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Weiterführend#

(Die Natur Mensch. Eine Annäherung. Projektphase II)#

Von Martin Krusche#

Die Phase I ist abgeschlossen. Wir haben nach der Vernissage drei Sessions realisiert, Monika Lafer dazwischen auch noch eine Buchpräsentation angeboten. Da waren also etliche Momente in realer sozialer Begegnung, hinterlegt mit inhaltlichen Verzweigungen ins Internet.

Das bedeutet, unser Projekt „Die Natur Mensch. Eine Annäherung.“ wird im Web von weiterführenden Texten begleitet. Derweil verdichten sich im Realraum unsere Ideen für die Phase II. Es ist eine prozeßhafte Arbeit, in der sich unterwegs so manche Teilthemen herauskristallisieren.

Was ist eine gute Frage?#

Ausgangspunkt dieses Vorhabens ist nicht eine bestimmte Zielsetzung, die wir anfangs festgemacht hätten, ein Ergebnis, auf das hinzuarbeiten wäre. Eigentlich ging es darum, eine gute Frage zu finden. Die ist implizit im Titel notiert: Wie sehr verstehen wir Menschen und ihre Werke als Teil der Natur, statt Mensch, Technik und Natur für komplementär zu halten?

Ich hab im Jahr 2015 zu solchen Überlegungen etliche Anregungen von Peter Weibel bezogen. Er thematisierte damals eine „Renaissance 2.0“ als Konsequenz einer „Exo-Evolution“. Das war mit für mein damaliges Projekt „Fiat lux“ sehr nützlich.

Fiat Lux-Paraphrasen von WiGL Design
Fiat Lux-Paraphrasen von WiGL Design

Mich beschäftigt aus dieser Phase heraus bis heute eine Konvergenz zwischen Kunst, Wirtschaft und Wissenschaft. Während ich also in unser aktuelles Themengebiet über eine fundierte Kenntnis unserer Technologiegeschichte hereinkomme, erlebe ich an Monika Lafer eine weitreichende Kompetenz bezüglich der gewachsenen Natur. Das ereignet sich dann auch durch ihre Neigung zur Plein air-Malerei, die uns Gemälde liefert, wie etliche eben in der Zentrale der Feistritzwerke gezeigt wurden.

Lafer geht dann als Kunsthistorikerin auch auf die Metaebene, was uns nützt, weil mir die Kunstgeschichte weit mehr Denkanstöße über den Lauf bietet, als die meisten Leute in meiner Umgebung annehmen möchten.

Interlude#

Ich habe nun etliche Zeit darauf verwendet, verschiedenen Quellen durchzusehen, um eine Vorstellung zu bekommen, was ein Elektron ist und kann. Ich hab es noch immer nicht recht verstanden. Klar scheint mir vorerst, daß Elektronen zum Beispiel eine Hülle um den Atomkern bilden: die Elektronenhülle. Dabei geht es unter anderem um Ladungserhaltung und Energieerhaltung.

Elektronen spielen in fast alle wesentlichen chemischen und physikalischen Prozessen eine wichtige Rolle. Da das Elektron ein subatomares Teilchen, also ein Quantenobjekt ist, wundere ich mich derzeit nicht darüber, wie sperrig mir das Thema erscheint, denn: es ist kompliziert! Was das mit unserem Projekt zu tun hat? Darauf gehe ich später noch ein: mit einem Querverweis zur Neudau-Sache („Der milde Leviathan“).

Der Modus#

Ich meine, unsere Modus für „Die Natur Mensch.“ ist sehr nahe an dem, wie sich Kultur grundsätzlich ereignet. Das kommt, gemäß einer alten Auffassung darüber, wie Philosophie beginnt, auf einen bestimmten Punkt, einen Ausgangspunkt. Philosophie, wie auch unsere Arbeit, beginnt mit dem Staunen und dem Fragen. Wir können solche Momente freilich jederzeit mit schon vorhandenem Wissen hinterlegen. Das dient aber sehr wesentlich dem Bedürfnis danach, in so einem Prozeß gute Fragen zu stellen.

