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Altmeister Fredi Thaler (Foto: Richard Mayr).
Altmeister Fredi Thaler (Foto: Richard Mayr).

Mythos Puch: Intrada#

(Zum Round Table vom 7. Februar 2025)#

von Martin Krusche

Dieses bewegende Treffen im Verlagsbüro der Edition Keiper, welche in der Grazer Puchstraße ansässig ist, hat eine üppige Vorgeschichte, die am Abend des 15. März 2007 ihren Lauf nahm. Ich hatte mich davor mit dem Techniker Werner Musil (aktuell auch mit uns am Tisch) über Belange der Marke Puch unterhalten. Musil fragte zwischendurch: „Kennst du eigentlich den Fredi Thaler?“ Ich verneinte und Musil meinte sinngemäß: „Das geht gar nicht.“ Also änderte er das.

Danach wurde Fredi Thaler zu meinem Mentor, der mich all die Jahre bei meiner Arbeit am Thema begleitete, offene Fragen zu beantworten wußte, allerhand Materialien aus Schubladen zog, Kontakte herstellte. Ich wurde öfter so angesprochen: „Ah, du bist ja der Puch-Experte.“ Nein, hatte ich zu erwidern, ich bin der, der mit den Experten spricht und das dann weiterträgt.

So kam es auch zu einigen Büchern, in denen ich bündeln konnte, was sich über den Mythos Puch erfahren ließ. Meine Arbeit wäre ohne die Unterstützung von Fredi Thaler wohl kaum mehr als die Hälfte geworden. Das hatte unterwegs sehr gravierende Momente.

Er war zum Beispiel mein persönlicher Instruktor, als ich das erste Mal mit einem Puch G auf dem Schöckl ins schwere Gelände gefahren bin. Historisches Terrain, seit der Herr Ingenieur Karl Slevogt anno 1909 dafür sorgte, daß „zum erstenmale ein Kraftwagen vor dem ‚Stubenberghause’ auf dem Schöckel nach siegreicher Bergfahrt anhält“. (Grazer Tagblatt) Natürlich mit einem Puch-Wagen.

Ohne tiefere Vorerfahrungen braucht man für so einen Ritt gelegentlich präzise Anweisungen, denn der G-Wagon schafft Passagen, die möchte ich nicht einmal zu Fuß und auf allen Vieren machen müssen. Man stünde also ohne Supervisor dabei schnell auf der Liste der bedrohten Arten.

29.9.1989: Werksdirektor Erich Ledwinka (links), am Steuer Fredi Thaler.
29.9.1989: Werksdirektor Erich Ledwinka (links), am Steuer Fredi Thaler.
7.7.2012: Fredi Thaler (links) und Martin Krusche nach einem Geländeritt auf dem Schöckl.
7.7.2012: Fredi Thaler (links) und Martin Krusche nach einem Geländeritt auf dem Schöckl.

Aber von großer Bedeutung ist bei Männern wie Thaler etwas, das über Zeitzeugenschaft weit hinausgeht. Diese Mischung aus Denkvermögen, Problemlösungskompetenz und Handfertigkeit, unterfüttert mit nuancenreicher Materialkenntnis, wie ich sie bei Thaler und seinen Freunden kennenlernen durfte, macht ein Stück der Conditio humana aus, welches derzeit und in solcher Form von der Wirtschaft kaum noch gebraucht und entlohnt wird.

Wir sollten daher schleunigst darüber nachdenken, ob solche Kompetenzen womöglich gerade eben verloren gehen, was uns noch teuer zu stehen kommen könnte. Weshalb? Diese Fähigkeiten des abstrakten Denkens, verbunden mit konkreter Anschauung greifbarer Dinge ist ja nicht bloß zum Herstellung und Warten von Gegenstände wichtig. Das hat auch eine prägende Kraft was die Wahrnehmung und das Denkvermögen des Menschen ganz generell angeht. Was ergibt den Homo faber? Mit diesen Möglichkeiten und Fähigkeiten sollten wir vielleicht derzeit etwas achtsamer umgehen.

Weiterführend#