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Notiz 024: Puch in den Bergen#

(Tourenfahren mit dem Steyr Puch 650 T in Zeiten von Covid 19, in Zeiten einer Pandemie)#

von Martin Vormann

Im Jahr 2019 war nach langem Zögern endlich Frankreich, die Seealpen, Haute Provence Ziel einer Tour mit meinem Steyr Puch gelungen. Im vergangenen Jahr 2020 war Disziplin gefragt und Reisen oder Treffen mit Gleichgesinnten nicht vertretbar. So kam es, dass meine Gedanken/Planungen von der Tour nach Südost Frankreich immer präziser wurden. In den Jahren davor waren wir zu zweit, entweder mit zwei Fahrzeugen oder einem Beifahrer.

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Beide Varianten haben Vorteile, zwei Fahrzeuge bedeuten Fahrfreude für jeden Fahrer, allerdings ist Rücksicht auf den anderen Fahrer geboten. Touren in einem Wagen ermöglicht auch Fahrfreude, der Beifahrer hat nun die Möglichkeit zu fotografieren, die Strecke mitzuteilen und weitere Hilfen beizusteuern, ein Fahrerwechsel ist ebenso möglich.

Die Entscheidung hieß allerdings, fahre alleine! Nun bot sich ein interessierter Puch Freund an, ebenfalls mit seinem Steyr Puch 650 TR mit zu touren. Er besitzt weitere Oldtimer Fahrzeuge, war sich nicht ganz sicher ob sein Puch dieser Tour gewachsen ist, er endschied sich für seinen Porsche 911 Carrera RS und so trafen wir uns in Weil am Rhein, bei Günter Schwarzwälder und starteten am Dienstag 17.08.2021 in Richtung Startort, Thonon-Les-Bains am Südufer vom Genfer See, Beginn der Route des Grandes Alpes.

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Die Tagesetappe und Übernachtung war in Cluses beendet. Gute 300 Kilometer. Am Morgen sprach uns ein BMW Motorradfahrer auf den Steyr Puch an, fragte, ob wir aus Weil am Rhein Günter Schwarzwälder kennen würden, er sei der Bademeister dort und ist ebenfalls im Motorsportverein, wie klein die Welt doch ist!

Die Fahrt bis hierher war recht witzig, es sind doch sehr unterschiedliche Modelle/Motorisierungen, haben trotzdem vieles gemeinsam, in erster Linie einen Luftgekühlten Boxer Motor, beide Oldies bieten Fahrfreude/Spaß in höchster Form. Wir hatten Glück mit der Wetterlage, so begleitete uns ungebremster Sonnenschein von a-z.

Nun, die Franzosen haben Urlaub in dieser Zeit, das ist bekannt, Fahrradfahrer unendlich viele auf diesen Strecken unterwegs, da ist Rücksicht der PKW-Fahrer geboten, die Urlaubszentren in dieser Region sind total überfüllt, man quält sich teilweise durch die Enge der Dörfer, die Freude und der Genuss der Kurven lässt nicht lange auf sich warten. Es ist einfach toll/irre wie sich die Autos bewegen lassen. Trotz der Konzentration auf die Piste, bleiben Erinnerungen an die herrliche Landschaft.

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Der zweite Tag führte über die Route, Col-de Colombiere-de Saint-Jean-de-Sixt –Des Aravis-des Saisies-de Roselend-de Iseran-du Telegraphe –du Galibier, hier sprach uns ein begeisterter Tourenfahrer an. Er uns bereits auf der Autobahn in der Schweiz entdeckt. Weiter über den Col du Lautaret zur zweiten Übernachtung in Briancon. In der Unterkunft, total abgelegen, ähnlich einer Herberge für Tourengeher oder Fahrer, auch Winterurlauber nutzen das rustikale Chalet, es wird von einem jungen Engländer geführt.

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Das Haus ist am Hang gelegen, mit Blick Richtung Süden. Briancon scheint eine französische Garnisonsstadt gewesen zu sein, auf den Höhen erkennt man unzählige Kasematten. In dieser Nacht war eine herrliche Mondstimmung über den Bergen zu genießen. Ab dem dritten Tag tourte ich alleine, der Freund musste wegen einer dringenden Familienangelegenheit zurückreisen.

Wieder bei herrlichstem Sonnenschein, 30 Grad, ging es über den Cold Izoard-Col de Vars auf die Höhen des la Bonette. Gestartet war ich recht früh, kaum Betrieb auf den Pässen, so erreichte ich den la Bonette Gipfel ohne Störungen, der Weitblick ist grandios, so verweilte ich noch, hatte keine Eile, habe die Fernsicht genossen. Für die Weiterfahrt bieten sich zwei Möglichkeiten, dieses Mal führte die Route mich Richtung Nice zu der dritten Übernachtung nach St. Martin de Vesubie. Bevor ich dann den Col de St-Martin ansteuerte, verweilte ich im Tinée Tal in St-Sauveur sur Tinée.

