Melancholie im September#
(Das Treffen einiger Klassiker)#
von Martin KruscheMir fiel eben dieser Titel eines alten Schlagers ein, den Leute meiner Generation kennen dürften. So begann ein Hit von Peppino di Capri, der es 1965 in die Hitparaden schaffte. Bei uns wurde „Melancholie“ eher durch Mandi und die Bambis bekannt.
Ich muß das jetzt ausführlicher zitieren, denn ich glaube mich zu erinnern, daß ich als Bub die Schlager recht ernst genommen hab und meinte, sie handelten von dem, was mich erwartet, wenn ich erst einmal größer bin: „Melancholie / im September / Das ist alles / was mir blieb / von dir / Die Melodie / im September / Ist ein letzter Gruß von mir / Arriverderci / war dein letztes Wort / Arriverderci / und dann gingst du fort…“
Aber jetzt zu den Sammlern und Schraubern. Einmal im Jahr zeigt der Gleisdorfer Autohandel im Zentrum der Stadt, was in den verschiedenen Häusern an Neuigkeiten verfügbar ist. Dabei hat es sich in den letzten Jahren eingebürgert, daß dem Publikum auch klassische Fahrzeuge gezeigt werden. Das ist allein schon deshalb interessant, weil einem die geschmacklichen Sprünge im Industriedesign vor Augen geführt werden.
In diesen Zusammenhänge spielt der Oldtimerstammtisch Figaro eine markante Rolle.
Diese Formation ist immer wieder Angelpunkt von Ereignissen, zu denen dann verschiedene Clubs den Einladungen folgen. Gottfried Lagler, der den Lauf dieser Dinge geprägt hat, betont gerne, daß er in diesen Dingen Kooperation vor Konkurrenz setzt.
Die stets wechselnden Reglements der Behörde, was das Leben mit Corona angeht, haben der heimischen Szene unserer Sammler und Schrauber bezüglich öffentlicher Treffen erheblich zugesetzt. Es ist derzeit immer noch schwierig, Veranstaltungen abzuwickeln, den Vorschriften gerecht zu werden, um Haftungsfragen zu bewältigen etc. So ist es also heute ein schrittweises Vorantasten, wie sich das in der aktuellen Situation realisieren läßt. Demnach war die Show heuer luftig aufgestellt. Dabei gab es für mich eine wunderbare Rarität: die schlanke Honda Super Cub.
Ich erinnere mich noch gut an meine Lehrzeit, als ich vor der Berufsschule in Hartberg erstmals die neuen Viertakter-Mopeds von Honda und Yamaha gesehen hab. Teure, sehr schnelle Geräte, in meiner Einkommenssituation völlig unerreichbar. Diese Honda aus den 1960er Jahren ist eine Vorläuferin jener Ära. (Cub ist übrigens das englische Wort für Jungtier, Welpe.)
Die kleine Honda steht hier neben der penibel aufgearbeiteten 125er Puch von Alois Schwarz. Die durfte ich mir ja schon einmal in seiner Werkstatt genauer ansehen; siehe: „Das kommt aus meinen Händen“. (An seiner 200er Puch mit dem ungewöhnlichen Rahmen arbeitet er derzeit noch.)
So konnte man dann noch ein paar weitere Juwelen vergangener Tage entdecken, während Kapellmeister Sigi Teller einmal mehr anklingen ließ, wie hochkarätig die Gleisdorfer Stadtkapelle unter seiner Leitung Programm fährt. Außerdem waren oben am Kirchriegel auch wieder Einsatzkräfte präsent. Man mochte sich die Fahrzeuge und die Ausrüstungen genauer ansehen, von freundlichen Leute erklären lassen. Klar, daß ich beim Feuerwehrwagen hängenblieb.
Ein fett ausgerüstetes Tanklöschfahrzeug, das genug Löschmittel mitführen kann, die erste Einsatz-Phase abzuwickeln, bis die Schläuche gelegt und externe Quellen genutzt werden können, alles zwischen Hydrant und Löschteich. Aber ich freu mich dann auch wie ein kleiner Bub, wenn ich etwa einen Zweier-Capri sehe, der wie frisch aus dem Schachterl ankommt. Oder der 1959er Steyr-Puch 500 DL mit seinen Heckflügerl-Rücklichtern, dessen früherer Zustand in einem Schuppen abschreckend war. Tausend Handgriffe, damit er wieder strahlt. (Besitzer Alfred Walter meint: "Die ganze Arbeit war nicht umsonst. Bin schon ein wenig stolz darauf.")
Einen Porsche, den Walter Röhrl signiert hat, sieht man auch nicht alle Tage. Dazu einige andere Klassiker. Und ich amüsiere mich über die brandneuen BMW, deren Frontdesign offenbar so provokant erscheint, daß nun schon eine kleine Ewigkeit darüber gemeckert und gelästert wird. Ich finde es fein, wenn ich dann vor Ort zu sehen bekomme, wie sich all das laufend verändert, wenn etwa wenige Meter entfernt von einem aktuellen Vierer BMW ein betagter 528er steht. (Alle Fotos: Martin Krusche)
- Oldtimer-Stammtisch Figaro (Eine lebhafte Gemeinschaft)