Schnittmenge#
(Installation)#
von Monika LaferDie Gruppenaussstellung Erweitert (Die Vergänglichkeit des Seins) bedeutet für mich, dass Carolina Sales Teixeirea ihr Thema (Die Vergänglichkeit des Seins) einer Gruppe von Menschen mitteilt. Daraus ergeben sich Gespräche, Gedanken und Reflexionen, es werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede wahrgenommen. Die Gemeinsamkeiten als Schnittmenge greife ich in meiner Installation auf.
Schnittmenge als Begriff versteht sich auf mehreren Ebenen#
1. Die geometrische Darstellung von Kreisen, die sich schneiden soll zeigen, dass sich Lebensthemen verschiedener Menschen, die miteinander zu tun haben, überschneiden. Sie zeigen Gemeinsames, aber auch viele Unterschiede – das Gemeinsame ist in der Schnittmenge. Die Vergänglichkeit des Seins ist ein Thema, das zwangsläufig in jedem Leben auftritt. In meinem Fall habe ich wie Carolina den Verlust meiner Mutter erlebt, mit großer Wahrscheinlichkeit haben wir hier einiges gemeinsam (die Krankheit der Mutter, die nötigen Medikamente, …), vieles aber nicht.
2. In der Natur werden diese Kreise in die Wiese eingeschnitten, das Gras auf den so entstandenen Wegen zu Heu getrocknet. Es gibt also auch eine konkrete Schnittmenge, die als Grasschnitt sichtbar gemacht wird.
3. Das Schneiden (Ernten) von Gras und anschließendes Trocknen auf Vorrichtungen ist mir aus meiner Kindheit noch als Handarbeit vertraut. Somit gibt es hier den Bezug zur Arbeit in der Natur, nur nun nicht mehr als Grundversorgung für die Tiere im Stall, sondern als Installation im künstlerischen Bereich. In diesem Fall habe ich die getrockneten Gräser auf geflochtenen Weidenzweigen angebracht – sie stammen nicht von der Wiese in Entschendorf, sondern aus meinem Garten in Gleisdorf. Denn im Sinne einer Schnittmenge bringt jede/r Erfahrungen aus seinem Leben mit, die sie/er teilt und die Position ist in der Installation dementsprechend gewählt.
Die Zeichnungen an einer Ecke der Installation zeigen Gräser aus Gleisdorf, bevor sie zu Heu getrocknet wurden. Ähnlich einer Hinweistafel befinden sich die Arbeiten auf Papier am scheinbaren Beginn des begehbaren Werkes. Allerdings erfährt man hier nichts, was man nicht schon gesehen hätte.
Von links:#
2022, Ferkelkraut, Erweitert, Bleistift, Papier, 30 x 15 cm2022, Gräser und Fadenklee, Erweitert, Bleistift, Papier, 30 x 15 cm
2022, Gräser und Gundelrebe, Erweitert, Bleistift, Papier, 30 x 15 cm
Von links:#
2022, Gräser, Erweitert, Bleistift, Papier, 30 x 15 cm2022, Löwenzahn, Erweitert, Bleistift, Papier, 30 x 15 cm
2022, Segge, Erweitert, Bleistift, Papier, 30 x 15 cm
Kontext#
Für „Erweitert“, das dritte der vier Kapitel der Ausstellung „Über die Vergänglichkeit des Seins“ ludt Carolina Sales Teixeira nun KünstlerInnen aus der näheren Umgebung ein, sich an einer Gruppenausstellung zu beteiligen, die Erweiterung als strukturellen und konzeptuellen Faktor annimmt. Entlang einer waldnahen Wiese wurden Objekte im Freien installiert. Aus dem konventionellen Ausstellungskontext heraus versuchte „Erweitert“ zeitgenössische künstlerische Produktion dort zu vermitteln, wo man sie normalerweise nicht erwartet oder findet. Als Route konzipiert, war die Ausstellung eine Einladung an PassantInnen, ihre gewohnten Wege zu verlassen und sich aktiv der Ausstellung zu nähern.Das Projekt#
- Seite II
- Carolina Sales Teixeira: "Erweitert"
- Monika Lafer aktuell: Zeit.Raum, Slot I, Episode XVI, "Beuys ein Rätsel"