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Vertraute und Fremde#

(Reflexion nach der September-Session)#

von Martin Krusche

Es ist in jeder Art von Beziehung so. Wenn das gegenseitige Interesse nicht wach bleibt und beachtet wird, verlieren wir einander. Ganz egal, ob Freundschaft, Ehe oder Nachbarschaft, ob familiäre oder geschäftliche Verbindungen. (Auch zwischen Ländern kann es so kommen.)

Nur wenn wir einander erkennen, können wir auch Krisen bestehen oder miteinander Feste feiern; je nachdem, welche Zeit wir gerade erleben. Doch bloß wenn wir einander auch gelegentlich fremd werden, vielleicht sogar ein Rätsel bleiben, erwachte die Neugier.

Vielleicht sollten wir mit beidem rechnen; als einem permanenten Wechselspiel der Möglichkeiten. Einander fremd werden, um aufeinander neugierig zu werden. Vermutlich ist das ein passabler Weg, um eine gute Nachbarschaft zu pflegen.

Aber ein Angelpunkt ist die Wißbegier. Wer für sich schon alles weiß, sich selbst zu kennen meint und damit zufrieden ist, braucht keine Nachbarn. Es bleibt freilich die Ahnung, daß man über sich selbst manch wesentliche Dinge nur erfahren kann, wenn man die Reaktionen der anderen Menschen beachtet.