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Feine Gesichtszüge und individuelle Bekleidung.
Feine Gesichtszüge und individuelle Bekleidung.

Episode 47: Die Krippe#

(Aufstellung, Teil V, das Mädchen mit dem Eierkorb)#

Von Martin Krusche#

Vormalige Dienstboten- und Keuschlerkinder, die heute zwischen Anfang 70 und Ende 80 sind, haben die kargen Verhältnisse in unserer Gegend gekannt.Ihre Schilderungen wirken heute wie Berichte von einem anderen Planeten.

Da erinnert das Mädchen mit dem Eierkorb an zwei Möglichkeiten. Ließen sich ein paar der Eier verkaufen, kämen einige Groschen Bargeld zum Haus, was sonst eher schwierig blieb. Der Rest war Nahrungsreserve für Tage, an denen sonst kaum was auf den Tisch kam.

Ich hab mir das von Handwerker Alois Pfundner erzählen lassen. Mangel war Normalität. Not zeigte sich gelegentlich. Es kam durchaus vor, daß die Mutter sagte: „Es ist nichts mehr da. Ich hab nur noch Brot.“

Pfundner erinnert sich: „Dann hat sie die Herdplatte abgewischt, ein bißl Salz gestreut, die Brotscheiben drauf. Dann gab’s vielleicht noch einen Apfel dazu.“ Pfundner sagte mit einer grimmigen Färbung in der Stimme: „Milch und Eier, Milch und Eier, Milch und Eier. Ich kann keine Milch mehr sehn.“

Es galt eben: Geld, das man sich auszugeben erspart, muß man nicht hart verdienen. Was die Landwirtschaft hergab, war hauptsächlich für den Eigenbedarf bestimmt. Mit den Kühen konnten keine großartigen Dienste erledigt werden. Dazu hätte es Ochsen gebraucht. An Pferde war gar nicht zu denken. Kühe waren überdies als Milchquelle unverzichtbar.

Alois Pfundner hat eine grundlegende Veränderung der bäuerlichen Welt durchlebt.
Alois Pfundner hat eine grundlegende Veränderung der bäuerlichen Welt durchlebt.

Hühner mußten als Legehennen funktionieren. Von denen kam nur selten eins in den Topf, weil man die Eier brauchte. Fleisch gab es kaum je. Aber Sterz. „Hoadnsterz“ (Buchweizen) nicht, denn der war zu teuer. „Türkensterz“ (Mais) ja, der ging sich aus, war preiswert gewesen. Und saure Suppn bis zum Überdruß. (Milchreste und Wasser, eventuell ein Schuß Essig, manchmal etwas Mehl.) Außerdem Kraut.

Ich nehme also an, der Korb voller Eier führte im eigenen Haus nicht zu einem Kuchen. Auch wenn Milch und Mehl verfügbar waren. Wie strikt die Leute damals gespart haben, machte Pfunder an einem Beispiel anschaulich.

„Wir haben schon eine kleine Dreschmaschine gehabt. Aber den Motor dafür mußten wir uns jedes mal ausleihen.“ Dabei heizte sich das Kühlwasser im Ausgleichsbehälter der Maschine so auf, daß die Mutter darin Eier kochte. „Nach der Arbeit haben wir das heiße Kühlwasser zum Baden genommen.“ Daß man Badewasser extra aufgeheizt hätte, kam aus Gründender Sparsamkeit nicht in Frage.


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