Florianiplatz süd#
(Das Winkelwerk)#
von Martin KruscheFür mein Leben in der Kunst gilt gewissermaßen als Faustregel, daß ich stets ein Vielfaches von dem wissen muß, was dann in einer Arbeit zum Ausdruck kommt. Sonst ist mir der Gestaltungsraum bei einem Werk zu eng. Das gilt in der Regel sogar für meine Gedichte. Ein privater innerer Zustand ist mir niemals Stoff genug.
Also mag ich mich in der Zeit orientieren, in der Geschichte. Und mein Lebensraum hält meine Neugier wach; zumal ich zu den letzten realen Bewohnern des Florianiplatzes gehöre, denn derzeit dominieren hier Geschäftsräume und Leerstände. Das mag sich durch einen Neubau am nördlichen Ende beizeiten ändern, aber das bleibt abzuwarten.
Dieser Platz ist kein geschlossenes, überschaubares Ensemble. Ich nehme an, daß die Benennung politischen, wahlweise wirtschaftlichen Interessen folgte. Das südwestliche Ende vermutet man beim falschen Anwesen, denn das Eckhaus gehört schon zur Franz Josef-Straße, die an einen der untauglichsten Monarchen der Habsburger erinnert.
Dieses sogenannten Riedlhaus gilt als Franz Josefstraße 2. Davor die Liegenschaft Florianiplatz 15, einst Gasthaus und Bäckerei Hierzer. Das Anwesen könnte quasi ein Pfeiler des südlichen Portals dieses Platzes sein. Auf der Ostseite steht gegenüber jedoch das Rathaus, welches freilich seine eigene Adresse hat. Erst wenn man zwischen diesem Bau und Farben Stranzl (Florianiplatz 10-11) durchspaziert, erreicht man die letzte östliche Position des Platzes, wo eben (Herbst 2025) gebaut wird.
Von dort muß kürzlich ein etwas unkonzentrierter Mensch dahergekommen sein. Vor dem Rathaus runter… Beim Riedlhaus treffen sich die Route von Feldbach (Franz Josef-Straße) und ein Teil des Einbahnrings (Schillerstraße). Es braucht daher einige Entschlossenheit, vom Rathaus nach links und gegen die Einbahn einzubiegen, um dann rechts – weiter gegen die Einbahn – in die Schillerstraße zu fahren. (Soweit ich sehen konnte, kamen bei der Begegnung alle heil davon.)




