Episode 47: Frauen#
(Aufstellung, Teil VIII, die Frage nach Rollenbildern)#
Von Martin Krusche#
Es mag Ihnen aufgefallen sein, ich hab darauf verzichtet, diese Krippe zum Beginn der Adventzeit aufzubauen, hinzustellen. Mein Zugang zu diesem Objekt begann mit einem Auspacken, mit einem Sichten der Figuren und Gegenstände. Es sind Leihgaben aus einem Familienbesitz.
Im Auswickeln und Betrachten der Gegenstände setzte meine Neugier ein. Was weiß ich denn worüber im Detail? Was würde ich gerne genauer wissen? Dieser große Mythos Europas hat ja Wirkungen, die in viele Lebensbereich verzweigt sind. Ganz egal, wie und wo jemand selbst in Glaubensfragen steht, biblische Motive durchziehen sogar unseren Alltag.
Um das ein wenig greifbar zu machen, entschloß ich mich zu diesem prozeßhaften Vorgehen quer durch die Adventzeit. Die endgültige Aufstellung möchte ich dann gemeinsam mit Barbara Schäfer herbeiführen. Aus ihrer Familie stammt diese Krippe. Sie ist überdies jene Unternehmerin (Manufaktur Csamay), von der wir den Raum zur Verfügung gestellt bekommen, den wir als „Zeit.Raum“ nutzten.
Maria. Eine Frau.#
In der aktuellen Umgestaltung der Szene habe ich nun - etwas am Rande Maria - eingeführt. Aus gutem Grund, denn diese Thema ist weit größer als das, was ich im Blickfeld hab. Wenn man sich in der Oststeiermark aufmerksam umsieht, könnte man zum Schluß kommen, daß die Marienverehrung in unserer Region einen hohen Stellenwert hat. Da sehe ich natürlich einen Querverweis zu unserem Thema "Oststeirisches" (Das Wesen der Region). Ich finde das als Thema Marienverehrung eigentlich nie in der Debatte, aber es fällt mir über die Ikonografie auf, durch die Mariendarstellungen. Das hat übrigens auch im Kreuzweg seine besondere Position. Während darin etliche Frauenfiguren, wie zum Beispiel Veronika mit dem Schweißtuch, der Volksfrömmigkeit entspringen und in der Bibel nicht zu finden sind, hat Jesu Mutter Maria in der Geschichte einen besonderen Rang.Ich muß mir noch ein wenig überlegen, welche Aspekte mich im Moment dabei besonders interessieren. Maria ist schließlich eine der prominentesten Frauenfiguren in unserer Kulturgeschichte und über den Begriff „Gottesmutter“ sehr exponiert. Es kann eigentlich nicht sein, daß wir es hier mit einem eher blassen, uninteressanten Frauenbild zu tun hätten. Ich muß mich erst umsehen, wo die Debatte dazu heute steht. Damit verweist das, was mich daran interessiert, übrigens auch zu unserem Vorhaben „Am Meer“ (Eine feministische Ausstellung).
Wenn zwar am Beginn dieses religiösen Narrativs, bei der Szene von Bethlehem, andere Frauen als Maria nicht vorkommen, sieht das in der Schlußsequenz von Jesu Erdenleben, im vierzehnteiligen Kreuzweg dargestellt, ganz anders aus:
- Station 13: Jesus wird vom Kreuz genommen und in den Schoß seiner Mutter gelegt.
- Station 14: Jesus wird ins Grab gelegt. Josef verschließt das Grab unter den Blicken von Mutter Maria und Maria von Magdala.
Was mag das bedeuten?#
Ich zitiere einen Bericht aus dem Jahr 2017: „Der Wiener Theologe Josef Weismayer plädiert mit Blick auf die Feierlichkeiten zum Fatima-Jubiläum für eine Marienverehrung, die ein modernes Frauenbild vermittelt. 'Das Bild Marias soll mit den Lebensbedingungen der modernen Frau in Einklang stehen' und 'darf nicht ein Frauenbild transportieren, das einem vergangenen sozialen und kulturellen Rahmen entspricht', so Weismayer in einem Interview in der aktuellen Ausgabe der Wiener Kirchenzeitung 'Der Sonntag'“.Ergänzend#
- Oststeirisches (Das Wesen der Region)
- Am Meer (Eine feministische Ausstellung)
- Marienverehrung muss modernes Frauenbild vermitteln (katholisch.at)