Episode 47: Die Krippe#
(Aufstellung, Teil II, Ochs und Esel)#
Von Martin Krusche#
Diese selbstgebaute Krippe, ein Unikat, kam durch familiäre Bande nach Gleisdorf. Hedi ist heute 92 Jahre alt. Die Anregung zum Besuch eines Krippenbaukurses fand sie einst in den Aktivitäten ihrer Schwiegertochter Angela, die einen Stall gebaut hatte. Also ließ sich Hedi auf einen Kurs ein. So begann vor 40 Jahren (1984) die Arbeit an dem, was man derzeit (Dezember 2024) in einem der Zeit.Raum-Fenster sehen kann. (Sie hat diese Krippe ihren Enkelkindern überlassen.)
Eine Lebensspanne von 91 Jahren bedeutet, daß sich darin die Welt mehr als einmal fundamental geändert hat, daß die Gesellschaft heute längst nicht mehr ist, was sie während eines Teils dieses Lebens war.
Darin liegt ein Hinweis auf das Bedürfnis nach Kontinuität. Das ist unter anderem eine Identitätsfrage. Um für beides zu sorgen, soziale Kontinuität und persönliche Identität, dienen uns Rituale und ein Bezug zu Brauchtum. In so einer Krippe mit ihren Figuren, mit all den Details, wird unsere Mythologie greifbar.
Eine groß kulturelle und soziale Erzählung, von der nicht bloß jene erreicht und bewegt werden, die sich zum Christentum bekennen. Derlei Narrative prägen eine ganze Gesellschaft. Daher mag ich die Vorstellung, daß diese Krippe heuer nicht in einer fertigen Aufstellung präsentiert wird, sondern in einem Prozeß. Was man im Gleisdorfer Fenster nun sehen kann, ändert sich mit den Tagen...