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Die älteste derzeit bekannte Rad-Achse-Kombination. (Foto: Petar Milošević, CC BY-SA 4.0)
Die älteste derzeit bekannte Rad-Achse-Kombination. (Foto: Petar Milošević, CC BY-SA 4.0)

Mythos Puch: Paradigmenwechsel#

(Themenschwerpunkt und Arbeitsweise werden verschoben)#

von Martin Krusche

Es ist 2025 das Jahr eines Konzeptwechsels in dieser Reihe. Die Formulierung „Mythos Puch“ steht nach wie vor für die steirische Marke und überdies exemplarisch für ein Genre, das sich heute aus Technologiegeschichte, Mobilitätsgeschichte und Volkskultur in der technischen Welt zusammensetzt.

Ich war selbst überrascht, im Zuge meiner Recherchen zwei markante historische Motive zu entdecken. Das kulturell symbiotische Geflecht Mensch/Pferd, der „Kentaurische Pakt“, ist etwa fünftausend Jahre alt. Dieser Zeitraum entspricht auch der ältesten Rad-Achse-Kombination, von der wir wissen, einem archäologischen Funde aus Sümpfen nahe Ljubljana.

Lisa Lamm berichtete 2022 in National Geographic, daß eine Entdeckung die ältesten uns bisher bekannten Radspuren bei Ausgrabung auf einem Gräberfeld aus der Jungstein- und Bronzezeit in Flintbek bei Kiel geliefert hat. Diese Spuren heben ein Alter von ungefähr 5.400 Jahren.

Doris Mischka, Professorin am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Friedrich Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, betont, was auch für unsere Kulturarbeit anregend ist: „Wir sprechen erst von Innovation, wenn sich eine Erfindung auch durchgesetzt hat. So verstanden spielt es keine Rolle, wer oder wie oft eine Erfindung gemacht wurde.“

Jüngst gab es auch bei uns noch viele solcher Mühlen. (Foto: Joachim Kohler-HB, CC BY-SA 4.0)
Jüngst gab es auch bei uns noch viele solcher Mühlen. (Foto: Joachim Kohler-HB, CC BY-SA 4.0)

Das mechanische Zeitalter#

Als ich über Wasserräder, Schrauben, Wellen und Zahnräder, also über Getriebe nachgedacht hab, fiel mir auf, daß da in Europa während der griechischen Antike ein markanter Entwicklungssprung stattgefunden hat. Ob Landwirtschaft oder Bühnentechnik im Theater…

Dann entdeckten Schwammtauchern anno 1900 in einem Schiffswrack ein Maschinchen, das als „Mechanismus von Antikythera“ bekannt wurde. Eine Art von Uhrwerk und somit der Beleg, daß mindestens ab etwa 70 bis 60 vor Christus komplexe Feinmechanik verfügbar war. (Die Datierung des Schiffuntergangs ergab sich aus an Bord gefundenen Münzen.)

Es ist daher für unsere weitere Wissens- und Kulturarbeit im Kontext „Mythos Puch“ durchaus angemessen, vom Anbrechen eines mechanischen Zeitalters zu reden, welches in der Antike Anlässe fand, eine komplexe Maschinenbaukunst zu entfalten.

Die fand jetzt einen radikalen Umbruch in der Vierten Industriellen Revolution mit ihren selbstlernenden Systemen und dem, was wir derzeit „Künstliche Intelligenz“ nennen. Davor hatten wir schon an Kraftfahrzeugen deutlich gesehen, wie Elektronik zunimmt, dabei die Mechanik zurückdrängt. Heute haben wir mit der aktuellen Version der G-Klasse und ihrer elektrischen Variante klar vor Augen, was sich da verändert hat.

Ich halte es daher für passend, den Reihentitel „Mythos Puch“ nach unten zu rücken, als Subtitel beizubehalten, aber auf der primären Themeneben das größere Ganze zu bearbeiten. Das geschieht heuer schon, wobei die Formulierung „Geist in der Maschine“ das antike „Deus ex Machina“ paraphrasiert.

Erstens wirkt die Newton’sche Physik in vielen unserer Maschinen auf (für Laien) durchaus rätselhaft Art und bietet erstaunliche Wirkungen. Zweitens ist auf quantenmechanischer Ebene vieles an Wirkungen mehr als ungeklärt, manches sogar eher unbekannt, geradezu geisterhaft.

Wie sich also vor rund zweieinhalb Jahrtausenden eine mechanische Revolution ausbreitete und zugleich das Aufkommen der Schriftkultur in Europa eine kulturelle Revolution auslöste, so geschieht das nun gebündelt. Damit meine ich, unsere EDV-gestützten Systeme revolutionieren unser Maschinenwelt und verändern unser (Schrift-) Kultur umfassend. Da liegt erheblicher Klärungsbedarf vor uns.

Weiterführend#

Wir haben derzeit in zwei Kreisen begonnen, über solche Zusammenhänge mit sachkundigen Personen zu debattieren, was vor allem bedeutet: Wir Kulturleute hören erfahren Menschen aus verschiedenen Branche erst einmal zu, wo deren Interessens-Fokus bei diesen Themen gerade liegt und was sie von den aktuellen Entwicklungen halten.