Mythos Puch: Fahrräder#
(Eine feine Fußnote)#
von Martin Krusche & Michael TieberMicky Tieber, Frontman der „Alltagsklassiker“, hat sich in den Straßen von Graz ein wenig umgesehen. Welche Spuren von Puch findet man da heute noch? Dabei werden in den Puchwerken seit fast 40 Jahren keine Fahrräder mehr gebaut.
Im Jahr 1987 hatte die Steyr-Daimler-Puch AG ihre Fahrradsparte an den italienischen Konzern Bianchi verkauft. Das war damals für viele Menschen Anlaß zu erstaunlichen Spekulationen. In einem Mischkonzern wird sehr eben hart gerechnet, zumal hier die Politik mit im Spiel war. Die Waffenschmiede des Konzerns hatte zu der Zeit Überproduktion und ein Panzer-Deal war gestoppt worden, weil Österreichs Neutralität das Geschäft unmöglich erscheinen ließ.
Ich habe oft gehört, man habe damals voreilig gehandelt, denn bald darauf sei ein Fahrrad-Boom entstanden, der die Kassen mit möglichen Profiten wo anders klingeln ließ. Durch einen Puchianer bin ich aber auf folgende Überlegung gekommen: Was war dann tatsächlich mit der Fahrradproduktion zu lukrieren? Hätte die Sparte weiterhin ausreichend Arbeitsplätze anbieten können?
Als der österreichische Piaggio-Generalimporteur Faber in Österreich vor über einem Jahrzehnt neue Puch-Räder auf den Markt brachte, waren die Markenrechte bei Cycleurope: „part of the Grimaldi Industri Group and is one of Europe's leading bicycle companies“.
Gehen Sie davon aus, daß die meisten Fahrradkomponenten für diese Puch-Räder nicht einmal in Europa produziert werden und daß die Fahrzeuge auch nicht in Österreich assembliert, sondern zu uns importiert werden. (De Produktion läuft meines Wissens in Polen und Frankreich.)
Sowas müßte mir nun ein Ökonom vorrechnen. Als Laie nehme ich an, daß die Massenproduktion von Fahrrädern für Österreich nicht attraktiv ist, während kleine Betriebe mit hochkarätigen Fahrrädern wohl da und dort über die Runden kommen. Das sind ganz verschiedene (Wirtschafts-) Welten.
Was Tieber also bei seinem Grazer Lokalaugenschein zusammengestellt hat, ist quasi Inventar eines lebenden Museums. Eine schöne Fußnote zu unserem heurigen Nachdenken über den „Mythos Puch“, die daran erinnert, daß diese Marke auf den Familiennamen eines Fabrikanten hinweist, der als einfacher Handwerker begonnen hat und im Zuge der Ersten Industriellen Revolution ein Stück österreichischer Industriegeschichte geschrieben hat.
- Round Table #1 (Startseite)
P.S.: Ja, eh! Die Ape (Biene) ist kein Puch-Produkt, aber eine kleine Referenz an Italien, wo Ape und Vespa noch einen ganz anderen Klang haben als bei uns.