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Die unmittelbare Vorgeschichte, der Übergang vom 356er zum 911er.
Die unmittelbare Vorgeschichte, der Übergang vom 356er zum 911er.

Der 911er und die Ölklappe#

(Eine Kuriosität ohne Beispiel)#

von Martin Krusche#

Der Neunelfer ist nun in achter Generation auf dem Markt, was den Anlaß für die Sonderschau im Fehr'schen Oldtimer-Museum gab. Seit 2019 findet man die jüngste Variante, den Porsche 992, gelegentlich auf unseren Straßen. Praktischerweise hab ich kurz vor der Fahrt nach Wiener Neustadt einen mitten in Gleisdorf erwischt, denn alle Tage bekommt man ihn ja nicht zu sehen.

Aber zurück zum Anfang. Die Nachfolge der 356er, von denen die drei Versionen A, B und C in der Ausstellung gezeigt werden, bezog ihr Aussehen vom Enkel des Ferdinand Porsche, von Ferry Porsches ältestem Sohn. Ferdinand Alexander Porsche, Jahrgang 1935, soll den Spitznamen Butzi gehabt haben, wurde wahlweise „F.A.“ genannt. (Er gilt als Gründer der Porsche Design GmbH.)

Seine Arbeit setzte sich gegenüber dem Entwurf von Erwin Komenda durch. Laut „Der Spiegel“ war er der Ansicht: „Ein formal stimmiges Produkt braucht keine Verzierung“. Das Ergebnis rühmte Designer-Kollege Otl Aicher mit dem Satz: „Er fährt, auch wenn er steht“. Interessantes Detail: „Nur das für den 911er charakteristische schräge Fließheck geht auf das Konto seines Vaters - Chefdesigner Butzi war davon zwar nicht begeistert, aber Firmeninhaber Ferry setzte sich durch.“

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Der Beginn: die Version Porsche 901, fotografiert von Matti Blume (CC BY-SA 4.0)

Schließlich wurde der Wagen 1963 in seiner Urversion (als Porsche 901) auf der IAA in Frankfurt präsentiert. Bald darauf, Anfang der 1970er, ereignete sich eine Kuriosität, die sich in einem heute sehr raren Modell zeigt, von dem ein Exemplar in der Sonderschau zu finden ist.

Innen oder außen?#

Von 1971 bis 1972 wurden etwa zehntausend Einheiten des Porsche 911 T, E und S des 2,4 Liter E-Modells produziert. Die hatten eine Besonderheit, wegen der dieser Teil des Programms flott ein Ende fand. Es war so einfach, daß es kompliziert wurde.

Was Benzinbrüdern nicht erklärt werden muß: ein thermisch gesunder Motor, der im sportlichen Bereich gefordert wird, sollte stets genug von gutem Öl haben. Das gehört auf den Handzetteln jener Binsen, wo auch dieser Satz steht: „Ein Auto ist so schnell wie seine Bremsen gut sind.")

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Seit dem KdF-Wagen, von dem der Käfer hergeleitet wurde, war es beim VW Typ 1 wie beim Porsche 911 Standard, daß der Motor hinten ist, weshalb dort niemand, der bei Trost ist, einen Tank draufsetzen würde. Wo ist der Tank? Na, vorne. Im Kofferraum. Nun war es gewiß smart, dem 911er rechts hinten einen Öleinfüllstutzen zu verpassen, der zur Außenhaut reichte. Keineswegs ein nutzloser Blinddarm, sondern eine sehr komfortable Vorrichtung. (Den Ölstand auf Stand bringen, ohne im gut gefüllten Motorraum herummurksen zu müssen.)

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Fotograf Richard Mayr an der Ölklappe, rechts im Hintergrund Heinz Mesicek.
(Der 911T mit dem 2,4 Liter-Triebwerk ist entsprechend gekennzeichnet.)

Okay. Weshalb sollte man also rechts hinten Benzin einfüllen, wenn der Tank doch vorne ist? Außerdem ist Benzin etwas, mit dem man Öl abwaschen kann, was also bedeutet: wer Sprit in den Ölkreislauf füllt, verkürzt die Laufzeit des Motors, statt sie – wozu Öl eigentlich beitragen soll – möglichst zu verlängern. Naja, Gewohnheiten.

Zugegeben, es ginge hier auch ohne diese erzählerische Verzierung, um den speziellen 911 vorzustellen. Aber es hat Spaß gemacht, das etwas polemisch auszuführen. Man kann die Sache natürlich abkürzen. Etliche Leute haben diese smarte Idee durch mangelnde Aufmerksamkeit korrumpiert. Mein alter Lehrherr hätte mich bei vergleichbaren Fehlleistungen gefragt: „Bist du zu blöd oder willst du nicht?“

Der Automobilproduzent kann seiner betuchten Kundschaft ja nicht ausrichten: „Sie sind etwas unterbelichtet!“ Oder moderater: „Sind Sie vielleicht dieser Aufgabe nicht gewachsen?“ Nämlich: Sprit vorne, Öl hinten. Das 911er „Ölklappenmodell“ bei Fehr ist mutmaßlich das einzige seiner Art in Österreich. Sie werden nicht oft Gelegenheit finden, diese Rarität aus der Nähe zu sehen. Erstens wurden die damaligen Bestände durch Motorschäden erheblich dezimiert und zweitens reagierte man bei Porsche prompt, beließ den Öleinfüllstutzen wieder im Motorraum. Aber es ist eine feine Geschichte!




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Rechts das aktuelle Design, die achte Generation: Porsche 992.