Da Lafer und ich quasi zwei Wesen im Kontrast sind, erfolgen Reaktionen auf solche Abschnitte mit ganz unterschiedlichen Mitteln, sehr wesentlich auch mit künstlerischen Mitteln. Das alles ergibt in Summe eine Kommunikationssituation, durch die wir völlig mühelos zu nächsten Schritten finden.

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Ich muß nun erst einmal genauer herausarbeiten, was an guten Gründen genannt werden kann, um menschliche Natur und Natur nicht als etwas Getrenntes zu betrachten. Im Alltag wird gerne betont, wir hätten es hier mit Natur und da mit Technik zu tun, als sei das auf völlig getrennte Art zweierlei.

Wider die Anmaßung#

Ich unterstelle, daß bei solcher Sichtweise gerne angenommen wird, der bedeutende Unterschied liege in dem, was wir Menschen an Geist, intellektueller Kapazität und damit vor allem an Intentionen einsetzen, die Natur aber nicht. Was wir uns dabei als Natur vorstellen, sei dann von der Evolution zu verantworten, die nicht plant, keinen bestimmten Willen zeige, keine konkreten Intentionen habe.

Das ist eine anthropozentrische Betrachtungsweise, die heute keine fünf Meter weit standhält. Sie stützt sich darauf, was wir über uns selbst zu wissen meinen. Eine im alten Europa traditionsreiche Attitüde. Eine Anmaßung.

Ich denke, das ist eine polemische Verkürzung, die unserem menschlichen Selbstverständnis ein Gefühl der Erhabenheit rettet, da wir das Gefühl der Überlegenheit längst haben abgeben müssen. Doch das ist Chimäre!

Ort und Kontext#

Da wir die erste Erzählebene im Haupthaus der Gleisdorfer Feistritzwerke eingerichtet hatten, einem Netzwerkbetreiber im Energiegeschäft, bin ich derzeit schon eine Weile bemüht, zu klareren Vorstellungen zu gelangen, was denn eigentlich Elektrizität sei.

Dem kommt man nur auf die Spur, wenn man auch über die atomare und subatomare Ebene unserer Welt nachdenkt. Atome sind ja keine geheimnisvoll zusammengeklitterten Kügelchen, wie ich es als Kind noch gelernt habe. Jene eleganten, sehr bunten Atom-Skulpturen, die ich in meiner Schulzeit als zerlegbare Schaumodelle kennengelernt hatte, entsprechen längst nicht mehr dem heutigen Wissensstand.

Der Beginn der Feistritzwerke: Postkarte aus dem Jahr 1905, als das Kraftwerk gebaut wurde.
Der Beginn der Feistritzwerke: Postkarte aus dem Jahr 1905, als das Kraftwerk gebaut wurde.
Projektbesprechung (von rechts): Erich Rybar, Geschäftsführer der Feistitzwerke, seine Assistentin Barbara Fuchs und Künstelrin Monika Lafer.
Projektbesprechung (von rechts): Erich Rybar, Geschäftsführer der Feistitzwerke, seine Assistentin Barbara Fuchs und Künstelrin Monika Lafer.

Falls ich nun am Begriff Erhabenheit hängenbleiben will, finde ich deren Entsprechung viel eher in den aktuellen Theorien über Atomkerne und Quantenphysik. Was versierte Leute aktuell darüber wissen und doch auch immer noch an Unklarheiten darüber ertragen müssen, finde ich etwas einschüchternd. Wer allenfalls meint, wie befänden uns der Natur gegenüber, um etwa eine Technik zu entfalten, die irgendwie für sich stünde, hat von der Materie keinen Tau.

In meinen Textminiaturen zum Projekt hab ich an einer Stelle (Station #6) notiert: „Mit der Natur kann man nicht verhandeln.“ Das bedeutet unter anderem, man kann ihre Gesetze nicht übergehen. Die haben eine Reichweite, der unser Geist nicht nachkommt. Das verdeutlichen uns Themen wie die Quantenverschränkung etc. Ich bin derweil noch recht ausgelastet, zu begreifen, was genau denn eigentlich elektrische Spannung ist und wie wir dazu kommen, derlei Naturphänomene praktisch nützen zu können.