Lyrik: Luis Siegl aka Teglich Alois#
Poiesis (Ein Feuilleton)#
Nicht Gabriel
Was soll ich in Guinea-Bissau?
Ich stehe auf und verdrück mich aufs Klo.
Die kalten Fliesen kühlen meine Wangen.
Trauben und Knoblauchsuppe kann man nicht gerade
als friedliebend bezeichnen.
Jetzt soll ich auch noch von meinem Gras kosten lassen.
Keine Ahnung wer der Typ ist und wer ihn angeschleppt hat,
aber jetzt frißt er Löcher in meine Augen.
Wenigstens füttert er die Gelsen.
Wir schneiden Ihm die Hand ab und geben sie dem Hund zum
Spielen. Er weiß es noch nicht.
Sie gehen dann.
Alle.
Jetzt weiß ich es.
Er hat gewonnen.
Er nimmt seine vom Hund zerfletschte Hand und steckt sie mir in
den Magen. Keine Trauben mehr da.
Und dann ein Engel im leichten Sinkflug vom Kerzenlicht
angelockt. Er heißt nicht Gabriel, nimmt Platz und schaut mich an.
Dann Ihn, dann wieder mich.
Er bricht seine Flügel ab, schließt den Reißverschluß und
verschwindet in die Nacht. In einem unbedachten Augenblick
erwische ich eine Fernbedienung und schalte um.
Vertraute Traubenschalen.
Ich stecke meinen Kopf in die Muschel und habe wieder Zukunft.
Ein Text aus der Sammlung „Ich hätts ja nicht geglaubt, wenn ichs nicht selbst gehört hätte“ (Eine surreale Textanhäufung in würdevoller Anstandslosigkeit ohne Moral)