Episode 49: Laufende Debatte#
(Der Blick auf ein größeres Ganzes)#
Von Martin Krusche#
Im Hintergrund dieser Episode läuft einiges an Verständigung zu unserem internen Round Table im Haus Keiper, den ich unter das Motto „Alte Meister, junge Virtuosen“ gestellt hab. Teleworking ist komfortabel, aber die reale soziale Begegnung kann dadurch nicht ersetzt werden.
Techniker Markus Rudolf schickte mir nicht nur Fotos von seinem Benz Patentwägelchen in Silber. Er merkte dazu an: „Der Benz von 1886 ist vor allem wegen der Überlandfahrt von Bertha Benz bemerkenswert. Als Dreirad mit senkrechter Kurbelwelle und Bürstenvergaser sowie Riemengetriebe ist er technologisch eher eine Sackgasse. Im Gegensatz zum Daimler Stahlradwagen: vier Räder, stehender Motor, Spritzdüsenvergaser und Zahnradgetriebe. Operativ war wohl Wilhelm Maybach der Trendsetter wie später Porsche, Ledwinka…“
Dem Chassis dieses Stahlradwagens sieht man die Herkunft aus der Fahrradwelt noch deutlich an. Die Achsschenkellenkung gab es zu der Zeit zwar schon, aber in der Vermeidung eines Drehschemels wurde hier eine technisch wesentlich simplere Lösung gewählt. Wie gesagt, die Fahrradwelt.
Micky Tieber, Frontman der „Alltagsklassiker“ blieb in der Gegenwart. Sein Foto kommentierte er mit „Bild des Tages: Ineos Grenadier Quartermaster.“ Und: „War mit BB Kennzeichen unterwegs, also vom Hersteller.“ (Den Grenadier sieht man noch sehr selten auf unseren Straßen. Nein, der hat mit Landrover nichts zu tun.)
Techniker Charly Haar läßt im Gegenzug tief in die Vergangenheit blicken. Die Werkzeichnung ist den Fans natürlich vertraut, weil wir mindestens jenes Original im Besitz von Magna Steyr schon gesehen haben. Der Puch Type XII, Alpenwagen genannt. Die Grafik stammt vom Automobil Prüfungszeugnis Nr. 90 aus dem Jahr 1919, weshalb die Stempelmarke mit dem Wort „Deutschösterreich“ überschrieben ist.
Außerdem hat Haar bei seinen laufenden Recherchen eine Kuriosität entdeckt: „Versuche auf der Rennstrecke der Ries bei Graz haben überraschende Resultate ergeben.“ Daß nämlich der Laurin & Klement Rennwagen des „Baron Leo Haan“ mit einem Leitwerk ausgestattet wurde, wie man es von Flugzeugen kennt, was in der Allgemeinen Automobilzeitung anno 1912 „Eine aviatische Reminiszenz an einem Rennwagen“ genannt wurde.
Dazu hieß es: „Die Aviatik ist ein Kind des Automobilismus, sie verdankt dem leistungsfähigen Benzinmotor ihre Existenzberechtigung. Man kann hier aber eine eigentümliche Wechselwirkung beobachten…“ Laurin & Klement war damals übrigens ein Gigant unter den Produzenten, wo sich auch Altmeister Puch Anregungen geholt hat.
Als Lenksystem hat sich das Leitwerk bei Autos freilich nicht durchgesetzt. Aber der Bericht erinnert uns daran, wie bedeutend die Ries, ein Abschnitt auf der Route zwischen Graz und Gleisdorf, einst als Rennstrecke gewesen ist. Wenn wir also für „Mythos Puch X“ auch den Puch G im Zentrum der Geschichte halten, es ist die gesamte Historie, mit der wir uns befassen.