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Verschiedene Erzählungen#

(Was begründet die Zweite Industrielle Revolution?)#

Von Martin Krusche#

Ich kenne zwei verschiede Betrachtungsweisen, was die Zweite Industrielle Revolution begründet habe und wann das geschehen sei. Ich kann mich nur einer der beiden Varianten anschließen, weshalb man beide aber nicht gegeneinander ausspielen muß. Es sind eben zwei unterschiedliche Narrative, die an manchen Punkten komplementär erscheinen.

Ich werde an anderer Stelle noch näher erläutern, weshalb ich für einen wesentlichen Teil dieses Projektes den Begriff Dampfmaschinenmoderne verwende. Damit setze ich den Fokus auf den technischen Aspekt. Was wir als „Moderne“ verstehen, wird nämlich sehr unterschiedlich beschrieben und datiert; je nachdem, ob wir über philosophische, politische, kulturelle oder soziale Zusammenhänge sprechen.

Ich bin hier daran interessiert, die technische Entwicklung nachvollziehbar zu machen. Davon leite ich manche Überlegungen zum Sozialen und Kulturellen ab. Das handelt von einem Prozeß, welcher uns zum Beispiel den Übergang von konkreten zu abstrakten Maschinen beschert hat. Es ist mindestens so verwirrend, wie es einst das Auftauchen von Lokomotiven im Alltag der Menschen war.

Die zwei Narrative#

Was nun die Zweite Industrielle Revolution ausmachen mag, handelt im Kern von der nennenswerten Erhöhung der Stückzahlen in der Produktion durch Innovationen und Automatisierungsschritte. Die erwähnten Erzählungen sind auf Innovationen bezogen:
  • a) Die Glühbirne (Kohlefadenlampe) von Thomas Alva Edison und
  • b) die Automaten wie Halbautomaten der Maschinenwelt.

Die Kohlefadenlampe fand in den 1880er Jahren Verbreitung, konnte auch in Privathaushalten verwendet werden, war allerdings Gegenstand umfangreicher Patent-Prozesse. Edison setzte sich durch. Für unser Thema ist interessant, daß damit vor allem für das Leben in den Städten und für die Arbeit in den Fabriken die Nacht zum Tag werden konnte. Dabei gilt die Elektrifizierung New Yorks (1881 bis 1886) als exemplarisch.

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Komplexes Zusammenspiel#

Also konnten die Produktionszeiten ausgebaut werden und durch das verändert Alltagsleben im urbanen Raum hat sich gewiß auch der Bedarf an Gütern markant verändert. Zwei von vermutlich mehreren Gründen, daß sich bis zum Jahr 1900 die Industrie merklich veränderte.

Aber man übersieht leicht, wie komplex unzählige Faktoren zusammenspielten, um solche Veränderungen zu bewirken. So wurde etwa das moderne Fahrrad in der Form des Niederrades („Safety“) zu jener Zeit entwickelt und leitete eine Revolution im Bereich „Personal Transport“ ein. Das als Beispiel, wie sehr unterschiedliche Aspekte den Lauf der Zeit verändern. Völlig neu war auch das enorme Tempo der Veränderungen.

Version zwo#

Ich hänge dem anderen Narrativ an, für das sich die Produktionsweisen selbst grundlegend verändert haben, nicht bloß deren Rahmenbedingungen (elektrisches Licht, Elektromotoren). Das geschah erst nach der damaligen Jahrhundertwende. Die Entwicklung und Einführung von Automaten wie Halbautomaten machten weit höhere Stückzahlen bei gleichbleibender Qualität möglich: Maschinen, die Teile herstellen, wie etwa Zahnräder, Wellen etc.

Damit wurden die Produktionsabläufe verändert und es kam zu umfassenden baulichen Veränderungen, um Fabriksanlagen den Neuerungen anzupassen. Das vollzog sich wenigstens ab zirka 1908, zum Ersten Weltkrieg hin. Außerdem hatten beispielsweise Invaliden aus dem Großen Krieg den Einfallsreichtum der Tüftler gefordert, um Automatisierungsschritte zu triggern, nach denen auch Versehrte mit eingeschränkten körperlichen Fähigkeiten in die Arbeitsprozesse eingebunden werden konnten.

Das erscheint mir essentieller als die Ablöse des Gaslichtes durch elektrische Lampen. Wo Maschinen in Werkstätten neuerdings mit elektrischen Motoren betrieben wurden, waren Ende des 19. Jahrhunderts immer noch Dampfmaschinen zum Antrieb von Stromgeneratoren verbreitet. Ich bevorzuge also die Erzählung b) mit den Automaten wie Halbautomaten der Maschinenwelt, um deutlich zu machen, was die Zweite Industrielle Revolution sei.