Hier besuchte ich dann zum dritten Mal die wunderbare Kirche, man geht durch engste Gassen, die Häuser sind gepflegt, fast alle haben kleinste Gärtchen und sind farbig angestrichen. In der Kirche war ich alleine habe der begleitenden Musik gelauscht und dem Herrgott gedankt für seine schützende Hand über das Vorhaben. In einem kleinen Straßen Café gab es guten Espresso mit einer Rosinenschnecke extra fein!

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Gegen 14:00 Uhr ging es weiter, die kurvenreiche Strecke habe ich bereits mehrfach durchfahren, unzählige links rechts Passagen, links Felsüberhänge, rechts steil bergab, Spitzkehren runden das Ganze spannend ab. So geschah es, dass sich hinter mir mehrere Motorrad Reisende auf den Weg gemacht hatten, Freude am Kurven Fahren zu haben.

Na, auf den Geraden wurde ich dann überholt, die Spitzkehren konnten mit 4 Rädern und ausreichend Drehmoment rasant/sportlich so durchfahren werden, dass ich den Bikern schnell wieder auf den Versen war. Plötzlich leuchtete die Kraftstofflampe am Puch auf, erlosch bis zur nächsten Übernachtung nicht mehr. Reserve Kraftstoff führte ich mit, so dass ich dann 15 Liter für den kommenden Tag nachtanken konnte. Tankstellen sind in diesen Regionen selten, die nächste war 20 Kilometer entfernt.

Wie ich das Vesubie Tal erreichte, traute ich meinen Augen nicht, was war hier geschehen, dachte, ich sei in der Region Ahrweiler/Eifel, Behelfsstraßen/Brücken, zertrümmerte Fahrzeuge, durchgebrochene Häuser ,ein schrecklicher Anblick. Was erwartet mich in dem Ort? Der liegt etwas höher, Buntes Treiben auf dem Marktplatz, Menschen in Straßen Cafés, Musikanten zur Unterhaltung, na gut dachte ich mir und hab es mir mit einem kühlen Bier, oder zwei, gut gehen lassen. Gespannt, wie sich die Tanklampe am nächsten Tag zeigen würde, ging ich dann schlafen. Jetzt waren noch zwei geplante Tage Steyr Puch Fahrt vor mir, Ölstand kontrolliert, Keilriemen in bester Verfassung, der Puch war getankt, der Schwimmer lag noch immer am Boden, los ging es.

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Für die Rückfahrt war die Überlegung nicht bis Menton den Col de Turini zu fahren, hier war ich 2019 schon unterwegs, wollte auch den Trubel an der Cote d Azur umfahren, so ging es 22 Kilometer Richtung Nice bis zum Abzweig, spannend, Richtung Grenoble auf der N202 weiter. Die leuchtende Tanklampe hat mich sehr gestört, dann gab es auf einem Parkplatz eine Pause, Kofferdeckel auf und im Tank mit einem Instrument nach dem Schwimmer geangelt, nichts tat sich, es hielt aber ein Kleinwagen zwei Damen an Bord, die Ältere fragte scheinbar , ob sie helfen könnte, dann haben wir uns Englisch verständigen können und zur Freude der Damen gab es ein Foto auf dem sie herzlich lachten.

Oh Wunder, es gibt noch hilfsbereite Menschen in der heutigen Zeit, scheinbar waren die Damen an dem leuchtend roten Puchi interessiert. Weiter, das herrliche Tal der Le Var bis zum Lac de Castillon, bei Barreme weiter die N 85 quasi bis nach Grenoble zum letzten Quartier in Sinte-Marie-dAlloix. Die Tankleuchte war irgendwann plötzlich erloschen, scheinbar hatte sich der Schwimmer verklemmt und nun befreit. Am Samstag dann zurück nach Weil am Rhein ca 400 km ausschließlich Autobahn. Das war mit gleichmäßigem Tempo um 100 km/h gut zu schaffen, sodass ich gegen Mittag in Weil den Puch verladen konnte und weiter ging es nach Hause ins Sauerland.

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Das waren gute 1.600 Puch-Kilometer, ein halber Liter Motorenöl wurde benötigt, der klemmende Schwimmer hat sich selbst erledigt. Rückenschmerzen? Fehlanzeige! Es war wieder eine spannende Tour, die Zuverlässigkeit des Fahrzeugs ist Jürgen Pachteu und Henk Verbeek zu verdanken! Beide haben mir nach langen Jahren der Enttäuschung das Fahrzeug zuverlässig fahrtüchtig gemacht, ganz herzlichen Dank den Beiden. Die Tour war wieder eine Bereicherung, ich bin sicher nicht das letzte Mal hier in den französischen Alpen und der Haute-Provence unterwegs gewesen zu sein.

Euer Sauerländer Puchianer Martin