Rollendes Kulturgut#
(Es gibt immer was zu sehn!)#
von Martin Krusche#
Monika Lafer ist Malerin. Und Kunsthistorikerin. Sie bewegt sich also permanent zwischen Kunstpraxis, Metaebene und Alltagsbewältigung. Wir arbeiten seit über einem Jahr zusammen, bespielen eine Nische im Zentrum von Gleisdorf, die zwei Fenster zum „Zeit.Raum“. Da gibt es alle zwei Wochen eine neue Episode, zu denen wir im Hintergrund sehr verschiedene Erörterungen pflegen.
All diese unterschiedlichen Sujets und Erzählweisen... Kaffeetratsch kommt eher nicht vor. Wenn wir uns in einer Ausstellung treffen, reden wir gewöhnlich über die Arbeit. Verfahrensweisen im Umgang mit den Themen. Handwerkliches? Weniger. Wir sind in verschiedenen Genres zuhause. Aber Projektentwicklung. Welche Beiträge sind in einem konkreten Gemeinwesen möglich und machbar, um das geistige Leben mitzugestalten?
Also: Wissens- und Kulturarbeit. Doch es bedarf all das auch der Momente entspannter Plaudereien. Oder Mischungen. Aufgreifen, was einem zufliegt. So sind etwa unsere Straßen zugleich „lebendes Museum“. Das kommt, weil allerhand verhaltensoriginelle Menschen unterwegs sind, denen die Mühe, ein altes Auto zu erhalten, Freude macht. Es ist zugleich ein Statement, eine Mitteilung an die Umgebung. Das meint wenigstens die Kategorie „Youngtimer“, also Kraftfahrzeuge, welche mindestens 25 Jahre alt sind und im Alltag noch einigermaßen mühelos genutzt werden können.
Das sähe mit einem Automobil aus den 1930er oder 1940er Jahren ganz anders aus. Die sind technisch so, daß ihre Handhabung geübt sein will. Im heutigen Verkehr mit seinen Stop and Go-Situationen ist so manches Kühlsystem überfordert, von alten Bremsen ganz zu schweigen. Ein Vorkriegsauto mit damaligem Bremssystemen möchte ich in keinem Stadtverkehr bewegen müssen. Das braucht Mumm.
Zurück zum eigentliche Thema dieser Notiz. Unsere laufenden Verständigung hat auch eine visuelle Ebene spezieller Art. Wann immer Lafer im Alltag ein interessantes Fahrzeug erwischt, bekomme ich von ihr Post. Das hat womöglich seine irrationalen Seiten in einem Faible für ungewohnte Erscheinungen. Es ist zugleich ein Stück Popkultur. Das erzählt natürlich auch von ästhetischen Kategorien. Industriedesign ist ein großes Thema. Die Gestaltung von Massenprodukten.
Dieser Aspekt hat seine weitreichende Dimension erst seit der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Davor waren Automobile in Privatbesitz bloß für recht wohlhabende Leute möglich. (Die meisten KFZ auf unseren Straßen waren Firmen- oder Behördenfahrzeuge.)
Es ist ein Stück unserer Biografien: die Volksmotorisierung über den massenhaften Privatbesitz von Automobilen. Ein junges Phänomen, das auf die Art, wie es vor allem in den 1970er Jahren blühte, nun längst zu enden begann. Wir werden unsere individuelle Mobilität beibehalten wollen, doch das wird sich auf neue Konzepte stützen, ganz egal, was in etlichen Kreisen über technische Veränderungen gemeckert wird.
Gut. Das ist ein anderes Thema. Zu unserem Vergnügen halten wir aber zwischendurch Rückschau. Und es ist ganz erstaunlich, was manchmal noch im Alltagsverkehr auftaucht. Ich werde hier einige Beispiele davon aufblättern.
Kontext#
- Fotos: Monika Lafer
- Funkenflug (Eine Erkundung)