerte Ereignisse verfeinert werden, ist auf dem Boulevard gut aufgehoben. Dieser Jahrmarkt der Sensation ist bei freiem Eintritt besuchbar. Meine Welt des Staunens über Unscheinbares ebenso.
- Zurück zur Startseite: Flocke (Eine Kolumne)